Viele rätseln über die momentane Formschwäche von Ferrari - eine Ursache könnte relativ klar sein, war aber bis jetzt ein ganz großes "Staatsgeheimnis": Zwischen dem Spanien GP und dem Monaco GP gab es im hauseigenen Ferrari-Windkanal wohl einen ziemlich heftigen Zwischenfall, der den Windkanal für Wochen lahmlegte. Als Ferrari-Pressechef Luca Colajanni in Indy darauf angesprochen wurde, wurde er kreidebleich und beschwor den durch private Kontakte sehr gut informierten Fragesteller, davon doch bitte nichts verlauten zu lassen. Manchmal muss man sich in der Formel 1 an solche Dinge halten - um sich selbst und vor allem beteiligte Kollegen nicht in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen.

Da aber inzwischen Teile der Geschichte da und dort sowieso durchgesickert sind - hier der aktuelle Wissensstand von motorsport-magazin.com: Was passierte, war offensichtlich eine Art "Explosion" eines der Stahlbänder, dass die sich bewegende "Staßenunterlage" antreibt, mit der ein fahrendes Auto mit bis zu knapp 300 km/h Stundenkilometer Geschwindigkeit simuliert werden kann. Wie Geschosse herumfliegende Metallteile beschädigten nicht nur das gerade getestete Auto, sondern vor allem auch wichtige Einrichtungen des Windkanals.

Und da Ferrari im Gegensatz zu einigen anderen Top-Teams nicht mit zwei Windtunneln arbeitet, hatte der Ausfall massive Konsequenzen auf das Aerodynamik-Entwicklungsprogramm. Die Roten konnten bei den letzten Rennen kaum noch mit neuen Teilen aufwarten - was den deutlichen Rückfall gegenüber der Konkurrenz erklären würde. Zwar war es mit ein bisschen Verzögerung wohl möglich, etwas Zeit in einem Windkanal eines anderen italienischen Unternehmens zu bekommen, aber das ist natürlich nicht dasselbe: Wer weiß, wie kompliziert die hundertprozentig exakte Kalibrierung dieser Windkanäle ist, wie schnell es zu Abweichungen zwischen ermittelten Daten und deren tatsächlicher Übertragbarkeit auf die Strecke ist, kann sich die Komplikationen vorstellen.

Das einzige, was immer noch ein Geheimnis bleibt: Ob - und wenn seit wann - der Ferrari-Windkanal jetzt wieder funktioniert.