Das große interne Duell bei McLaren, der Unfall von Robert Kubica in Kanada, der immer konstantere Speed von BMW im Spitzenfeld, selbst wenn dann im Rennen mal was schief geht, das Debüt von Sebastian Vettel - Themen gab's auf der Nordamerika-Tour der Formel 1 eigentlich genug. Nur Ferrari schein so recht keines mehr zu sein. Vom großen Weltmeisterteam der Vergangenheit redet - außer in Italien, und dort nur missmutig - kaum noch jemand. Die Roten sind in den letzten Wochen vom WM-Favoriten, als der sie zum Saisonstart in Australien noch eindeutig gehandelt wurden, zumindest im Aufmerksamkeitswert fast zum Mitläufer geworden.

Wobei die genauere Analyse zeigt: Im Rennspeed schien Ferrari, vor allem Kimi Räikkönen, zumindest in Indianapolis, gar nicht so weit weg zu sein von den Silbernen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Hamilton und Alonso, Zweikampf hin oder her, nach dem zweiten Boxenstopp bereits mit reduzierter Drehzahl fuhren - was sich schon im freien Training mit sehr konstanten Longruns angedeutet hatte, fand da seine Bestätigung. Das große Problem ist das Qualifying: Ferrari leidet tatsächlich vor allem daran, auf eine Runde nicht so viel aus den Reifen herausholen zu können wie die Konkurrenz. McLaren-Mercedes hat wohl gerade auf diesem Gebiet immer größere Fortschritte gemacht, während sich die Roten schon mit "störenden" BMWs oder Renaults herumschlagen müssen, die mitmischen und im Zweifelsfall dann auch noch die eigene optimale Rennstrategie durcheinander bringen.

Ferrari auf dem Podium: nur noch eine Randerscheinung., Foto: Sutton
Ferrari auf dem Podium: nur noch eine Randerscheinung., Foto: Sutton

Eigentlich ist diese Entwicklung gar nicht so verwunderlich. Zu Saisonbeginn hatte Ferrari sicher noch einen größeren Wissensvorsprung im Umgang mit den neuen Einheitsreifen - der hat sich aufgebraucht, die anderen haben dazugelernt. Auch, wenn die Ferrari-Offiziellen von Todt über Domenicali bis Baldisserri meinen "wenn wir wüssten, woran es liegt, dann hätten wir das Problem nicht oder könnten es sofort lösen" - das ist vielleicht nur die halbe Wahrheit. Denn daran, dass die Konkurrenz die besseren Ideen hat und möglicherweise auch den besseren Input von den Fahrern bekommt, ist schwer etwas zu ändern, selbst wenn man davon weiß.

Dass der Abgang des Duos Ross Brawn und Michael Schumacher völlig ohne Probleme zu kompensieren sein würde, können eigentlich selbst oder gerade Ferarri-intern nur die allergrößten Überoptimisten geglaubt haben. Mittelfristig musste sich dieser Verlust bemerkbar machen, bei aller kollektiven Teamphilosophie, die ja auch von Ferrari im Winter immer wieder beschworen wurde. Jetzt hofft man, mit neuen Teilen bei den kommenden Tests noch einmal einen entscheidenden Sprung zu schaffen. Wobei allerdings die Frage bleibt, ob nicht den anderen von Silber bis Weiß-Blau mindestens die gleichen Schritte gelingen. Sehr viel spricht im Moment nicht dafür, dass Ferrari schnell genug eine Trendwende schafft, um noch einmal zum gleichwertigen WM-Konkurrenten zu werden. Aber vor allem die Tifosi würden sich natürlich gern positiv überraschen lassen.