Die Formel 1 ist ständig in Bewegung, denn die Kräfteverhältnisse sind nichts, was in Stein gemeißelt ist. Das ist auch der Mannschaft von McLaren bewusst, die momentan zwar einen Vorteil gegenüber dem Rest des Formel 1-Starterfeldes besitzt, sich aber nicht darauf ausruhen will. "Die Aerodynamik ist immer noch ein entscheidender Faktor. Wir haben das Jahr mit dem Ziel begonnen, 0,15 Sekunden pro Rennen zuzulegen und wir haben das auf 0,2 Sekunden pro Rennen gesteigert. Jetzt sind wir sogar noch besser und blicken voraus", meinte Geschäftsführer Martin Whitmarsh nach dem Rennen in Indianapolis.

Das Vertrauen in die Arbeit der Ingenieure sei jedenfalls sehr groß, betonte er, denn man könne die Verbesserungen sofort auf der Stoppuhr erkennen. "Wir haben für Frankreich einen ziemlichen Schritt nach vorne in der Pipeline und, wenn man das Entwicklungssystem ansieht, wir haben noch einige weitere Dinge, die kommen", drohte er der Konkurrenz schon fast. Damit gab er indirekt auch eine Antwort auf Kimi Räikkönen, der am Sonntag gemeint hatte, dass Ferrari bei den Tests in Silverstone mit einigen Neuerungen kommen werde, aber die anderen wohl auch.

Für Whitmarsch hängt die Entscheidung im Entwicklungswettkampf vor allem davon ab, wer die kleinen Schritte besser setzt. "In diesem Jahr, mehr als sonst, geht es um eine große Anzahl an kleinen Änderungen. Jeder, der das Auto genau studiert, wird zehn oder 20 sichtbare Änderungen erkennen, die auf das Auto kommen - und dann sind da noch die unsichtbaren", erklärte er. So gehe es momentan eher um das Mikromanagement, was den Luftfluss um das Auto betrifft und bei McLaren gäbe es ein Team von jungen Ingenieuren, die mit vollem Eifer daran arbeiten, betonte er weiter. "Die sind aber nicht selbstgefällig, denn Ferrari ist ein guter Gegner und will auch die WM gewinnen. Sie werden weiter Druck auf uns machen."

Von wem Whitmarsh auch mehr Druck, aber vor allem Spekulationen erwartet, sind die Medien. "Erwarte ich mehr Spekulationen über unsere Jungs und ihre Beziehung? ja", sagte er kurz und knapp. Denn Whitmarsh sieht zwei Siegfahrer in seiner Mannschaft und er wäre besorgt gewesen, wenn Fernando Alonso am Sonntag aus dem Auto gestiegen wäre und sich gefreut hätte, dass ihn Lewis Hamilton besiegt hat. "Es kann eine Ablenkung sein, aber im Moment ist es das nicht. Wenn man zwei wettkampfstarke Fahrer hat, dann werden sie immer gegeneinander fahren", meinte er.

Whitmarsh ist sich aber auch bewusst, dass nun besonders viel Druck auf Fernando Alonso lastet, denn mit Lewis Hamilton habe er einen jungen, selbstsicheren und beinahe unbesiegbaren Teamkollegen. "Fernando ist aber ein phänomenaler Wettkampftyp und es ist noch immer eine lange Saison und er hat noch immer das Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen." Das bestätigte auch Alonso selbst, der, zwar mit einer etwas säuerlichen Miene, auch ein paar lobende Worte für seinen Teamkollegen fand. "Es war eine Überraschung für mich und eine Überraschung für alle, ihn so stark und zu diesem Zeitpunkt in der WM-Führung zu sehen. Aber ich habe viel Selbstvertrauen. Wir haben erst sieben Rennen gesehen, es sind noch zehn zu fahren. Ich bin mit meinen 48 Punkten glücklich und die WM wird am Ende entschieden", sagte Alonso.