Die WM ist unglaublich spannend, der Spanien GP war es nicht. So einfach lässt sich die derzeitige Situation zusammenfassen. Barcelona war noch nie für packende Rennaction und Überholmanöver bekannt und so waren auch diesmal die Positionen früh bezogen. Daran konnte auch die neue Schikane vor der Zielkurve nichts ändern - Überholmanöver blieben in der F1 Mangelware. In der GP2 gab es wenigstens ein bisschen mehr Action.

In der WM sieht es ganz anders aus. Vier Fahrer können Rennen gewinnen und die gleichen vier Fahrer haben alle Chancen auf den WM-Titel. Besonders interessant ist die Frage, wann Lewis Hamilton seinen ersten Grand Prix gewinnen wird? WM-Spitzenreiter ist er schon, in Monaco könnte er sich endgültig zum erfolgreichsten Rookie krönen.

Dort war er bislang in jeder Rennserie stark, zudem spielt die Performance des Autos im Fürstentum keine alles entscheidende Rolle - hier macht der Fahrer noch etwas aus. Sollte Hamilton ausgerechnet hier nach vier Podestplätzen im fünften F1-Rennen der erste Sieg gelingen, wäre das gigantisch. Schon jetzt kann er mit den Besten mithalten, aber es steckt ja noch viel mehr Potenzial in ihm. Wie soll das enden, wenn er sich genauso weiterentwickelt und einmal einige Jahre Erfahrung auf dem Buckel hat? Mit dem Erfolg scheint er bestens klarzukommen, er ist nicht abgehoben, zeigt keine Starallüren.

Fernando Alonso bekommt nun natürlich noch mehr Druck von außen, aber der Spanier kann das verkraften und wird schon bald wieder siegen. Intern wird er bei der Weiterentwicklung des Autos sicher wertvollere Informationen liefern als Hamilton. Er hat einfach noch mehr Erfahrung, obwohl auch Alonso noch relativ jung ist. Trotzdem ist Hamilton vom Speed her gleichwertig. Dabei hat er Ende 2006 zum ersten Mal ein F1-Auto getestet und nur ein paar tausend Testkilometer abgespult - das ist schon Wahnsinn.

McLaren probiert sich derzeit mit einer neuen Philosophie. Statt wie in der Newey-Ära auf die absolut beste Performance zu setzen, bevorzugt man in dieser Saison ein zuverlässiges Auto; ein solches hatte man in den letzten Jahren nie und verlor prompt die möglichen Titel. Beim aktuellen Punktesystem ist das genau die richtige Strategie, das beweist Hamiltons WM-Führung. Natürlich kann man über die Punkteverteilung streiten, aber alle konnten sich vorher darauf einstellen, ihre Strategie danach ausrichten und letztlich hat es Hamilton als konstantester der vier Toppiloten verdient, die WM anzuführen. Er ist einer der Besten und absolut gleichwertig mit Felipe Massa.

Der Brasilianer zeigte in Barcelona zum zweiten Mal in Folge eine starke Vorstellung ohne jeglichen Fehler. Das hatten ihm nur wenige zugetraut. Alle die nach Malaysia aufgeschrieen haben, müssen nun kleinlaut zugeben: Massa ist ein WM-Kandidat. Das gilt auch für Kimi Räikkönen, dessen Pechsträhne irgendwann einmal enden wird. So lange sich vorne alle gegenseitig die Punkte wegnehmen, bleibt die WM spannend.

Erst recht wo es jetzt nach Monaco geht. Insbesondere das Qualifying wird dort hoch interessant - Verkehr, Fehler, ein enges Feld, da kann selbst einer der Topleute schnell nur im Mittelfeld starten. Gleichzeitig sieht man, wer wirklich das Optimum aus dem Auto herausholt. In Monaco ist alles möglich - auch ein Sieg im fünften Grand Prix.