Die Fahnen hingen bei Ferrari nach dem Rennen von Kanada zwar nicht auf Halbmast, aber die Stimmung in der Mannschaft war auch nicht unbedingt euphorisch. "Unnötig zu sagen, dass wir sehr enttäuscht sind, weil wir wichtige Punkte verloren haben. Wir wurden geschlagen, weil der einzige Ferrari, der ins Ziel kam - der von Kimi - nur auf Platz fünf war", meinte Jean Todt nach dem Rennen. Währenddessen hatte er noch daran geglaubt, dass man gegen alle Teams eine Chance hätte "Außer gegen das Siegerteam", schränkte er aber ein, "im zweiten Rennen in Folge wurden wir von einem stärkeren Team geschlagen."

Was der Ferrari Teamchef besonders bedauerte war der Ausschluss von Felipe Massa, da dadurch noch weiterer Boden im Kampf um die Konstrukteurs-WM verloren ging. "Das ist aber keine Beschwerde. Man muss vor der roten Ampel stoppen oder wird ausgeschlossen." Den Grund dafür, warum Massa nicht anhielt, wollte Todt darin erkennen, dass der Brasilianer zu sehr darauf achtete, nicht hinter jemand anderen zurückzufallen und dabei die Ampel einfach übersah.

Brennender als die überfahrene Ampel war aber trotzdem der Rückstand zu McLaren. "Es sind vier Zehntel. Sie waren schon in Monte Carlo vor zwei Wochen voraus. Sie haben einen guten Schritt nach vorne gemacht. Vielleicht hat der Kurs unserem Auto nicht so gepasst", erklärte Todt, der damit aber nicht sagen wollte, dass er jetzt in Indianapolis eine volle Trendwende erwartet. Es meinte nur, dass man dort auf einen anderen Kurs komme, wo einiges anders ein könnte. "Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Monaco und Kanada und Indianapolis wird eine andere Art Kurs."

Doch nur andere Kurse werden den Roten wahrscheinlich nicht helfen. Das weiß auch Todt. "Wir müssen die Situation genau analysieren", sagte er. In der ersten Analyse von Kanada stellte er einmal fest, dass in den langsamen Kurven die Traktion gefehlt hatte. Aber auch das Safety Car hatte nicht wirklich geholfen. "Wir mussten früher stoppen und das hat das Rennen gestört." Die Reaktion auf das Ergebnis kennt Todt jedenfalls genau, schließlich ist er schon lange genug im Geschäft: "Wir sind enttäuscht, das ist normal. Die einzige Reaktion muss sein, einen guten Job zu machen, Unterstützung zu bieten und ein gutes Auto zu haben."

Wen es einzuholen gilt, ist nach Kanada laut WM-Tabelle jedenfalls klar. Lewis Hamilton ist momentan der alleinige Spitzenreiter. Todt meinte zu dem jungen Briten: "Er macht einen guten Job, in einem guten Auto, in einem guten Team. Aber die Saison ist noch nicht vorbei."