Der eine schwebte auf Wolke sieben, der andere musste sich mit Platz sieben zufrieden geben. "Ich kann einfach keine Worte finden", fand Lewis Hamilton trotzdem eine Phrase, um seinen ersten GP-Sieg im erst sechsten Rennen zu beschreiben. Sein Teamkollege Fernando Alonso fand derweil leichter die nötigen Worte, um sein Befinden und die zahlreichen Probleme während seines Rennens zu beschreiben.

"Das war ein seltsames Rennen, die vielen Safety Car Phasen haben Lewis einen Vorteil gebracht und mir einen Nachteil", sagte Alonso, der schon in der ersten Kurve in der Wiese landete, weil er versuchte Hamilton schon am Start zu kassieren. "Unsere Fahrer dürfen gegeneinander fahren", sagte Martin Whitmarsh zu der Situation. "Fernando ging ein Risiko ein, das ging schief." Aber nicht nur das. "Später hat er sich sein Auto beschädigt", fügte Whitmarsh hinzu.

Das größte Problem war jedoch, dass sein geplanter Boxenstopp mit der ersten Safety Car-Phase kollidierte. "Ich kam in Runde 24 in die Box, weil ich kein Benzin mehr hatte. Es gab keine andere Möglichkeit. Die einzige Alternative war auf der Strecke ohne Benzin auszurollen." Das kam aber nicht in Frage. "In der F1 fährt man eben so lange, bis der Tank fast leer ist", betonte Whitmarsh. Dann habe man keinen großen Spielraum mehr. "Danach habe ich so hart wie möglich gepusht, weil ich im Mittelfeld-Verkehr feststeckte. Wenn man ans Limit geht, dann kommt man eben auch mal von der Strecke ab, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts mehr zu verlieren."

Trotzdem strapazierte er mit der Aufholjagd nach dem Absitzen der Stop-and-Go-Strafe seine Reifen. "Fernandos Auto war beschädigt, er fuhr sehr aggressiv und steckte im Verkehr fest - diese Kombination sorgte dafür, dass die Balance nicht stimmte", so Whitmarsh. "Unter diesen Umständen sind die superweichen Reifen sehr anfällig." So konnte ihn in den letzten Runden sogar Takuma Sato im hart bereiften Super Aguri überholen.

Lewis Hamilton war zu diesem Zeitpunkt schon lange über alle königlichen Berge. Einfach war aber auch sein Rennen nicht. "Immer wenn ich einen Vorsprung herausgefahren hatte, kam das Safety Car heraus und ich musste von vorne anfangen", erinnerte er sich. "Erst einige Runden vor Schluss realisierte ich, dass der Sieg in Reichweite war." Dann begann er auch damit zu bemerken, wie die Fans ihm beim Überfahren der Ziellinie zujubelten. "Lewis hat fantastische Arbeit geleistet. Er ging gut mit den Reifen um, hatte keine Mauerberührung, hat keinen einzigen Fehler gemacht," lobte Whitmarsh. "Jetzt hat er seinen ersten Sieg, aber wir sind uns sicher, dass noch viele folgen werden."

Am liebsten natürlich schon in einer Woche in Indianapolis. "Wir wären sehr enttäuscht, wenn wir in Indy nicht konkurrenzfähig wären", gab sich Whitmarsh zuversichtlich. Zudem kündigte er für den Frankreich GP ein größeres Update an. Dann möchte er aber als WM-Führender zurück nach Europa kommen. "Wir wollen von Rennen zu Rennen stärker werden." Aber das gleiche Ziel haben natürlich auch die Konkurrenten. "Ferrari ist ein gutes Team, sie werden sich nicht zurücklehnen und es uns einfach machen; auch BMW kann hart pushen. Wenn mich aber jemand fragt, wer in diesem Jahr unser Hauptgegner ist, dann fürchten wir immer noch Ferrari am meisten - aber wir haben sehr viel Respekt vor BMW Sauber." Und das nicht nur aus Anstand.