Der Indianapolis Motor Speedway ist die Heimat des amerikanischen Motorsports und auch eines der berühmteren Autorennen auf diesem Planeten. So mag die Formel 1 zwar die bekannteste Rennserie sein, aber die Indy 500 müssen sich vor der weltmeisterlichen Konkurrenz nicht verstecken. Die Strecke wird hingegen weitestgehend versteckt, wenn die Formel 1 in die USA kommt, denn vom Oval wird nur die erste Kurve - die einzige Steilkurve in der Formel 1 - und die Start-Ziel-Gerade befahren. Die haben es dafür mit 24 Sekunden Vollgas und Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 335 km/h in sich.

Deswegen würden die meisten Piloten wohl auch am liebsten mit ganz wenig Flügel dort entlang brausen, damit sie den Top Speed ihres Boliden möglichst weit in die Höhe schrauben können. Spätestens am Ende der Geraden würden sie damit aber auf ein paar Probleme treffen, denn dort biegt man dann in das Infield ab, dessen Kurven eigentlich nur als langsam bezeichnet werden können. Fehlt dort der Abtrieb, dann wird die Fahrt eher zu einer Rutschpartie als zu einem fröhlichen Pushen für die beste Rundenzeit. Die Meinungen über die perfekte Abstimmung für diesen Mix gehen allerdings auseinander.

So meinte Willy Rampf von BMW Sauber, dass minimaler Abtrieb nicht der richtige Weg sei. "Wenn einem in den Kurven Bremsstabilität und Traktion fehlen, verliert man mehr Zeit, als man auf der Geraden gewinnen kann", sagte er. Pascal Vasselon ist da etwas anderer Meinung. "Wenn man die Berechnungen macht, dann sieht man, dass man ähnliche Rundenzeiten erzielt, egal wie viel Abtrieb man hat. Wenn man mit viel fährt, dann hilft das im Infield, macht einen aber auf der Geraden langsam. Mit wenig Abtrieb ist es das Gegenteil." Wichtig wird allerdings ein Kompromiss, da man auf der Geraden schnell sein muss, damit man seine Position halten oder sogar angreifen kann und in den Kurven dann nicht ständig dem Risiko ausgesetzt ist, von der Strecke zu rutschen."

Was aber Fahrer wie Fans freut, in Indianapolis ist Überholen am Ende der Hauptgeraden aber auch ausgangs der Gegengeraden durchaus möglich und das nicht nur, wenn der Gegner ein Problem mit Auto oder Reifen hat. Weil wir gerade bei Reifen sind. Als besonders reifenmordend gilt die Strecke eigentlich nicht, obwohl sie sich 2005 einen andere Ruf erworben hat, als die Michelin-Teams sich zurückzogen, weil die französischen Pneus nicht mit der Strecke zurecht kamen. Das lag vor allem am Asphalt im Oval, der leicht gerillt ist und auch an den höheren Kräften die in der Steilwand wirken, worauf man bei Michelin nicht vorbereitet war. Doch diesem Problem wurde 2006 bereits vorgebeugt, außerdem kennt Bridgestone - unter dem Namen Firestone - als Reifenausstatter der Indy Racing League, die das Indy 500 veranstaltet, die Eigenheiten des Ovals gut genug. Mitbringen werden die Japaner jedenfalls mittlere und weiche Mischungen.

Die Steilkurve hat keine Auslaufzone und bringt eine besondere Belastung, Foto: Sutton
Die Steilkurve hat keine Auslaufzone und bringt eine besondere Belastung, Foto: Sutton

Bleibt die Herausforderung an die Fahrer, die allerdings auch nicht so groß ist. Es gibt lediglich 36 Gangwechsel pro Runde, wogegen es beispielsweise in Monaco 53 waren. Schwieriger wird es dafür sein, die Konzentration zu behalten, denn der Kurs gilt als recht monoton, weswegen die Aufmerksamkeit manchmal entgleiten könnte. Das wäre vor allem in der Steilkurve besonders ungünstig, da es dort, anders als im Infield, keine wirkliche Auslaufzone gibt. Sollte man dort in die Mauer knallen, dann wird man von der SAFER-Barriere (Steel And Foam Energy Reduction) aufgefangen, welche die Energie bei einem Aufprall absorbieren soll. Im Infield ist hingegen so viel Platz, dass die Fahrer auch nach einem gröberen Ausrutscher wieder auf die Strecke kommen können.

Klingt also alles nicht so wild. Nur die Motoren müssen etwas aushalten, denn für die lange Vollgaspassage werden sie auf maximale Leistung getrimmt. Ansonsten werden die Motoren nicht so beansprucht, allerdings dürfte es wohl besser sein, ein frisches Aggregat im Auto zu haben, als eines, das bereits im Montreal im Einsatz war. Denn auch in Indianapolis ist das Rennen erst vorbei, wenn man die Steilkurve das letzte Mal passiert hat und dann über die letzten verbliebenen Pflastersteine im Brickyard fährt, die als Ziellinie dienen.