Dass der Grand Prix von Monaco unberechenbar ist, das weiß jeder. Dies hat sich auch die FIA zu Herzen genommen und lud entgegen der Gewohnheiten nicht zwei Fahrer und zwei Teamchefs zu ihrer Freitags-, pardon Donnerstagspressekonferenz. Stattessen verzichtete man auf die Piloten und führte vier Rennstallchefs zu einer Gespächsrunde zusammen. Das waren zum einen die Vertreter der großen Drei in dieser Saison, also Ferrari-Teamchef Jean Todt, McLaren-Boss Ron Dennis und BMW-Motorsportchef Mario Theissen und zum anderen Honda-Teamchef Nick Fry. Zeit also für die großen Fragen, dachte sich die FIA und so sollte es um den Zustand und die Zukunft der Formel 1 gehen. Doch irgendwie ging es am Ende vor allem um das Verhältnis von Ron Dennis zu den Medien.

Auch Mario Theissen war da, sagte aber nicht viel Neues..., Foto: Sutton
Auch Mario Theissen war da, sagte aber nicht viel Neues..., Foto: Sutton

Doch fangen wir von vorne an. Eines der ersten Themen, die auf der Agenda standen, war die neue grüne Welle, die Max Mosley für die Formel 1 ausgerufen hatte. Und wie es nicht anders zu erwarten war, entpuppte sich Honda-Chef Nick Fry, der Herr der fahrenden Weltkugel, als großer Befürworter der Vorschläge des FIA-Chefs. Schließlich würden die Vorschläge zum einen eine höhere Energieeffizienz bezwecken. "Das kann in unseren Augen nur eine gute Sache sein. Wir finden das ist absolute Pflicht", sagte Fry. Zum anderen sei es wichtig, dass die Entwicklungen in der Formel 1 auch auf Serienautos übertragbar seien. Für uns sind das zwei gute Gründe, warum das genau der richtige Weg ist. Ich würde sagen, 80% der Vorschläge unterstützen wir im Detail", sagte Fry. "Wir sehen, dass die FIA die Führung übernimmt und wirklich etwas verändern will und dem kann man nur applaudieren."

Ron Dennis machte hingegen deutlich, dass dieser Vorschlag den großen Autoherstellern zu sehr entgegenkomme, während die reinen Formel 1 Teams benachteiligt werden. "Ich bin nicht gegen die neuen Regeln. Ich unterstütze sie", stellte der McLaren Teamchef klar. "Doch Regeländerungen sind unglücklicherweise auch immer die einfachste Lösung für mangelnde Wettbewerbsfähigkeit", wandte sich Dennis mehr oder weniger deutlich gegen den Honda Teamchef. "Zynischerweise sehe ich eine Menge Teams, die nur 'großartig' sagen, weil sie nicht wettbewerbsfähig sind und mit den zurzeit geltenden Regeln keine guten Autos bauen können." Als Vertreter eines unabhängigen Teams stehe für Dennis eher die Eindämmung der Kosten an oberster Stelle. Denn viele der kleinen Teams könnten die Kosten, die für die neuen Entwicklungen nötig seien gar nicht aufbringen.

Auch Jean Todt war da, sagte aber nicht viel Neues..., Foto: Sutton
Auch Jean Todt war da, sagte aber nicht viel Neues..., Foto: Sutton

Doch das mit den großen Fragen hatte sich dann auch schnell wieder erledigt, als die anwesenden Journalisten ihre eigenen Frage stellen durften. Und so drehte sich bald um jemanden, der gar nicht anwesend war, wohl aber sein Chef. Ob Ron Dennis jetzt erleichtert sei, dass Lewis Hamilton nun seinen ersten Fehler hinter sich habe. "Es ist nicht wichtig. Es war nicht sein erster Fehler, sondern er hatte beim Testen auch schon einen Unfall, aber das ist ja ganz normal. Konkurrenzfähige Fahrer, die das Limit suchen, machen Fehler. Es war nicht sein erster und es wird nicht sein letzter Fehler bleiben", kommentierte Dennis den Unfall seiner Schützlings unaufgeregt.

Doch da der Chef höchstpersönlich Auskunft geben musste, kam schnell eine weitere Angelegenheit auf den Tisch: Der angebliche Maulkorb gegenüber der Presse, den Hamilton von seinem Team erhalten haben soll. "Nein. das stimmt nicht. Es gibt keine Frage, die Lewis nicht beantworten darf - er hat keinerlei Instruktionen vom Team. Er darf sich verhalten, wie er will. Er dreht sich sicher nicht zu einem Journalisten um und sagt: 'Das darf ich nicht sagen!', sagte Dennis.

Damit war das Thema für einen englischen Journalisten allerdings noch nicht vom Tisch. Er schilderte, wie er Hamilton beim Rückweg in die Box nach seinem Unfall getroffen habe und ihn zwei McLaren-Offizielle daran hinderten mit ihm zu sprechen. "Was auch immer um Lewis herum passiert, passiert, weil er es so möchte", stellte der McLaren-Boss klar. "Ich schätze das Interesse an Lewis in England sehr, auch wie überproportional es im Vergleich zum Rest der Welt ist, aber ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, wie viele Anfragen wir haben und wer alles Exklusivität will und so weiter. Wir sind nicht gegen die Medien und wollen ihn nicht vor den Medien schützen, sondern wir wollen ihm ermöglichen, sich voll auf den Job zu konzentrieren."

Da man sowieso gerade mit der Aufarbeitung des Verhältnisses zwischen Ron Dennis und den Medien beschäftigt war, kam man direkt auf eine weitere bizarre Angelegenheit zu sprechen: Warum man die von Red Bull herausgegebene Fahrerlagerzeitschrift Red Bulletin im McLaren Motorhome nicht lesen dürfe. Und auch dieses Mal gab es eine deutliche Antwort: "Weil es ein Stück Müll ist", sagte Dennis. "Ich mag nicht, wofür das Blatt steht, ich mag die Qualität nicht und die Art und Weise, wie es sich über Menschen aus allen Teams lustig macht und über ihre eigenen Bemühungen, einen guten Job zu machen. Das ist doch eine sehr geradlinige Antwort von mir. Ich finde nicht, dass dieses Blatt in die Grand-Prix-Szene gehört." Das war auch gleichzeitig die letzte Anwort dieser Pressekonferenzen und man konnte es niemandem verdenken, dass er nicht noch eine Frage gestellt hatte.