Wann immer man Alex Wurz und Nico Rosberg zu ihrem Verhältnis befragt, streuen sie sich gegenseitig Rosen. Beide verstünden sich bestens, würden sehr gut miteinander auskommen und könnten viel voneinander lernen. Auf der Strecke würden sie sich natürlich duellieren, jeder wolle mehr Punkte holen, am liebsten gewinnen. Nach vier Rennen war die Bilanz allerdings eindeutig: Alex Wurz hatte noch keinen einzigen Zähler auf dem Konto.

"Ich wusste immer - an meinem Speed liegt es nicht, dass ich vor Monaco noch keine Punkte hatte", betont der Österreicher nach seinem ersten Punktgewinn des Jahres. Was viele nicht beachteten: Wurz bot auch in den ersten Saisonrennen starke Leistungen, wurde jedoch von einigen Unwägbarkeiten, (technischen) Problemen und Unfällen beeinträchtigt. In Malaysia fuhr er als unumstrittener Überholkönig von Startplatz 19 auf Platz 9 nach vorne - die Leistung blieb unbelohnt, erst ab Platz 8 gibt es WM-Zähler.

Das Lob heimste immer Rosberg ein. So auch von Teamchef Frank Williams. "Nico wird ein Star in diesem Sport werden. Er ist sehr, sehr schnell", wird Williams von der Motorsport aktuell zitiert. "Hamilton gilt als der große Aufsteiger, aber ich meine, er hätte es nicht einfach, mit einem Auto aus dem hinteren Feld. Wenn wir es schaffen, Nico ein Topauto zu geben, wird er vorne sein."

Wurz habe sich bislang auch gut geschlagen, aber eben nicht ganz so gut wie Rosberg. "Er wird meist hinter Nico sein", verriet Williams. "Aber sein gewaltiger Vorteil ist die Erfahrung, das Mitdenken vor allem im technischen Bereich, seine gewaltige Routine aus sechs Jahren Testen und drei Jahren Rennen." Ein Freifahrtsschein für die nächste Saison ist das nicht. "Nico ist auch nächstes Jahr unter Vertrag", sagt Williams, "bei Alex lassen wir uns Zeit."

Druck empfindet Wurz trotzdem nicht. "Gewiss muss ich auf der Hut sein, das habe ich aus der Vergangenheit gelernt, aber ich ging immer ruhig schlafen", sagt er über die ersten Wochen der Saison. "Nico ist in guter Form und kommt mit der neuen Reifengeneration gut zurecht, daran muss ich noch arbeiten." Er hatte aber nicht den Eindruck, dass in Monaco ein Bann gebrochen wurde. "Weil ich mich vorher nicht unter einem Bann sah." Wichtig ist für Wurz ohnehin zu allererst, dass das Team in der Konstrukteurs-WM auf Rang 5 liegt - vor Honda, Red Bull & Co.

Den Kampf im Mittelfeld beschreibt Wurz als brutal. Wenn ein Spitzenauto nicht perfekt abgestimmt ist, landet der Fahrer eben auf Platz 3 oder 4. "Wenn bei uns Mittelfeld-Teams etwas nicht ganz stimmt oder du als Fahrer nicht zu hundert Prozent deine Leistung bringst, dann findest du dich statt in den Top10 plötzlich auf Starplatz 15 wieder, von wo es fast unmöglich ist, noch nach vorne zu fahren." Das Leben im Mittelfeld der Formel 1 ist eben nicht leicht.