Auch wenn der Vorsprung am Ende "nur" vier Sekunden betrug, der zweitplatzierte Lewis Hamilton meinte, so richtig versucht hätte er es ja gar nicht mehr, am Ende seinen Teamkollegen an der Spitze noch anzugreifen: Fernando Alonso hatte den GP von Monaco sicher im Griff. Jedes Mal, wenn er etwas durch Überrundete etwas von seinem Vorsprung aus der Anfangsphase einbüßte, konnte er sofort wieder kontern - ohne dabei wie Hamilton mehrfache Leitplanken-Berührung zugeben zu müssen. Keine Frage, dass auch der junge Engländer im Fürstentum eine tolle Vorstellung in einem tollen McLaren-Mercedes ablieferte - aber letztlich musste er diesmal doch die Überlegenheit seines Teamkollegen anerkennen.

Hamilton jagte ihn, aber er bekam ihn nicht., Foto: Sutton
Hamilton jagte ihn, aber er bekam ihn nicht., Foto: Sutton

In einer Situation, die für Alonso nicht ganz einfach war. Der Weltmeister bekam in den letzten Wochen zu spüren, wie schnell sich in der Formel 1 der Wind drehen kann. Nach zwei Titeln hintereinander Ende 2006 als der neue absolute Superstar der kommenden Jahre gefeiert, wurde er jetzt da und dort schon als "Auslaufmodell" abgeschrieben, redete alle Welt nur noch von seinem jungen Teamkollegen Lewis Hamilton. Spätestens, seit der in Spanien ausgerechnet bei Alonsos Heimrennen zum zweiten Mal vor ihm ins Ziel kam und damit auch die WM-Führung übernahm. Schon krochen überall die "Alonso-Kenner" aus ihren Löchern, unterstellten dem Weltmeister, er werde "jetzt massive Probleme bekommen, denn er kann nicht damit umgehen, wenn ein Teamkollege mal schneller ist", Hamilton werde sich im Laufe der Saison deshalb McLaren-intern durchsetzten, auch schon deshalb, weil er eben mit den Bridgestone-Reifen besser zurechtkomme, weil Alonso sich nicht umstellen könne...

Ganz schön Druck also für den 26-Jährigen, und das ausgerechnet in Monaco, dem prestigeträchtigsten GP überhaupt. Aber Alonso bewies wieder einmal, warum er schon zweimal Weltmeister war - und im Moment der beste Fahrer im gesamten Feld ist. Ein fehlerfreies Wochenende, perfekt von der ersten bis zur letzten Runde, clever bis ins kleinste Detail. Lewis Hamilton wunderte sich nach dem Rennen, dass er nur zwei Runden nach Alonso zum ersten Boxenstopp geholt wurde - er hatte damit gerechnet, vier oder fünf zu haben, um einen größeren Vorsprung herausfahren zu können. Alonso klärte auf: "Ich habe in der ersten Phase des Rennens gezielt Sprit gespart, schon auf dem Weg in die Startaufstellung, in der Einführungsrunde... Damit konnte ich zwei Runden länger als geplant draußen bleiben."

Auch im Team fühlt er sich inzwischen immer besser integriert, im Auto immer wohler. "Ich bin hier vielleicht schon bei 85 bis 90 Prozent gewesen" - von 60 oder 70 hatte er zu Saisonbeginn immer gesprochen. "Sicher gibt es immer noch Dinge, die ich noch über das Auto und die Reifen lernen muss. Aber speziell dieses Rennen hier war sehr wichtig für mich, weil ich hier wieder vieles über die Reifen herausgefunden habe. Wie sie sich über einen kompletten Stint verhalten, wie man sie über den kompletten Stint fahren muss, um sie optimal zu nutzen."

Fernando ist momentan die Messlatte in der Formel 1., Foto: Sutton
Fernando ist momentan die Messlatte in der Formel 1., Foto: Sutton

Mit dem dritten, dem super-weichen Reifensatz, mit dem alle vorher massiveres Graining befürchtet hatten, ging er deshalb zum Beispiel am Anfang extrem vorsichtig um, selbst wenn dadurch Hamilton recht nahe an ihn herankam. "Aber so lange man selbst keinen Fehler macht, kann man in Monaco ja nicht überholt werden, selbst wenn der Hintermann eine halbe Sekunde schneller ist." Ergebnis: Im Gegensatz zu einigen anderen Fahrern bekam er auch mit den ganz weichen Reifen nie auch nur die Andeutung eines Graining-Problems.

Dass das Reifenthema, die Umstellung von Michelin auf Bridgestone, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist, hat auch schon Alexander Wurz als neutraler Beobachter festgestellt - auch grundsätzlich: "Dass Fernando, der jahrelang nur Michelin-Reifen gefahren ist, sich anfangs ein bisschen schwerer tut, sich auf die völlig andere Bridgestone-Charakteristik umzustellen, als Hamilton, der von Anfang an nichts anderes kennt, ist absolut nachvollziehbar. Man muss sich da im Kopf ganz neue Reaktionsmuster schaffen." Aber auch in diesem Bereich scheint der Spanier, so hat man den Eindruck, immer besser zu werden. Schließlich sagt er ja auch: "Jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, werde auch ich immer noch besser. Ich bin zwar im Moment schon ganz glücklich, aber ich hoffe, dass da noch einiges mehr kommt." Seine Rivalen - einschließlich Hamilton - werden das wohl eher fürchten...