Er war das Dauerthema des US Grand Prix, dabei fuhr er in diesem zum allerersten Mal in einem F1-Rennen mit. Für Mario Theissen war der Hype um sein Jungtalent Sebastian Vettel keine Überraschung. "Das habe ich schon erwartet", sagt der BMW-Motorsportdirektor. "Aber ich habe es nicht in vollem Maß mitbekommen, weil wir in Übersee waren." Als übertrieben empfand er die Berichterstattung über den 19-Jährigen nicht. "Gemessen an dem, was er im letzten Jahr in Istanbul geschafft hat, war es sicher nicht übertrieben." Zur Erinnerung: dort ist er am Freitag Tagesbestzeit gefahren.

Theissen gibt jedoch zu, dass der PR-Faktor bei der Auswahl des Ersatzfahrers schon eine gewisse Rolle gespielt habe. "Wenn wir Sebastian schon am Montag in Montreal bekannt gegeben hätten, wäre er bis zum Wochenende im Mittelpunkt gestanden und hätte keine Ruhe gehabt." So ersparte man ihm ein paar Tage Rummel, zumal Theissen ernsthaft davon ausging, dass Robert Kubica in Indy würde fahren können. "Insbesondere aufgrund der Aussage des Arztes in Kanada haben wir damit gerechnet."

Es kam anders und es ging alles gut. "Sebastian hatte einen sehr guten Einstand", wiederholt Theissen sein Lob für den Jungpiloten. "Er hat erreicht, was man von ihm erwarten konnte - vielleicht sogar etwas mehr." Auf welchem Bereich dieses Mehr zu suchen ist, verrät Theissen nicht. Denn eigentlich hat Vettel wirklich nur das erreicht, was man von ihm im drittschnellsten Auto des Starterfeldes erwarten musste - eine Punkteankunft. Denn obwohl er einige Wochen nicht getestet hatte, ging er mit einiger Testerfahrung mit dem Boliden in sein erstes Rennwochenende als Einsatzfahrer.

Ein kompletter Rennfahrer ist er deshalb aber noch nicht. "Er muss noch einiges lernen", gesteht Theissen. Gerade am Start habe er in Indy Lehrgeld bezahlt. "Er hat eben nur sehr wenige Rennsituationen erlebt, diese Erfahrung kann man ihm nicht am grünen Tisch beibringen, das ist ein Lernprozess den unsere Stammfahrer schon längst hinter sich haben." Aber natürlich hat Vettel jetzt Blut geleckt. "Er hat auch das Zeug dazu, aber das Verlangen war schon vor Indy vorhanden, er drängt wie jeder andere darauf, ins Auto zu kommen - aber jetzt muss er sich erst einmal wieder gedulden." Und fleißig weiter lernen...