Die Lehre vom Schlaf

Eigentlich müssen F1-Fahrer immer hellwach sein, aber in Indianapolis schien sich alles um einen guten Schlaf zu drehen. "Mir geht nicht viel durch den Kopf, so langsam sinkt die Tatsache, dass ich fahren werde", sagte Sebastian Vettel am Donnerstag vor seinem GP-Debüt. "In der Nacht wird das nicht anders sein, es wird dunkel, ich gehe ins Bett und wache morgens wieder auf." Am Sonntag gestand er dann aber: "Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war die schlimmste, weil ich lange nicht im Auto gesessen war. Danach hatte ich keine Probleme mit dem Einschlafen." Deshalb legte sich Vettel auch vor seinem ersten F1-Qualifying noch einmal kurz hin. "Das heißt aber nicht, dass er tief und fest geschlafen hat", scherzte Motorsportdirektor Mario Theissen. Das Vettel-Schläfchen scheint bei BMW Sauber jedoch zur allgemeinen Vorbereitung gehört zu haben: bei der Öffnung der Boxengasse zum Vorstart am Sonntag fehlte einer - Nick Heidfeld. "Er hatte sich noch mal hingelegt und ausgeruht", so Theissen, "dann hat er die Motoren gehört und dachte: Die werden doch jetzt nicht das Rennen fahren und ist schnell heruntergeeilt." Angesichts eines Drehers und eines technischen Defekts hätte Nick auch gleich liegen bleiben können...

Die Lehre vom Rekord

Vettel war ein gefragter Gesprächspartner und ständiges Gesprächsthema - ob man wollte oder nicht..., Foto: Sutton
Vettel war ein gefragter Gesprächspartner und ständiges Gesprächsthema - ob man wollte oder nicht..., Foto: Sutton

Sebastian Vettel bestreitet sein GP-Debüt, er wird einer der jüngsten F1-Starter aller Zeiten und könnte sogar der jüngste WM-Punkteinhaber der F1-Geschichte werden. Vor dem Rennwochenende interessierte ihn aber nur eins: "Jetzt darf ich doch wieder am Freitag fahren", lachte er - denn erstmals ging es für den Ex-Freitagstester auch am Samstag und Sonntag weiter. Über die Möglichkeit, der jüngste Punkteinhaber zu werden, machte er sich jedoch vorher keine Gedanken. "Das ist mir nicht bewusst - nur zwangsweise, ich muss ja Euren Fragen zuhören." Hinterher hatte sich diese Meinung nicht geändert. "Das ist mir wurscht", sagte Sebastian. Sein erster WM-Punkt wird ihm nicht wurscht sein.

Die Lehre vom Newcomer

Und noch einmal Vettel: wie die bisherigen Lehren demonstrieren, führte am jungen Deutschen kein Weg vorbei. Selbst Nick Heidfeld musste sich in 90% der an ihn gerichtete Fragen mit Themen rund um seinen neuen Teamkollegen auseinandersetzen - so richtig begeistert war Nick davon verständlicherweise nicht. Aber auch Mario Theissen kam nicht ungeschoren davon. Würde er Vettel als den Hamilton von BMW bezeichnen? "Nein, das überlasse ich anderen..."

Die wilde Lehre der Intelligenz

Während in Deutschland also niemand an Sebastian Vettel vorbeikam, war er für die meisten englischen Kollegen zwar bekannt, aber eben noch nicht so geläufig wie ihr allgegenwärtiger Lewis. Deshalb wollte ein Kollege wissen, wie Vettel denn seinen eigenen Fahrstil beschreiben würde? "Ich hoffe wild und intelligent", antwortete dieser. Am Sonntag versuchte er dem gleich am Start gerecht zu werden: er rumpelte über die Wiese und begründete dies damit, dass er kein unnötiges Risiko eingehen wollte - ganz schön wild und intelligent.

Die Lehre von den Gegnern

Als ob es junge Fahrer in der F1 nicht schon schwierig genug hätten - der Druck, die Konkurrenz, die Technik. Scott Speed musste bei seinem Heimrennen sogar noch mehr Gegner bezwingen, als das übliche Graining, den geringen Grip oder das ständige Unter- und Übersteuern. "Leider hatten wir einige Probleme am Auto", sagte er - und was für welche: "Mit dem Lenkrad, mit dem Fernsehmonitor, der in der Box auf meinen Finger gefallen ist, und am Ende wurde der Windmesser locker." Wahrlich kein produktiver Tag...

Die Lehre von der Trinkflasche

Heikki Kovalainen: TV-Monitor ja, Flasche nein. Dieses Motto gilt nicht für alle Finnen..., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen: TV-Monitor ja, Flasche nein. Dieses Motto gilt nicht für alle Finnen..., Foto: Sutton

Vielleicht war es die Angst vor herunterfallenden Flaschen, die Heikki Kovalainen den letzten Denkanstoß für seinen Strategietrick gab: "Ich werde morgen wieder keine Trinkflasche ins Rennen mitnehmen", sagte der Finne am Samstag. "Sie wiegt ein bis anderthalb Kilo. In Barcelona haben wir ausgerechnet, dass es vier Sekunden im Rennen brachte, als ich darauf verzichtete. Und wenn man hier die Chance hat, ein paar Sekunden zu gewinnen, dann kann ich ruhig auch ohne Trinkflasche fahren." In Malaysia sollte er das lieber nicht probieren - sonst könnte er schon nach vier Sekunden unter Dehydration leiden.

Die Lehre von den Deutschen

Fünf Deutsche waren in Indianapolis am Start, da waren interne Duelle geradezu programmiert. Ralf Schumacher erwartete kurz vor dem Start jedoch kein Duell mit Nico Rosberg. "Ich hoffe, dass ich mich nach vorne und nicht nach hinten orientieren kann." Der Plan ging schief: In der ersten Kurve orientierte sich Ralf weder nach vorne noch nach hinten, sondern zu stark nach links - in Coulthard, Barrichello, Button und die Wiese.

Die Lehre von den Flaggen

Flaggenkunde ist eigentlich nicht schwierig - gelb bedeutet Gefahr, grün keine Gefahr mehr, schwarz-weiß kariert bedeutet es ist vorbei und rot bedeutet es wäre eigentlich noch nicht vorbei, ist es aber jetzt dann doch. Nur die blaue Flagge wird gerne mal übersehen - wer lässt schon gerne freiwillig andere vorbei? Ein Streckenposten wollte den Hinterbänklern das Überrunden aber etwas zu deutlich anzeigen. Die blaue Flagge flutschte aus seiner Hand und flog mitten auf die Zielgerade. Ein Teil trudelte Runden lang über die Strecke und signalisierte allen, dass sie die Hinterleute vorbeilassen sollten, ein anderer Stofffetzen wurde von Jarno Trullis Unterboden eingesammelt. Leichter hatte er es beim Überholen deshalb aber auch nicht...

Die Lehre vom Staub

Kommt schnell, der ganze Schmutz muss weg!, Foto: Sutton
Kommt schnell, der ganze Schmutz muss weg!, Foto: Sutton

Fernando Alonso hätte sich in Runde 38 wohl eine blaue Flagge gewünscht - für seinen Teamkollegen, von seinem Team. "Das war ein spannender Moment für uns an der Boxenmauer", wurde Ron Dennis im Team-Press Release zitiert. Erst Recht, als Hamilton sich gegen den Angriff des Spaniers wehrte und dieser danach wütend in Richtung Boxenmauer zog und mal wieder zu nonverbaler Kommunikation griff. Hinterher stellte Fernando in der Pressekonferenz klar, dass dies natürlich keine verärgerte Kritik am Team gewesen sein soll. "Ich fuhr die ganze Zeit in seinem Windschatten und der Staub von seinen Bremsen landete auf meinem Overall, dem Helm und dem Auto, deshalb fuhr ich manchmal eine andere Linie, um saubere Luft zu erhalten." Aber natürlich. Mit dem Handzeichen wollte er bestimmt nur einen Staubsauger für den nächsten Boxenstopp anfordern. Norbert Haug konnte dem Duell trotzdem etwas Positives abgewinnen - denn das Team fuhr erneut einen deutlichen Doppelsieg ein. "Und es ist nicht gerade die schnellste Art dem Feld wegzufahren, wenn man miteinander kämpft." Schon gar nicht, wenn der Overall so verstaubt ist...