Michael Schumacher fährt nicht mehr. Ja, ganz ehrlich. Aufgefallen ist das an den ersten Rennwochenenden des Jahres kaum jemandem. Alonso, Hamilton, Massa, Räikkönen, ja sogar Heidfeld, Sutil, und ein anderer Schumacher beherrschten das Geschehen. Niemand dachte da noch großartig an den fehlenden Rekordchampion. An sein Fehlen hat sich die F1-Welt schnell gewöhnt. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, kein Murmeltier. Die gehören in Montreal aber eh zur Gewohnheit.

In Montreal saß Michael schon zum dritten Mal am Kommandostand und saß und saß und keiner wusste so recht, was er da sitzend tat - oder welche Rolle er spielt, was alles zu dieser Rolle gehört und was er da eigentlich macht. Aber egal, es ist eben schon zur Gewohnheit geworden.

Genauso eine Gewohnheit ist es, dass BMW Sauber ganz vorne mitmischt, dass Nick Heidfeld die neue Nummer 1 unter den deutschen F1-Piloten ist. Kein Wunder, dass Nick über seinen dritten Platz nicht allzu überrascht war. "Im Vorfeld hatten wir gehofft, hier wieder stärker zu sein als zuletzt in Monaco", sagte er. "Sowohl BMW als auch Sauber waren immer gut auf schnellen Strecken." Das ist eben Gewohnheit. Nach Platz 3 im Qualifying blickt Nick nun gewohnt optimistisch auf das Rennen. "Von Platz drei aus habe ich im Prinzip auch eine Chance aufs Podium." Dort stand er in seiner Karriere noch nicht so oft, aber er würde es demnächst natürlich gerne zur Gewohnheit machen.

Mittlerweile ein gewohntes Bild: Er sitzt und beobachtet und..., Foto: Sutton
Mittlerweile ein gewohntes Bild: Er sitzt und beobachtet und..., Foto: Sutton

Während Nick schon ein alter F1-Hase ist, quasi ein F1-Gewohnheitstier, hat sich ein anderer Deutscher in den vergangenen anderthalb Jahren erst an die Königsklasse und deren Eigenheiten gewöhnen müssen. "Jetzt ist aber alles viel relaxter", verriet uns Nico Rosberg. "Ich weiß, wo ich hin muss, was ich machen muss, habe im ersten Jahr alles beobachtet und habe meinen eigenen Weg gefunden, um effizienter zu arbeiten." Mittlerweile wird es sogar immer mehr zur Gewohnheit, dass sein Team auf seine Hinweise und Meinung hört. "Da bin ich auf einem guten Weg." Nur im Qualifying hätte er seinen Weg um den Circuit Gilles Villeneuve gerne exakt sieben Tausendstel schneller zurückgelegt - dann wäre er Sechster statt Siebter geworden. Denn dass sein Ex-Teamkollege Mark Webber 6 Tausendstel vor ihm steht, hat ihn schon genervt. Beim nächsten Mal wird Nico alles dafür geben, dass dies nicht zur Gewohnheit wird.

Kommen wir nun wie gewohnt zu den Sorgenkindern des deutschsprachigen Quintetts. Mittlerweile ist es ja fast schon zur Gewohnheit geworden, dass Ralf Schumacher seinen Toyota nach einer Qualifyingsession in der Box abstellt und nicht mehr einsteigt, und das nicht nur wegen zu großer Angst vor Aufhängungsbrüchen. "Ich scheine die Verkehrskarte gezogen zu haben", brachte Ralf die gewohnte Entschuldigung vor. "Auf der ersten Runde fuhren vier Autos vor mir aus der Box, auf der zweiten Runde war Barrichello vor mir." Von Platz 18 wird es für ihn schwierig, die gewohnt guten Kanada-Ergebnisse der letzten Jahre zu wiederholen.

Diesen Speed würde Ralf gerne zur Gewohnheit werden lassen., Foto: Sutton
Diesen Speed würde Ralf gerne zur Gewohnheit werden lassen., Foto: Sutton

Das gilt auch für Alexander Wurz, der nach seinem Punktgewinn von Monaco eigentlich die Gewohntheit ablegen wollte, immer von ganz hinten starten zu müssen. "Dazu gibt es nicht viel zu sagen", knurrte der Österreicher. "Ich war einfach langsam." Dann steht man eben auf Platz 19. "Ich bin sehr verärgert und werde morgen den Preis dafür bezahlen, aber ich bin ein Kämpfer und werde nicht aufgeben." Das sind wir von ihm gewohnt.

Genauso wie die Qualifying-Statistik von Adrial Sutil - auch in Montreal war der Deutsche schneller als sein Teamkollege. Wird das jetzt zur Gewohnheit? "Tja," schmunzelte er. "Das müsst Ihr Christijan fragen." Und immer schön weiter grinsen. Dennoch geht die Gewohnheit Adrian langsam auf den Keks. "Es ist schon ein bisschen enttäuschend, ich würde gerne einmal ein bisschen länger fahren, aber das Einzige was zählt, womit man sich abheben kann, ist das Teamduell." Das hat er wie immer gewonnen. Viel Aufmerksamkeit bewirkt das mittlerweile aber nicht mehr - der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.