1. - S wie Startaufstellung

So langsam gewöhnt man sich an das silberne Bild: zum dritten Mal in Folge stehen Lewis Hamilton und Fernando Alonso in der ersten Reihe, zum zweiten Mal steht der junge Brite ganz vorne. Dahinter tobt ein heißer Kampf um die Rolle des ersten Verfolgers. "Es ist wichtig, dass niemand zwischen uns und unseren Hauptrivalen steht", betont Kimi Räikkönen. "Dass wir vor BMW stehen, das hilft uns sehr."

Doch bei den Weiß-Blauen macht man nicht Ferraris Stärke dafür verantwortlich. "Es ist schon komisch", gibt Nick Heidfeld zu, "eigentlich ist Platz 5 ja nicht so schlecht - aber wenn man eben weiß, dass mehr drin gewesen wäre, dann ärgert man sich eben doch." Das "mehr" wäre der dritte Startplatz vor den Ferrari gewesen - und Nick gab sich so auch selbstkritisch für seine Leistung auch nur Schulnote drei: "Der Fehler in der letzten Kurve ärgert mich stark. Sicher, die Reifen hatten da schon leichtes Graining, aber das kann man als Fahrer auch erwarten. Ich habe einfach ein bisschen zu viel riskiert, zu viel gepusht."

2. - S wie Start

Jezt möchte Heidfeld den Fehler gleich zu Beginn des Rennens ausbügeln. "Die Gerade ist hier sehr lang, da ist schon einiges möglich und ich stehe auch auf der sauberen Seite", plant er den Start. "Ich habe dieses Jahr fast immer Positionen am Start gewonnen, aber man kann natürlich auch nicht automatisch davon ausgehen, dass das immer so weitergeht." Dennoch sieht sein Teamchef gute Chancen, dass Heidfeld am Start wenigstens einen Ferrari überholen kann. "Unsere beiden Fahrer starten auf der sauberen Seite", freut sich Theissen. "Sie können beide am Start ein Auto überholen."

Angst vor seinem allerersten GP-Start hat Sebastian Vettel nicht. "Natürlich kommt man relativ schnell an, die Kurve ist auch relativ tricky, verleitet dazu, spät zu bremsen und ist dann zu schnell - aber die anderen sind auch keine Nasenbohrer, sie wissen, was sie tun." Selbst für Pole-Mann Lewis Hamilton ist ein Start von der Pole Position noch etwas Neues, immerhin wird es erst sein zweiter. "In Kanada hatte ich einen schlechten Start, aber es war eine neue Erfahrung und ich habe definitiv etwas daraus gelernt", sagt er. "Ich weiß nun, wie aggressiv einige Fahrer sind... Ich muss vorsichtig sein, aber gleichzeitig meinen Platz verteidigen." Allerdings könne man das Rennen noch nicht in der ersten Kurve gewinnen. Eine Lehre, die auch für Vettel wichtig sein wird.

3. - S wie Schlüsselstellen

Wer überquert den Brickyard als Erster?, Foto: Sutton
Wer überquert den Brickyard als Erster?, Foto: Sutton

Die GP-Strecke in Indianapolis wird gerne für ihren Mickey Mouse-Stil gerügt. Zu klein, zu eng, zu langweilig. Adrian Sutil gefällt sie trotzdem. "In der Steilkurve hat man ein ganz anderes Gefühl, aber auch das Infield macht mir sehr viel Spaß", sagt er. "Es gibt langsame Kurven, schnelle Kurven, den ganz langsamen Teil mit den beiden Spitzkehren - es ist ziemlich cool."

Damit hat er auch schon eine der wichtigsten Stellen angesprochen: die Steilkurve. Auf dem überhöhten Stück müssen die Motoren volle 24 Sekunden lang ununterbrochen Vollgas ertragen - mehr als auf jeder anderen Grand Prix-Strecke. Dabei ist im Interesse einer möglichst hohen Endgeschwindigkeit ein geringer Luftwiderstand - und damit geringer Abtrieb - gefragt.

4. - S wie Setup

Setup in Indianapolis? Das ist die alte Geschichte vom Setup-Kompromiss. Eine lange Gerade in Form eines Ovals und das enge Infield. Zwei Abstimmungswelten, die aufeinander prallen. Die eine hätte gerne hyperflaches Flügelwerk, die andere verlangt gierig nach Downforce und steil aufgestellter Aerodynamik. Ein Paradefall für diesen Abstimmungsspagat war der gute alte Hockenheimring mit seinen ewig langen Waldgeraden und dem engen Motodrom. Zwei völlig verschiedene Abstimmungsrichtungen - der goldene Mittelweg ist gefragt.

"Wenn einem in den Kurven Bremsstabilität und Traktion fehlen, verliert man mehr Zeit, als man auf der Geraden gewinnen kann", sagt Willy Rampf. Sein Toyota-Pendant Pascal Vasselon ist da etwas anderer Meinung. "Wenn man die Berechnungen macht, dann sieht man, dass man ähnliche Rundenzeiten erzielt, egal wie viel Abtrieb man hat. Wenn man mit viel fährt, dann hilft das im Infield, macht einen aber auf der Geraden langsam. Mit wenig Abtrieb ist es das Gegenteil."

5. - S wie Strategie

Alexander Wurz sorgte in Montreal für die Premiere - er war der erste Pilot, der in dieser Saison mit einer Einstoppstrategie auf das Podium gefahren ist. Dabei erhielt er natürlich jede Menge Schützenhilfe in Form von Chaos und Safety-Car-Phasen. Trotzdem könnten auch in Indy einige Autos schwer beladen sein - egal ob für einen oder einen späten ersten Stopp. Alex Wurz ist übrigens wieder ein Kandidat für diese Strategie, er startet erneut nur von Rang 17.

Fährt Ferrari wieder hinterher?, Foto: Sutton
Fährt Ferrari wieder hinterher?, Foto: Sutton

"Wir werden erst im Rennen sehen, wie die Unterschiede wirklich sind. Wir wissen nicht, ob sie schwer sind oder wir", stocherte Kimi Räikkönen im üblichen Strategienebel. Ein weiterer Kandidat für einen vollen Tank ist Sebastian Vettel, den sein Team beim Debüt auf eine konservative Strategie gesetzt haben könnte. Das würde den großen Abstand zu seinem Teamkollegen erklären. "Er war schneller, über die Gründe sage ich nichts", sagte Theissen lächelnd. "Sie können daraus schließen was sie wollen, aber ich sage nichts."

Zumindest ein Fahrer gab schon am Samstag einen Einblick in seine Strategie: "Ich werde morgen wieder keine Trinkflasche ins Rennen mitnehmen", sagte Heikki Kovalainen. "Sie wiegt ein bis anderthalb Kilo. In Barcelona haben wir ausgerechnet, dass es vier Sekunden im Rennen brachte, als ich darauf verzichtete. Und wenn man hier die Chance hat, ein paar Sekunden zu gewinnen, dann kann ich ruhig auch ohne Trinkflasche fahren."

6. - S wie Sonntagswetter

Dem Durchschnittsmotorsportfan in Amerika musste man vor dem F1-Debüt einbläuen: auch bei Regen wird gefahren! Denn NASCAR & Co sind im Nassen nicht unterwegs. Am Sonntag braucht in Indianapolis aber niemand Regen zu befürchten. Es werden Temperaturen um die 33 Grad erwartet, der Himmel soll jedoch von einigen Wolken verdeckt werden. Ferrari-Chefingenieur Luca Baldisserri erwartet dennoch ein heißes Rennen. "Es wird ein sehr hartes Rennen mit sehr heißen Temperaturen", sagt er.

7. - S wie Spannung

Auf das Rennen können die Temperaturen durchaus Einfluss haben. "Das Auto war bislang gut und sehr konstant auf Long Runs", hofft man bei Ferrari auf die berüchtigte Rennpace. Insbesondere unter warmen Bedingungen, wie sie Luca Baldisserri für das Rennen erwartet. Das könnte Ferrari in die Reifen spielen. Selbst Norbert Haug gestand vor dem Qualifying, dass höhere Temperaturen der Scuderia entgegen kommen würden. Vielleicht war Ferrari deshalb im 2. Freien Training am Freitagnachmittag näher an McLaren dran. "Wir haben in den Trainings demonstriert, dass unsere Autos eine sehr konstante Rennperformance haben können." Das stimmt Baldisserri zuversichtlich. Er wittert nur ein Problem: "Wir wissen, dass wir auf der ersten Runde einige Schwierigkeiten haben." Also muss man am Start aufpassen, dass nicht wieder ein weiß-blaues Auto durchflutscht.

Genau darauf setzen Heidfeld & Co. Theissen sieht seine Truppe jedenfalls als zweite Kraft. "Nick wäre auf Platz 3 gefahren. Dass zeigt, dass wir auch hier auf dem Niveau von Ferrari sind, das deckt sich auch mit den Rundenzeitanalysen aus dem Training." Ferrari sieht sich hingegen näher an McLaren dran. "Aber wir müssen vor ihnen sein, nicht nur näher dran", betont Felipe Massa. "Aber wir sind hier etwas besser als in Kanada. McLaren wird im Rennen stark sein, also müssen wir bis zum letzten Meter kämpfen."