Nach jedem Rennwochenende sinnieren wir an dieser Stelle über die Lehren des jeweiligen WM-Laufs. Die Freitagspressekonferenz schreit geradezu nach einer Vorab-Sonderausgabe: Die Lehre von laufenden juristischen Fällen - weder Jean Todt noch Colin Kolles wollten ihre Gerichtsstreitigkeiten öffentlich austragen. Also bleiben die Arbitration gegen die Kundenchassisteams und das Verfahren gegen Nigel Stepney weiter ein Mysterium.

Die Lehre von den Testzeiten - "Ich glaube nicht, dass es ein Sprung nach vorne ist", sagte John Howett über die guten Testergebnisse seines Toyota Teams in Silverstone. "Testfahrten sind Testfahrten", bemühte Flavio Briatore das alte Vorurteil. "Es ist eine größere Ermutigung, wenn man bei einem Rennen auf dem Podium steht." Eine schnelle Testzeit mache keinen Unterschied. Trotzdem mache Toyota Fortschritte und entwickle das Auto ständig weiter. "Aber wir wollen wieder so konkurrenzfähig sein wie in Barcelona."

Die Lehre von den Trainingszeiten - "Wir hatten heute wohl weniger Sprit im Auto", gestand Todt ehrlich. Die Freitagstrainingszeiten bedeuten also vorerst noch lange keinen Umschwung im Kräfteverhältnis. "Zehn Kilo können hier zwischen drei und vier Zehntel ausmachen", betonte Todt. "Wichtig wird es erst im Qualifying und Rennen." Zu Saisonbeginn habe man vorne gelegen, dann sei man drei Rennen zurückgelegen, jetzt möchte er abwarten, wo sich Ferrari ab Saisonrennen Nummer 8 einrangiert.

Auch John Howett ist bei Ralf Schumachers Problemen überfragt., Foto: Sutton
Auch John Howett ist bei Ralf Schumachers Problemen überfragt., Foto: Sutton

Die Lehre vom Windkanal - Bislang war es nur ein Gerücht, bestenfalls aus gesicherten Quellen. Jetzt ist es endlich offiziell: "Ja, es ist wahr - wir hatten ein Problem mit dem Windkanal", eröffnete Jean Todt. "Wir haben rund zwei Wochen Entwicklungszeit verloren, aber das soll keine Entschuldigung sein." Auch nicht für Spyker, die momentan im Windkanal an ihrem neuen Auto feilen. Dieses soll ab der Türkei für bessere Rundenzeiten sorgen, auch wenn es vorher wohl nicht mehr getestet werden kann. "Mechanisch wird es ein komplett neues Auto", sagte Teamboss Colin Kolles. "Es wird die Basis für 2008." Auf der Aerodynamikseite wird es eine neue Motorabdeckung, neue Seitenkästen und neue Flügel geben - also ein komplett neues Auto.

Die Lehre von Ralf - Was ist mit Ralf Schumacher los? Was ist sein grundlegendes Problem mit dem TF107? "Am besten fragen Sie ihn selbst", erwiderte TMG-Präsident John Howett. "Er hat ein grundlegendes Problem mit der Vorderachse des Autos, dem Grip und der Balance. Wir versuchen das stetig zu verbessern." Ralf komme mit einem untersteuernden Auto nicht so gut klar wie sein Teamkollege. "Deshalb müssen wir für ihn die Vorderachse verändern."

Die Lehre von den Wundern - Auch Renault musste sein Auto seit Saisonbeginn stark verbessern, aber an Wunder glaubt Flavio Briatore nicht. "Unser Ziel ist ganz einfach: wir wollen Dritte in der Konstrukteurs-WM werden. Wir träumen nicht: Ferrari und McLaren sind in diesem Jahr stärker."