Spaßige Beleidigungen von Magny Cours waren in der Vergangenheit bei Red Bull Racing im Vorfeld des Rennens irgendwo im Nirgendwo von Frankreich beinahe schon Tradition. In diesem Jahr hat das Team aber eine Kehrtwende gemacht und einen Franzosen zu Wort kommen lassen. Das Ergebnis: eine humorige Abrechnung mit England. Zwar hätte das vielleicht besser vor das Rennen in Silverstone gepasst, vorenthalten wollen wir Ihnen das aber trotzdem nicht. Hier also das, was Red Bull Racing im Vorfeld des Frankreich Grand Prix der Welt mitzuteilen hatte:

Fabrice Lom über England und Engländer

Okay, wir geben es zu: In den beiden letzten Jahren verursachten unsere Previews für den Frankreich GP aufgrund der Attacken auf die Gastgeber-Nation Kontroversen. Die Texte wurden berühmt, oder genau gesagt, berüchtigt. Diesmal machen wir es dem "L'Hexagone" leichter. Geschieht das wegen des Schriftzugs "Renault" auf den Ventildeckeln unserer Motoren? Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Weil er seit elf Jahren mit Briten zusammenarbeitet, ist Fabrice Lom, er steht an der Spitze des Renault-Prgramms mit Red Bull Racing, genau der Richtige, um über die Fehler und Schwächen der Engländer zu sprechen.

"Was mich an diesen Attacken auf die Franzosen ärgert", sagt Lom, "ist die Angewohnheit der Engländer, andere Leute und deren Gepflogenheiten anzugreifen, während wir Franzosen so etwas nicht tun. Entsprechend irritierend ist es, jetzt einen Freibrief zu bekommen, vom Leder zu ziehen. Aber ich erkenne natürlich den lustigen Aspekt. Dann wollen wir mal. Ich weiß, dass die Engländer meinen, die Franzosen seien schmutzig und würden sich nicht waschen. Vor diesem Hintergrund amüsiere ich mich bei jedem Hotel-Aufenthalt in England, weil es weltweit nirgendwo schwieriger ist, an wohl temperiertes Waschwasser zu kommen: Entweder ist es brüllheiß, oder eiskalt - dazwischen gibt´s nichts. Wenn die Engländer wirklich so stolz auf ihre Reinlichkeit sind, dann frage ich mich, wie sie es überhaupt anstellen, sich anständig zu waschen. Das Fehlen von Mischbatterien im Bad ist ein fundamentaler Fehler Englands."

Lom findet allmählich Geschmack an seiner Aufgabe und kommt in Fahrt: "Die Engländer sind so stolz auf ihr eigenes Land und lassen einen das ständig spüren. Andererseits ist die Nation weltweit führend, was das Auswandern betrifft. In allen Ländern mit angenehmem Klima trifft man auf Engländer, die nur zu glücklich sind, dass sie ihrem Land den Rücken gekehrt haben. Gleichzeitig rufen sie von den Dächern ihrer Häuser, ihr Heimatland sei das schönste überhaupt. Urkomisch!"

England und Alkohol, für Fabrice Lom ein schwieriges Thema, Foto: Sutton
England und Alkohol, für Fabrice Lom ein schwieriges Thema, Foto: Sutton

"Offenbar lernen die Engländer in der Schule nichts über Grammatik. In Frankreich bringt man uns die unterschiedlichen Zeiten bei, die wir regelrecht pauken müssen. Aber wenn man einen Engländer fragt, ob in einem bestimmten Zusammenhang "has been" oder "was" korrekt ist, dann antwortet er, er habe keinen Schimmer. Die Engländer haben keine Regeln. Anstatt richtig zu lernen, orientieren sie sich an Gewohnheiten."

Offenbar haben "les anglais" auch keinerlei Temperaturempfinden. "Wenn man mit Engländern zusammenarbeitet", sagt Lom, "dann sitzt man immer in der Kälte, denn die Temperaturen in deren Büros liegen ungefähr zehn Grad Celsius unter denen, die im übrigen Europa üblich sind."

Und jetzt der Knaller: Das Alkohol-Problem. "Seitdem ich mit Engländern zusammenarbeite habe ich immer mehr den Eindruck, als falle es ihnen schwer, oder als sei es ihnen nicht möglich, in kleinen Mengen zu trinken, um den Geschmack zu genießen. Wenn die loslegen, sind sie kurz darauf betrunken. Das ist infernalisch. Die Beziehung zwischen den Engländern und Alkohol lässt sich auf den Nenner "je t'aime moi non plus" bringen."

Das Zeigen von Gefühlen. "Engländer, die ich von der Arbeit her kenne, haben keine Vorstellung davon, wie man Glücksgefühle ausdrückt. Als wir den WM-Titel gewonnen haben, begossen sich die Franzosen im Team gegenseitig mit Wasser und spritzten Champagner in der Gegend herum. Das scheint so gar nicht nach dem Geschmack der Engländer zu sein, denn wenn wir sie mit Champagner "angriffen", reagierten sie völlig überrascht."

"Ein weiterer großer Unterschied", fährt Lom fort, "ist die Respektierung von Hierarchien. Das muss daher rühren, dass es in England den Adel gibt, während wir in Frankreich unsere Revolution hatten. Wenn in England der Boss eine Anweisung gibt, dann mag sich der Subalterne zwar hinter dessen Rücken aufregen, aber er tut genau das, was ihm aufgetragen wurde. In Frankreich ist es hingegen so: Der Boss ordnet etwas an, und gegebenenfalls sagt ihm der Untergebene offen ins Gesicht, wenn er Bedenken hat. Dann wird das Problem ausdiskutiert - Kadaver-Gehorsam gibt es nicht. Das bringt doch ein wenig Leben in die Boxen, kommt aber bei den Engländern nicht gut an und sorgt für Stirnrunzeln."

Noch etwas, Fabrice, bevor wir dir in den Boxen einen bewaffneten Wächter zur Seite stellen? "Ich mag es gar nicht, auf die Engländer einzudreschen, aber amüsanterweise sind sie stets wild darauf, andere zu attackieren. Vielleicht sollten sie zunächst einmal vor der eigenen Tür kehren. Meiner Meinung nach sind die ganz schön dreist."