Die Formel 1 und die USA - das ist eine langwierige und schwierige Geschichte. Einst wurde das Indianapolis 500 nur der Vollständigkeit halber im Rennkalender geführt, dann reiste der F1-Tross quer durch die USA, um schräge Austragungsorte wie Hotelparkplätze unsicher zu machen. Dann, im Jahr 2000, kam die Rückkehr in den Nudeltopf, die eigentlich das Debüt darstellte. Spätestens seit dem Reifendebakel von 2005 ist die Beziehung zwischen der Königsklasse des Motorsports und dem US-Motorsportmekka aber auf eine harte Probe gestellt. Der Vertrag läuft in diesem Jahr aus.

Bernie Ecclestone schlüpft dieser Tage deswegen in seine altbekannte Rolle - er schimpft über die Rennstrecke, deren Organisatoren und Promotion. Davon können die Streckenbetreiber in Silverstone ein Liedchen singen. "Es gibt größere Märkte für uns in anderen Teilen der Welt", wurde Ecclestone schon in der letzten Woche in der britischen Presse zitiert. "Wir könnten in Indien sein anstelle der Vereinigten Staaten. Wir haben nicht viele amerikanische Sponsoren, keine amerikanischen Teams und nur einen Fahrer." Also könne man gut und gerne auf Indy und die USA verzichten. Das meint Bernie natürlich nicht wirklich so. Denn Bernie weiß genau, was Mario Theissen stellvertretend für die Automobilhersteller zusammenfasst: "Für uns ist es sehr wichtig in Nordamerika vertreten zu sein, besser dreimal als zweimal, wenn man Montreal dazu zählt." Ob man dabei in Indianapolis oder auf einer anderen Strecke fährt, ist für Theissen und BMW jedoch weniger entscheidend.

Genau da setzt Bernie an. Ihm geht es nicht darum, den US Grand Prix gegen seine vielen neuen Rennen in Asien und sonst wo auf der Welt auszutauschen. Er will sich eine bessere Verhandlungsposition bei der Vertragsverlängerung mit dem Indianapolos Motor Speedway verschaffen. "Sie stehen nicht wirklich dahinter?", raunzte er am Samstag gegenüber Reuters. "Wir kamen hier an und was sehen wir? Werbung für die Indy 500. Das ist kein guter Weg, die F1 zu bewerben. Sie stehen nicht dahinter - Punkt." Dennoch sind sich Joie Chitwood und Tony George sicher, dass sie bis spätestens 12. Juli eine Einigung über eine langfristige Vertragsverlängerung bekannt geben können.

Die Diskussionen um ein zweites Rennen sind damit aber noch nicht vom Tisch. Schließlich befindet sich die F1 gerade im Umbruch, überall entstehen neue Strecken und werden Grand Prix auf Straßenkursen angekündigt. Mario Theissen wüsste auch schon, wo ihm ein weiterer US Grand Prix schmecken würde. "Wir reden nicht mit bei der Streckenwahl, aber die USA sind der größte Markt für BMW und unsere Kunden konzentrieren sich an der Ost- und Westküste sowie im Midwest, das ist das Gebiet der großen Seen. Es wäre attraktiv, wenn dort Rennen stattfinden würden." Dann fügt er am Ende etwas hinzu, was Tony George aufhorchen lassen sollte: "Bernie Ecclestone sieht die Interessen der Hersteller und ich habe die Erwartung, dass dies auch in Zukunft zu attraktiven Rennplätzen führen wird."