Es kam wie es kommen musste - in Indianapolis musste Fernando Alonso ein paar Dinge aus seinem spanischen Radio-Interview nach Montreal klarstellen, das für so viel Wirbel gesorgt hatte. Einiges war wohl nicht ganz korrekt wiedergegeben oder übersetzt worden, in anderen Punkten hatte es der Spanier gerade den britischen Medien auch leichtgemacht, seine Aussagen gegen ihn zu verwenden. "Wir haben keinen Bürgerkrieg bei McLaren", stellte er jetzt noch einmal klar. "Ich habe nie etwas gegen das Team gesagt. Eher im Gegenteil, ich habe gesagt, dass ich ein Auto habe, das gut genug ist, um meinen dritten WM-Titel zu gewinnen."

Die Aussage, dass er sich im Team noch nicht hundertprozentig wohl fühle, betätigte er allerdings, diesmal jedoch mit ein paar weiteren Ausführungen - so dass zumindest klar wurde, dass es ihm um sachliche Themen geht, die er für verbesserungsfähig hält. "Dafür, dass ich mich hundertprozentig wohl fühlen würde, fehlen noch ein paar Dinge, über die ich aber mit dem Team auch gesprochen habe. Ich denke, dass sie dafür einfach nötig sind. Es gibt Sachen, bei denen finde ich wirklich, dass man sie so machen müsste, wie ich sie haben will." Das betreffe verschiedene Punkte wie Strategie, Testen oder auch das Teilen von Telemetriedaten. "Es gibt ein paar Sachen, von denen ich dachte, sie würden anders laufen - aber das ist nicht der Fall. Das ist meine Einstellung, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sicher hat das Team auch seine Gründe, eine eigene Philosophie, wie man Qualifyings und Rennen angeht. Ich kann der zustimmen oder auch nicht, aber ich möchte meine Meinung da lieber für mich behalten..."

Eines ist klar: In ähnliche Erklärungsnöte und den Fokus vieler Kritiker wie diesmal brachte sich Alonso auch schon einmal zu Renault-Zeiten, als er ebenfalls erst einmal ziemlich undifferenziert mangelnde Unterstützung monierte. Nur Insider verstanden damals, worum es ging, um einige Veränderungen personeller und technisch-taktischer Art, die zum Teil gar nicht schwierig zu bewerkstelligen gewesen wären - weil Alonso zwar Andeutungen in die Gegend warf, dann aber doch wieder einen Rückzieher machte. Ein bisschen sieht es so aus, als könnte er dieses Mal wieder in die gleiche Falle getappt sein, als hätte der Weltmeister auf diesem Gebiet vielleicht tatsächlich noch ein bisschen Lernbedarf: Entweder - oder! Entweder, man macht Probleme öffentlich, dann aber auch richtig und so, dass nachvollziehbar ist, worum es einem geht. Oder man lässt es ganz sein und regelt die Dinge intern...

Sonst liefert man Vorlagen für eine unnötige Schlammschlacht. Die versuchten ja schon einige mit der Frage an Lewis Hamilton weiterzuziehen, ob er von Alonsos Interview Aussagen überrascht gewesen sei. Worauf Hamilton ja - offensichtlich auch, ohne die echten Details zu kennen, gemeint hatte, schon, aber vielleicht sei Alonso eben von seiner, Lewis, Stärke so extrem überrascht gewesen. Darüber konnte der Weltmeister freilich nur lächeln: "Ich hatte starke Teamkollegen wie 2004 Jarno Trulli, lag Mitte der Saison in der WM hinter ihm und am Ende vor ihm. Und ich habe WM-Titel gegen Kimi Räikkönen im McLaren und gegen Michael Schumacher gewonnen. Ich bin nicht so leicht zu überraschen."

Für Indianapolis ist Alonso jedenfalls zuversichtlich: "Ich war zwar auf dieser Strecke bis jetzt nicht so super erfolgreich, aber ich hoffe, dass sich das diesmal ändern wird. Ich hoffe, dass ich diesmal endlich mal einen Pokal aus Amerika mitnehmen kann." Das Auto habe in den letzten zwei, drei Rennen perfekt funktioniert, "und wir werden sicher auch diesmal wieder sehr konkurrenzfähig sein. Allerdings wird es bestimmt wieder ein harter Kampf mit Ferrari und BMW, aber das ist ja nichts neues. Aber wir können es schaffen."

Seine volle Angriffsphase soll aber sowieso erst in Magny Cours beginnen: "Immer, wenn wir aus Amerika nach Europa zurückkommen, ändere ich meine Einstellung ein bisschen. Da heißt es dann volle Attacke, weil dass die Zeit ist, wo die WM wirklich beginnt." Ein bisschen fehlende Konstanz in den bisherigen Rennen gibt er freilich zu: "Es gab Auf und abs, in Bahrain waren die Bremsen das größte Problem. In Kanada ein bisschen Pech und das Safety-Car. Die Regel ist ein bisschen schwierig zu verstehen, warum man bestraft werden soll, weil man keinen Sprit mehr hat. Aber das wirkt sich mal gegen einen und beim nächsten Mal vielleicht für einen aus. Das kann hier schon wieder umgekehrt sein." Auf die Frage eines TV-Reporters, wie viel Geld er denn auf einen Weltmeister Alonso zu setzen solle, hatte der Spanier jedenfalls keinen Zweifel: "So viel sie können!"