Hast Du was von den euphorischen Reaktionen aus Brasilien mitbekommen, nach deinem Sieg in Barcelona, dem Startmanöver gegen Alonso?
Felipe Massa: Logisch, es ist immer schön, angenehme, positive Dinge zu hören, zu wissen, viele Fans zu haben, die zu Hause mit einem mitfiebern. Aber jedes Rennen ist ein neues, ich muss jetzt ganz normal weiterarbeiten. Klar sind zwei Siege hintereinander toll, aber wir wissen, dass die Meisterschaft sehr, sehr eng ist, man darf sich auf keinen Fall ausruhen. Ich habe zweimal gewonnen und führe trotzdem nicht in der Meisterschaft, daran sieht man, dass Siege zwar sehr wichtig sind, aber nicht alles. Auch die Konstanz ist entscheidend, wirklich bei jedem Rennen auf dem Podium zu sein.

Ist nach den beiden Siegen der Druck, um jeden Preis gewinnen zu müssen, etwas geringer geworden?
Felipe Massa: Jede Gelegenheit zum Gewinnen ist willkommen. Ein Sieg ist immer besser als ein zweiter oder dritter Platz. Aber man muss natürlich auch seinen Kopf verwenden - auch ein gutes Ergebnis kann für die Meisterschaft sehr, sehr wichtig sein.

McLaren und BMW wirkten beim letzten Test in Le Castellet stark - glaubst Du, dass das Rennen hier für euch noch schwieriger wird als die bisherigen?
Felipe Massa: Es waren alle schwierig, ich würde nicht sagen, dass wir es schon mal einfach hatten. Es war immer sehr eng, vor allem im Qualifying, das ja heute sehr wichtig ist - und hier natürlich besonders. Aber klar, in Monaco kann es noch viel eher einmal eine Überraschung geben, und wenn es regnet, was ja anscheinend durchaus passieren kann, dann erst recht. Man muss auf jeden Fall aus allen Umständen das Beste herausholen, dann sollten wir auch die Chance haben, unter allem Bedingungen vorne mitzumischen.

Am Mittwoch wurde gespielt, am Freitag wird gearbeitet., Foto: Sutton
Am Mittwoch wurde gespielt, am Freitag wird gearbeitet., Foto: Sutton

Wäre ein Sieg in Monaco etwas Besonderes?
Felipe Massa: Ich glaube schon, dass es etwas ganz Besonderes ist, hier in Monaco zu gewinnen. Ich kann es nicht hundertprozentig sicher sagen, weil ich hier ja noch nie gewonnen habe, aber ich glaube schon, dass es ein besonderes Gefühl wäre. Andererseits sind für mich alle Siege etwas Besonderes.

Was bedeutet es dir, in der WM jetzt vor Kimi zu liegen?
Felipe Massa: Entscheidend ist, mit meinem Team optimal zusammenzuarbeiten, so dass wir insgesamt vorne bleiben, vor meinem Teamkollegen und vor allen anderen Konkurrenten. Aber man sieht ja, wie schnell es gehen kann, vor dem letzten Rennen war ich noch fünf Punkte hinter ihm, jetzt bin ich fünf Punkte davor. Gerade deshalb ist es so wichtig, immer einen klaren Kopf zu behalten, und sich darüber im Klaren zu sein, dass fünf Punkte Vorsprung an der eigenen Arbeitsweise überhaupt nichts ändern dürfen.

Gibt es schon eine besondere Strategie für hier, wo das Qualifying ja besonders wichtig ist??
Felipe Massa: Bis jetzt haben wir noch nichts ausgearbeitet. Aber klar ist die Strategie hier unglaublich wichtig, vielleicht noch wichtiger als überall sonst. Aber im Vorfeld kann man da noch nicht viel machen, wir brauchen erst einmal die Daten aus den ersten Trainings um zu sehen, wo wir zu den anderen stehen. Die Strategie darf nicht zu aggressiv sein, wenn man nur darauf setzt, auf jeden Fall vorne zu stehen und dann schon nach zehn Runden an die Box kommt, dann kann man auch ganz leicht alles verlieren. Also muss man einen Mittelweg finden, so, dass man noch vorne steht, aber auch seine Chancen für das Rennen nicht kompromittiert.

Was machst du am "freien Freitag"?
Felipe Massa: Ich habe noch nicht groß was geplant. Es gibt auf jeden Fall ein paar Sponsorentermine, dann auch ein Teammeeting mit Ferrari. Ich werde mich sicher nicht faul an den Strand legen. Es ist ein Tag, um hart zu arbeiten, um optimal auf den Samstag vorbereitet zu sein.

Hast Du eigentlich seit Spanien noch mal mit Fernando Alonso über den Start geredet?
Felipe Massa: Nein, aber ich habe ihn seitdem auch gar nicht mehr gesehen. Und es gibt auch nicht wirklich was zu bereden. Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich war innen, und wenn mein Manöver aggressiv war, dann war es seines erst recht. Ob er seine Meinung vielleicht geändert hat, weiß ich nicht, aber es ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal.