Was macht ein Team, das im Moment relativ überlegen an der Spitze vorneweg fährt und eigentlich nur ein einziges Problem hat: damit fertig zu werden, dass die interne Konstellation dazu angetan ist, von Medien über Konkurrenten alle möglichen Beobachter dazu zu reizen, den dort immer so groß geschriebenen Teamgedanken nicht mehr zu sehen und stattdessen von vorhandenen Spannungen bis zu imaginären Kriegen alles zu vermuten?

Richtig, ein solches Team namens McLaren-Mercedes betont natürlich in den Aussagen seiner Chefs und Fahrer mehr und mehr den Teamgedanken - das hört sich dann bei Lewis Hamilton so an: "Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche auf Pole zu stehen, ist fantastisch. Ich mag Nordamerika, die Fans hier waren so enthusiastisch und haben das Team immer unterstützt - ich hoffe, sie hatten ihren Spaß. Ich habe in meinen Helm gebrüllt, als ich vom Team die Bestätigung bekam, dass ich auf Pole stehe. Es ist eine Herausforderung, zum ersten Mal auf eine neue Strecke zu kommen, ich habe in jeder Kurve in jeder Runde etwas Neues gelernt. Ich wusste, dass ich in meinem zweiten Versuch in Q3 sehr hart attackieren musste. Das Auto ist gut und das Team hat einen Superjob gemacht. Beide Autos in der ersten Reihe zu haben, ist ein echter Vorteil und ich hoffe, dass das Team morgen im Rennen das Beste daraus machen kann."

Und auch Fernando Alonso ist ganz der Teamplayer: "Ich hatte das ganze Wochenende ein sehr schnelles Auto und war auch in allen freien Trainings und in den beiden ersten Sessions des Qualifyings Schnellster. Deshalb bin ich für das Rennen morgen sehr zuversichtlich und es freut mich, dass wir gemeinsam in der ersten Reihe stehen. In meiner letzten Runde lag ich im ersten Sektor leicht vorne" - allerdings schon hinter seiner eigenen besten Sektorzeit aus dem ersten Versuch - "aber es war nicht genug, weil ich im zweiten Sektor Zeit verloren habe. Aber das Auto geht gut, wir können sehr konstante Rundenzeiten fahren. Die Performance der beiden Reifenmischungen liegt an diesem Wochenende sehr eng zusammen, das gibt uns Zuversicht für das Rennen morgen. Ich freue mich wirklich darauf und hoffe, dass meine bisher beste Indianapolis-Vorstellung bisher so weitergeht" - ein bisschen Eigeninteresse darf also doch noch sein, sonst wäre das ja wohl auch arg realitätsfremd...

Und auch bei den Chefs legte man größten Wert auf den Teamgedanken - und vielleicht war das ja sogar Absicht, dass Ron Dennis die Top-Leistungen in der Reihenfolge Team Fernando und Lewis würdigte, während Norbert Haug die Reihenfolge Lewis, Fernando und das Team wählte. Nur ja keinen Anhaltspunkt für irgendwelche Bevorzugungen in irgendeiner Richtung geben - und sei es nur eine verbale, wenn man im Prinzip schon davon ausgeht, das Rennen morgen unter sich auszumachen. Auch wenn Norbert Haug doch vorsichtshalber mal lieber von einem "harten Rennen mit starker Konkurrenz" spricht - man will ja schließlich kein überhebliches Team sein.