Die Tribünen sind ziemlich leer - trotz der weltweit für die Formel 1 niedrigsten Eintrittspreise. Das liegt nicht nur daran, dass die amerikanischen Fans von dem Reifenchaosrennen 2005, als nur sechs Autos an den Start gingen, frustriert sind. Auch im achten Jahr des Amerika-Comebacks ist die Formel 1 in den USA nicht wirklich angekommen - und in Indianapolis, Indiana, nicht gerade der weltoffensten Region dort, schon gar nicht. Die Serie kein Begriff, die Fahrer schon gar nicht - da werden die Besucher aus dem fernen Europa dann beim Dinner oder im Hotel vom ahnungslosen Indianapolis-Bürger schon einmal gefragt, ob das denn irgendwelche Stockcars seien, diese seltsame Formel 1, oder ob etwa Dale Earnhardt jr. da auch mitfahre. Der ist der größte Star der amerikanischen NASCAR-Serie - und das ist neben den legendären 500 Meilen von Indianapolis eben das, was man in dieser Stadt vom Rennsport weiß und für die einzig wahren Autorennen hält.

Seit 2005 sind die Fans noch weniger heiß auf die F1., Foto: Sutton
Seit 2005 sind die Fans noch weniger heiß auf die F1., Foto: Sutton

Nicht weiter verwunderlich ist da, dass die Zukunft des US-GP noch äußerst wacklig ist. Der Vertrag läuft aus - und über einen neuen ist man sich noch nicht einig. Ein erstes Treffen zwischen Streckenbesitzer Tony George, Indy-Geschäftsführer Joie Chitwood und Bernie Ecclestone verlief an diesem Wochenende ohne Ergebnis. Der Formel-1-Boss gibt den Veranstaltern des Großen Preises der USA die Schuld an der Zuschauermisere - wegen mangelnder Promotion. "Wir kommen in die Stadt und was sehen wir da? Wir sehen Plakate, die das Indy 500 bewerben. Das ist nicht wirklich der richtige Weg, um für die Formel 1 zu werben", schimpfte Ecclestone - man werde allerdings trotzdem in den nächsten Wochen noch weiter reden, um vielleicht doch noch eine Lösung zu finden.

Schon vor der Aufnahme der Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung hatte er ja erklärt, dass die Formel 1 nicht unbedingt in den USA fahren müsse - angesichts der vielen potentiellen Veranstalterländer vor allem in den arabischen Ländern und in Asien, die ja Schlange stünden und nur darauf warteten, ein Formel-1-Rennen zu bekommen. Aber Ecclestone brachte ja sowieso gleich noch eine zweite Variante ins Spiel. Man könne ja auch in den USA auf einen anderen Kurs ausweichen könnte, sollte man den Vertrag mit Indianapolis nicht verlängern können. Angeblich sollen Angebote unter anderem aus Las Vegas und New York vorliegen - für ein von Ecclestone sowieso favorisiertes Stadtrennen. "Wir sprechen mit allen", sagt er - wissend, dass gerade die Hersteller in der Formel 1 von einem völligen Verzicht auf ein USA-Rennen aus Marketing-Gründen nicht begeistert wären.

Ginge es nach BMW Motorsport Direktor Mario Theissen, dann würde die Formel 1 ja sogar neben Montréal und Indianapolis noch ein drittes Mal nach Nordamerika kommen: "Für uns ist sehr wichtig, in Nordamerika vertreten zu sein - besser drei- als zweimal, da zähle ich Montréal dazu. Ob das nun Indianapolis ist oder eine andere Strecke, ist für uns weniger entscheidend. Wir setzen uns dafür ein, dass die Formel 1 in den USA bleibt, aber wir reden nicht mit der Strecke direkt."