Bob, wie sind die Workshops vorgegangen, um den Problemen des Renault R27 auf die Spur zu kommen?
Bob Bell: Wir haben die Bereiche, die wir untersuchen müssen, nun ziemlich gut eingekreist. Aber den Problemen auf den Grund zu gehen, ist keine Sache von wenigen Tagen. Es handelt sich um einen komplexen Prozess, aber einen klar definierten. Wir wenden genau die Techniken an, die uns in den vergangenen Jahren erfolgreich gemacht haben: logisch, methodisch und pragmatisch.

Im Paddock scheint jeder eine eigene Erklärung für eure Schwierigkeiten zu haben. Viele meinen, der V-Kiel der Vorderachsaufhängung sei überholt. Andere glauben, eure Aerodynamik arbeite nicht richtig. Wo liegt die Wahrheit?
Bob Bell: Es stimmt. Die Leute reden viel im Moment, jeder wirft mit anderen Ideen um sich. Es werden viele Gerüchte rund um den R27 verbreitet, und das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass nichts davon mehr ist als Spekulation. Zu den Theorien, die wir bereits ausgeschlossen haben, gehört die Frage, ob der V-Kiel veraltet ist. Dieser Teil des Autos macht uns überhaupt keine Schwierigkeiten, so viel ist sicher.

Wie würden Sie denn die Probleme beschreiben?
Bob Bell: Dem Auto fehlt es durchgehend an Grip. Es arbeitet auf der Strecke nicht so gut, wie es unsere Daten aus der Fabrik vermuten ließen. Unter den Werkzeugen, mit denen wir arbeiten, gehört der Windkanal zweifellos zu den effektivsten. Aber wir verbessern laufend unser Verständnis vom Windkanal, und es steht fest, dass sich dort nicht alle Bedingungen im Detail reproduzieren lassen, mir denen wir es auf der Strecke zu tun haben. Es in diesem Bereich 100-prozentig richtig zu treffen, ist schwierig, und manchmal beeinträchtigen die kleinsten Variablen die Performance des gesamten Pakets.

Der V-Kiel ist nicht veraltet, Foto: Sutton
Der V-Kiel ist nicht veraltet, Foto: Sutton

Sind Sie dennoch weiter optimistisch?
Bob Bell: Natürlich. Wir wissen, dass, sobald wir das Problem beseitigt haben, wir wieder vorne fahren werden. Es ist nicht so, als säßen wir ratlos herum und kratzten uns nur Kopf.

Fühlen Sie sich in solchen harten Zeiten als Leiter der Konstruktion nicht manchmal persönlich für die Misere verantwortlich?
Bob Bell: Als Technischer Direktor fühle ich mich verantwortlich gegenüber dem Team, den Kollegen und Renault. Aber es ist jetzt nicht die Zeit, sich darin zu ergehen. Unter solchen Umständen musst du alles ausblenden, unablässig arbeiten und darfst dich nicht von persönlichen Gefühlen ablenken lassen. Und genau nach dieser Maxime handelt jeder bei Renault.

Können Sie auch Positives aus dieser Situation ziehen?
Bob Bell: Ich weiß nicht, ob ich es positiv nennen würde, aber mehr als alles andere möchte ich beweisen, dass wir zurückschlagen können. Ich möchte zeigen, dass Renault ein starkes Team ist. Es würde mich gewissermaßen mehr befriedigen, diesen negativen Trend umzukehren statt von vornherein erfolgreich zu sein. Wir werden unsere Probleme lösen und wieder um Siege kämpfen.

Setzen Sie in Barcelona neue Teile am Auto ein?
Bob Bell: Ja, einige. Zum Beispiel neue Aufhängungsteile, die den mechanischen Grip verbessern. Zudem gibt es neue Flügelformen, geänderte Auspuffkamine und neue Bremsbelüftungen. Ein guter Anfang, finde ich...