Das McLaren derzeit mit den britischen Medien auf dem Kriegsfuß steht, ist spätestens seit der Stallorder-Affäre vor zwei Wochen bekannt. Nach dem Rennen in Monaco berichtete die britische Presse bitterböse über die angebliche Teamorder bei McLaren, die den Spanier Fernando Alonso bevorzugen würde und Lewis Hamilton um den Sieg gebracht hätte. Erst daraufhin leitete die FIA eine Untersuchung der Vorfälle ein. Doch nun fühlen sich anscheinend auch die spanischen Journalisten auf den Schlips getreten. So berichtete die spanische Zeitung As, dass McLaren Mercedes von nun an den Zugang zu den Piloten noch schärfer beschneide. Ab dem Grand Prix Wochenende in Montreal solle nur noch ein Pilot pro Tag zum Pressegespräch verfügbar sein, so die Klage.

Dass das Vorgehen von McLaren bei den Journalisten höchst unbeliebt ist, ist unbestritten, allerdings ist diese Regelung nicht neu. Schon seit Saisonbeginn ist der Zugang zu Fenando Alonso und Lewis Hamilton limitiert und beim Europaauftakt in Barcelona wurde dieser noch einmal beschnitten. Man könne sonst dem Rummel um die beiden meistgefragtesten Fahrer in der Formel 1 nicht mehr Herr werden, hieß es.

Ein Zankapfel war dies schon während des gesamten Grand Prix Wochenendes in Monaco. Dort beschwerten sich die britischen Medienvertreter öffentlich und deutlich bei Ron Dennis, dass insbesondere der neue Liebling des Königreiches Lewis Hamilton viel zu stark abgeschottet werde. So habe Hamilton beispielsweise nach seinem Unfall während des freien Trainings am Donnerstag nicht wie üblich mit der Presse reden wollen, wofür sie Ron Dennis verantwortlich machten. Der wies jede Schuld von sich. "Wir sind nicht gegen die Medien und wir wollen Lewis auch nicht vor ihnen beschützen. Wir versuchen ihm nur jede Möglichkeit zu geben, sich auf seinen Job zu konzentrieren", so Dennis. "Versteht das nicht als harte Entscheidung von McLaren! Das ist es nicht. Er will es so und genauso ist es auch mit Fernando."

Ob die Abschottungspolitik durch die Fahrer gewollt ist oder nicht wird wohl vorerst im Verborgenen bleiben. Die Journalisten aller Länder sind jedenfalls genervt über die Beschneidung ihres Zuganges zu den Piloten. Auf der anderen Seite erhofft sich McLaren dadurch, das Risiko unüberlegter Antworten etwas zu minimieren. So kam beispielsweise die Teamorderaffäre überhaupt nur deswegen auf die Agenda, weil Lewis Hamilton unmittelbar nach dem Rennende gegenüber der Presse seinen Ärger über den Rennausgang zum Ausdruck brachte. Ein gefundenes Fressen für die Medien.

Dass man das in Zukunft vermeiden will, bestätigte auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gegenüber der Bild: "In der Formel 1 ist es oft besser, seine ersten Emotionen zurückzuhalten. Natürlich war Lewis direkt nach dem Rennen zunächst enttäuscht. Aber ich habe mit ihm und seinem Vater die Situation geklärt."