Die Gästeliste für die offiziellen FIA-Pressekonferenzen ist ein Staatsgeheimnis. Erst wenige Tage vor der PK werden die Teilnehmer offiziell verkündet, bis dahin darf gerätselt werden - wer wird wohl auf den heißen Stühlen sitzen? Was wird er zu sagen haben? In Montreal nahmen am Donnerstag gleich vier Top-Kandidaten auf den Stühlen Platz, vier Fahrer, die wohl viel zu erzählen gehabt hätten - es aber natürlich nicht durften. Diese Vier waren: Giancarlo Fisichella, der enttäuschte Renault-Pilot, der eigentlich um den Titel kämpfen wollte, stattdessen aber eine Katastrophe als Auto bekam, was er später aber nie gesagt haben wollte. Jenson Button, der enttäuschte Honda-Pilot, der eigentlich um Siege und den WM-Titel kämpfen wollte, stattdessen aber vom Schwesterteam Super Aguri gedemütigt wurde. Ralf Schumacher, der enttäuschte Toyota-Pilot, der eigentlich den ersten Sieg der Japaner einfahren wollte, stattdessen aber konstant in der Nähe von Spyker, Toro Rosso und Super Aguri lag. Und Alexander Wurz, der offiziell eigentlich gar nicht enttäuschte Williams-Pilot, der weder Siege noch Titel einfahren wollte, aber trotzdem in den ersten vier Rennen keinen einzigen Zähler holte. Diese Zusammenstellung versprach knisternde Hochspannung.

Ralf wird beim Gedanken an die Zukunft nicht heiß - er ist zuversichtlich; noch., Foto: Sutton
Ralf wird beim Gedanken an die Zukunft nicht heiß - er ist zuversichtlich; noch., Foto: Sutton

Giancarlo Fisichella war der erste, der auf die heißen Fragen noch heißere Antworten geben durfte. "Hoffentlich", erwiderte er auf die Frage, ob Monaco die Trendwende für Renault gewesen sei. Im Fürstentum konnten die Franzosen endlich wieder in die Punkte fahren. "Dafür geben wir alles. Wir haben einen großen Fortschritt gemacht." Andererseits sei Monaco eine ganz besondere Strecke, deren Ergebnisse man nicht auf andere Strecken wie Montreal übertragen könne... Nochmal anders betrachtet hatte man allerdings einen "nicht allzu schlechten" Test in Le Castellet, wo man sich auf Montreal einstimmte. "Am letzten Testtag war ich Zweitschnellster. Die Balance war gut, es scheint also auch mit diesem Downforce-Level etwas besser zu laufen. Es sieht viel versprechend aus." Vorhersagen möchte er dennoch nicht treffen. Dafür ist ihm dieses Thema zu heiß.

Für Jenson Button gab es die gleiche heiße Frage: Ist Honda nach Monaco wieder auf dem Weg nach oben? "Wir haben uns verbessert, definitiv", betonte er. "Im Qualifying hat uns Kimis Unfall geholfen, aber trotzdem haben wir uns verbessert. Im Rennen waren wir nicht so gut wie erwartet, aber wir kamen bei 19 Autos im Ziel im Mittelfeld an - das ist für uns ein Fortschritt." Die Ansprüche sind geringer geworden bei Honda. In Magny Cours möchte man sie wieder etwas heben - dank eines neuen Aerodynamikpakets. "Dort werden wir uns verbessern. Derzeit schnallen wir nichts mehr aufs Auto, was uns nicht weiter hilft - so war es noch am Anfang des Jahres." Beim Le Castellet-Test sei zwar noch nicht der Speed da gewesen, aber immerhin die Konstanz. "Das gibt uns Fahrern Selbstvertrauen." Übersetzt bedeutet das wohl so viel wie: Button ist froh, dass er nicht schnell ist, und das konstant. Ein heißes Thema.

Jenson ist nicht schnell, aber konstant. Heiß., Foto: Sutton
Jenson ist nicht schnell, aber konstant. Heiß., Foto: Sutton

Also weiter zum nächsten heißen Redner. Für Ralf Schumacher war Montreal immer ein gutes Pflaster - mehrere Pole Positions, ein Sieg - es lief meistens ganz gut für ihn. Nur letztes Jahr klappte es ganz und gar nicht. Was wird 2007? "Ich weiß es nicht", erwiderte er. Eine heiße Aussage. "Zuletzt ging es bei uns auf und ab mit der Pace. Ich hatte einige Probleme, aber warten wir ab." Der Kampf um die Punkteränge sei extrem hart geworden. Überhaupt nicht hart sieht er seine Zukunftsperspektiven - man müsse sich keine Sorgen um ihn machen. Er mache sich jedenfalls keine. "Noch nicht." Ein heißer Nachsatz.

Auch bei Alex Wurz wurde zuletzt über die Zukunft spekuliert. Nach null Punkten aus vier Rennen war Monaco wie eine Erlösung, allerdings nicht für ihn selbst. "Ich war nicht besonders angespannt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich die ersten Punkte holen würde." Das Auto, das Setup, das Team alles stimmte, nur das Glück fehlte. Lief sein FW29 also besser als erwartet? "Nein, überhaupt nicht", antwortete Wurz. "Er ist genau da, wo ich es erwartet hatte." Als Achter der Konstrukteurs-WM des Vorjahres könne man nicht über Nacht plötzlich das Ruder herumreißen. "Mit etwas Zeit wird Williams definitiv nach vorne kommen, wenn wir die Geduld und die Motivation so fortsetzen wie bislang." Daran hegt Wurz keine Zweifel. "Aber trotzdem: Der Wettkampf in der F1 ist so hart, jede Hundertstel zählt, jedes Detail ist wichtig, man muss immer konzentriert sein, um das Auto schneller zu machen." Ein heißer Kampf.