Alan, in Monaco fuhr Renault das bislang beste Saisonergebnis ein. Das muss für Sie ein befriedigender Moment gewesen sein...
Alan Permane: Ja und nein. Alle im Team haben in den vergangenen Monaten extrem hart gearbeitet, um unsere Situation zu verbessern. Der Grand Prix von Monaco zeigte, dass diese Arbeit beginnt, auf der Strecke Früchte zu tragen. Monte Carlo zählt traditionell zu den Strecken, auf dem das Team gut zurechtkommt. Am Samstag und Sonntag konnten wir sehen, was die Verbesserungen am Auto wert sind. Trotz unseres vierten Platzes lagen wir aber eine Runde hinter den Führenden. Das beweist, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.

Wie viel von der verbesserten Leistungsfähigkeit lässt sich auf den einzigartigen Charakter des Stadtkurses in Monaco zurückführen? Anders formuliert: Ist der Schritt nach vorne wirklich so groß?
Alan Permane: Das ist wirklich sehr schwierig zu beantworten. Nehmen wir nur das Kräfteverhältnis zwischen McLaren und Ferrari als Beispiel. Nachdem Felipe Massa in Bahrain und Barcelona gewann, lag er in Monaco über eine Minute hinter Fernando Alonso. Der Straßenkurs im Fürstentum kommt einigen Autos unzweifelhaft eher entgegen als anderen. Auch wir sind dort eigentlich immer sehr gut unterwegs. Aber die Ergebnisse unserer Testfahrten im Vorfeld geben uns allen Grund optimistisch zu sein – nicht nur für Monaco, sondern auch für die bevorstehenden Grands Prix.

Wo würden Sie das Team in punkto Konkurrenzfähigkeit derzeit einordnen?
Alan Permane: Ich glaube, dass wir uns auf einem konventionelleren Kurs in Schlagdistanz zu BMW befinden. Bislang mussten wir uns eher nach hinten orientieren, um die Teams aus dem Mittelfeld wie Williams, Toyota und Red Bull im Auge zu behalten. Mit den Entwicklungen, die wir in Monaco erstmals einsetzten und denen, die in den bevorstehenden Grands Prix dazukommen, haben wir auf diese Gruppe etwas Abstand geschaffen. Dank der verbesserten Performance können wir jetzt wieder die Teams vor uns ins Visier nehmen.

Heikki Kovalainen lernt nach wie vor dazu, Foto: Sutton
Heikki Kovalainen lernt nach wie vor dazu, Foto: Sutton

Giancarlos Leistung in Monaco war nahezu fehlerlos...
Alan Permane: Fisico liebt diesen Kurs. Er kommt seinem natürlichen Talent sehr entgegen. Ja, Giancarlo erledigte einen großartigen Job in Monaco. Er fährt allgemein derzeit auf einem extrem hohen Niveau. Die Umstände gestalteten sich in den vergangenen Monaten schwierig, aber er hat stets hart gearbeitet, um das Maximum aus dem R27 herauszuholen. Er hat in jeder Runde gepusht und auch aus den kleinsten Leistungssteigerungen größten Profit geschlagen. Giancarlo ist momentan sehr selbstbewusst. Und mit Kanada und den USA stehen jetzt zwei Grands Prix auf dem Programm, bei denen er immer stark unterwegs war.

Heikkis Wochenende im Fürstentum hingegen lief nicht ganz so glatt. Kann er dennoch etwas Positives mitnehmen?
Alan Permane: Für ihn war es vor allem mental ein schwieriges Wochenende, denn er kam völlig schuldlos in eine für ihn unbefriedigende Situation. Er wurde am Samstag im Qualifying geblockt, wodurch sein Ergebnis im Rennen praktisch vorbestimmt war. Aber Heikki hat in dieser Saison bereits unter Beweis gestellt, dass er über einen starken Charakter verfügt und dass er sich von Enttäuschungen sehr schnell erholt. Er macht immer noch einen Lernprozess durch und verbessert sich ständig. Seine Einstellung ist einfach beispielhaft. Ich glaube auch, dass die erzielten Verbesserungen in punkto Fahrbarkeit des R27 Heikki helfen werden, sein zweifellos vorhandenes Potenzial besser umsetzen zu können.

Nach dem Monaco-Grand Prix fanden keine Testfahrten statt. Wie sahen die Vorbereitungen auf den Lauf in Kanada aus?
Alan Permane: Unsere Set-up- und Reifenprogramme haben wir vor dem Grand Prix von Monaco während der Testfahrten in Le Castellet absolviert. Zwei der vier Tage fuhren wir auf einer Streckenkonfiguration, die die Anforderungen des Circuit Gilles Villeneuve simulierte. Vor dem Monaco-Wochenende schlossen wir auch unsere Vorbereitungen im aerodynamischen Bereich ab und testeten dabei verschiedene Einstellungen der Flügel für niedrige Abtriebswerte. In unserem Workshop führten wir zudem verschiedene Renn-Simulationen durch und bereiteten unsere Wagen auf einen anstrengenden Überseetrip mit zwei Grands Prix innerhalb von acht Tagen vor. Dabei galt es nicht zuletzt darauf zu achten, dass die R27 dem neuen Prüfverfahren in punkto Flexibilität des Heckflügels entsprechen. Wir hatten in diesem Punkt zwar keine Sorgen, wollten aber unter allen Umständen sichergehen, nicht in irgendeiner Weise auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Das kannst du dir vor allem bei zwei Überseerennen in Folge nicht erlauben.