1. - S wie Startaufstellung

Ferrari ist zurück. Die Dominanz des Freitags wurde im Qualifying nicht bestätigt, Lewis Hamilton glaubt sogar, dass er das Zeug für die Pole Position hatte, doch trotzdem startet Felipe Massa zum vierten Mal in dieser Saison vom Startplatz an der Sonne - sollte diese denn tatsächlich scheinen. Aber dazu später mehr.

"Es ist toll wieder da zu sein und zu kämpfen", freute sich Massa. "Ich würde nicht sagen, dass wir absolut vor unserer Konkurrenz sind, aber wir sind auf jeden Fall wieder zurück und können gegen sie kämpfen. Das ist ermutigend." Neben Massa geht Hamilton von Platz 2 ins Rennen - ein Duell, das es schon in Malaysia gab. Dort hetzte Hamilton den Brasilianer in einen Fehler. Einen Fehler, für den Massa heftige Prügel einstecken musste. Hinter den beiden lauert wie damals Kimi Räikkönen auf der dritten Position, nur einer fehlt im Kreis der Top-Piloten.

Endlich zurück an der Spitze: Als wäre Nordamerika nie gewesen..., Foto: Sutton
Endlich zurück an der Spitze: Als wäre Nordamerika nie gewesen..., Foto: Sutton

Fernando Alonso stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Ausgerechnet jetzt, wo er nach dem Ärger von Indy allen zeigen wollte, wer der Doppelweltmeister ist, wer ab sofort in wessen Windschatten fährt, ausgerechnet jetzt, ereilte ihn das erste technische Problem des Jahres. Am Freitag hatte Norbert Haug noch geunkt: "Ein Jahr ohne Motorschaden? Das ist heutzutage eigentlich unmöglich." So schlimm sollte es dann zwar nicht kommen, doch der Getriebedefekt kostete Alonso das Qualifying, womöglich die Pole, auf jeden Fall eine Topstartposition und somit vielleicht schon einen möglichen Sieg.

Denn das wird von Startplatz zehn schwierig. "Ich wäre lieber als Elfter gestartet. Dann hätte ich eine andere Strategie festlegen können", sagt Alonso. Mit der gleichen Spritmenge an Bord wie die Piloten vor ihm werde es aber schwierig, viele Plätze gut zu machen. "Ich muss jetzt auf der Strecke überholen, mehr als ein fünfter, sechster, siebter Platz ist unrealistisch."

2. - S wie Start

In den Zeiten der Launch Control galten die Renault als Raketenstarter. Aber auch danach waren die Autos noch so ausgefeilt, dass sie am Start immer wieder für Furore sorgten. Diese Rolle gehört spätestens seit dieser Saison BMW Sauber. Allen voran Nick Heidfeld konnte in diesem Jahr schon etliche Plätze am Start gutmachen. Genau das hat er auch in Magny Cours vor. Der Gegner? Renault.

"Ich hoffe auf einen guten Start und darauf, wenigstens einen von den beiden Renault gleich am Anfang zu kriegen", sagt Heidfeld, der als Siebter gleich beide Renault vor sich hat. Den Ruhm vergangener Starts hat der Mönchengladbacher dabei nicht vergessen. "Das wird nicht ganz einfach, denn die Renaults starten normalerweise auch gut." Und schon in Nordamerika warnte er: "Es wird nicht immer klappen, dass ich gleich am Start ein paar Plätze gutmachen kann."

3. - S wie Strecke

Zum wohl letzten Mal geht es heute in einem Formel 1-Rennen auf dem Circuit de Nevers rund - hoffentlich. Die Fahrer werden den Kurs vermissen, den Kurs wohl gemerkt, nicht die triste Umgebung, die gelangweilten Kühe und die Trainingsunterbrechungen wegen loser Rasenstücke.

Hamilton ist nah dran an Ferrari., Foto: Sutton
Hamilton ist nah dran an Ferrari., Foto: Sutton

Denn obwohl die Strecke als Retortenkurs verschrien ist, bietet sie einige Herausforderungen. "Es ist von allem etwas dabei", sagen die meisten unter den 22 schnellsten Sonntagsfahrern dieses Planeten. Das ist auch logisch, schließlich wurden die Streckenteile nicht nur nach anderen Rennstrecken benannt, sondern auch bestimmten Kurvenkombinationen und Schlüsselstellen selbiger nachempfunden.

Die lang gezogene Estoril-Kurve, die Adelaide-Haarnodel und die Nürburgring-Schikane - alles bekannte Passagen, nur nicht in dieser Reihenfolge und auf ein und derselben Strecke.

4. - S wie Setup

Magny-Cours verlangt nach mittlerer bis hoher Downforce. In Frankreich wird diese Wahl wesentlich von den schnellen Kurven wie Turn 3 und den flott genommenen Schikanen der Kurven 6/7 und 11/12 bestimmt. Obwohl die Versuchung groß ist, mit flacheren Flügeln und entsprechend höherer Endgeschwindigkeit auf der langen Vollgas-Geraden hinunter zur Adelaide-Haarnadel Gegner überholen zu können, ist dies auf die gesamte Runde betrachtet keine sinnvolle Lösung. Der besagten Geraden geht die ultraschnellen Kurve 3 voraus - und wer hier mit weniger Abtrieb unterwegs ist, wird weder schnell genug durch die Kurve kommen, noch in der Lage sein, einem Gegner nah genug zu folgen. Mit höherem Topspeed allein lässt sich also selbst hier nicht überholen.

Der Kurs ist für seine äußerst ebene Fahrbahnoberfläche bekannt. Dies erlaubt den Teams, eine extrem geringe Bodenfreiheit und sehr steife Aufhängungs-Setups zu wählen. Beides unterstützt die Aerodynamik der Boliden. Zudem lassen sich die Autos mit dieser Abstimmung in den Schikanen schnell und präzise umsetzen. Wie üblich gilt es aber auch hier einen Kompromiss zu finden, denn die Strecke weist auch einige langsame Kurven auf, in denen eine weichere Abstimmung den Grip verbessert. Der Asphalt von Magny-Cours reagiert sehr sensibel auf Temperaturänderungen - selbst ein paar Minuten Bewölkung an einem sonst sonnigen Tag können das Gripniveau stark beeinflussen.

Grundsätzlich werden die Autos in Magny-Cours eher kurz und mit engen Gangabstufungen übersetzt, um eine optimale Beschleunigung aus den langsamen Ecken heraus zu erzielen. Die Teams achten dabei besonders auf den Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 250 km/h, weil gute Leistungsfähigkeit in den langsameren Sektoren mitentscheidend ist für den späteren Topspeed auf den Geraden. Erhebliche beansprucht wird die Kraftübertragung durch das Überfahren der Kerbs, was die Fahrer mehrfach und vor allem gegen Ende der Runde regelmäßig machen. Auf der Zeitenjagd im Qualifying ist es unerlässlich, die Kerbs sehr hart zu überfahren, im Rennen aber sind die Piloten angehalten, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen, um Motor und Kraftübertragung zu schonen.

BMW Sauber muss sich gegen Renault wehren., Foto: Sutton
BMW Sauber muss sich gegen Renault wehren., Foto: Sutton

Magny-Cours stellt an die Triebwerke keine ungewöhnlich hohen Ansprüche. Die V8-Motoren laufen etwa 64 Prozent der Runde mit voll geöffneten Drosselklappen. Das liegt etwas über dem Saisondurchschnitt, gilt aber als normaler Wert. Ein drehmomentstarkes Triebwerk ist auf diesem Kurs ein wichtiger Vorteil, da das Beschleunigungsvermögen aus den langsamen Kurven eine große Rolle spielt. Ebenfalls wesentlich ist eine möglichst sanfte und lineare Kraftentfaltung, damit die Balance des Chassis nicht gestört wird, wenn die Piloten mit Halb- bis Vollgas in die Schikanen oder durch Turn 3 fahren.

5. - S wie Strategie

Normalerweise halten sich die Fahrer und Verantwortlichen immer bedeckt, wenn es um die Rennstrategie geht. Mehr als "Wir haben eine gute, viel versprechende Strategie" ist ihnen selten zu entlocken. In Magny Cours ist das etwas anders, denn hier sind so viele verschiedene Strategien möglich, dass man nicht zu viel verrät, wenn man wie Adrian Sutil sagt: "Weil die Boxenstraße so kurz ist, gibt es hier tendenziell eher viele Boxenstopps. Ich schätze, dass die meisten Teams zwei oder drei Mal stoppen werden." Ferrari und Michael Schumacher trieben es 2004 sogar auf die Spitze - sie stoppten vier Mal und siegten. "Vier Stopps wie damals bei Michael wird wohl keiner wagen", glaubt Sutil. Der verantwortliche Taktiker von damals ist aber auch heute noch für die Strategie verantwortlich: Luca Baldisserri.

Bei Williams beurteilt Sam Michael die Situation wie folgt: "Die Strategie wird sehr interessant, weil in den vergangenen Jahren einige Multistoppstrategien versucht wurden." Durch die Veränderungen am Qualifying-Reglement wurde die Anzahl der Boxenstopps in den vergangenen Jahren zwar verringert, "aber Magny Cours könnte davon eine Ausnahme sein." Die Chefstrategen könnten also wieder einmal gefragt sein.

6. - S wie Sonntagswetter

Schon am Donnerstag kursierten unterschiedliche Wettervorhersagen für den Renntag. Mittlerweile heißt es so schön: Es wird durchwachsen. Das Rennen kann also sowohl bei Nässe als auch Trockenheit stattfinden - auch Mischbedingungen sind denkbar. Nick Heidfeld hätte damit kein Problem. Erstens: weil er Regenrennen liebt. Zweitens: weil er von Startplatz 7 nach vorne kommen möchte.

"Unsere Wettervorhersage kündigt für Sonntag weiterhin Regen an", sagt er. "Die Frage ist nur: Wann es regnet, ob überhaupt während des Rennens und wenn, wie stark." Nick käme das entgegen. "Wir hatten schon lange keines mehr, und auf nasser Fahrbahn ist einfach mehr Feingefühl gefordert. Ich komme da immer ziemlich gut zurecht. Vielleicht liegt das daran, dass ich schon zu Kart-Zeiten immer viel im Regen trainiert habe, weil da weniger los war auf den Bahnen."

Die Fans dürfen gespannt sein., Foto: Sutton
Die Fans dürfen gespannt sein., Foto: Sutton

Auch Fernando Alonso würde sich über einen kleinen Schauer nicht beschweren. "Ich werde über Nacht beten, dass es regnet", sagt er mit einem Augenzwinkern. "Wenn du schneller als die anderen im Trockenen bist, dann gewinnst du vielleicht drei Zehntel pro Runde, wenn du schneller im Nassen bist, dann sind es schnell zwei Sekunden. Dann kannst du viel einfacher Plätze gut machen." Und dann ist bekanntlich alles möglich.

7. - S wie Spannung

Sollte es regnen, ist nicht nur alles möglich. "Regenrennen sind im Prinzip unberechenbar", so Heidfeld. "Das macht es für die Strategen extrem schwierig und für die Zuschauer meistens umso spannender." Aber auch im Trockenen verspricht der Frankreich GP einiges an Spannungsmomenten. Das Duell Ferrari und McLaren scheint endlich wieder mit gleichen Waffen ausgetragen zu werden. Mit dem Zweikampf zwischen BMW Sauber und Renault kommt zudem ein weiteres Duell hinzu. Und Fernando Alonso darf man niemals abschreiben, auch nicht von Platz 10.

"Die Strecke ist nicht ideal für Überholmanöver", gibt Kimi Räikkönen zu, "aber es gibt trotzdem einige Überholchancen." An diesem Wochenende sei es überraschend einfach gewesen, anderen Autos zu folgen. "Also warten wir ab, was passiert." Lewis Hamilton sieht den Kampf um den Sieg jedenfalls völlig offen. "Ich, Felipe und Kimi wissen wo wir stehen und wir werden alles geben, um ganz vorne zu stehen." Wir freuen uns darauf.