Schon während der letzten Saison traf Mario Theissen eine harte Fahrerentscheidung. Jacques Villeneuve musste gehen, für den Weltmeister kam Rookie Robert Kubica ins zweite Cockpit. Nach drei Saisonrennen musste Theissen erneut einem Fahrer schlechte Kunde überbringen. Diesmal war es Sebastian Vettel, der die Enttäuschung wegstecken musste.

"Aber es war kein Trost erforderlich", so Theissen. "Sebastian war immer klar, dass diese Regelung als Freitagstester nicht für die ganze Saison in Stein gemeißelt war." Stattdessen wollte man schauen, wie es sich entwickelt. Vor Saisonbeginn hörten sich die Vorhersagen des BMW-Motorsportdirektors allerdings etwas anders an. Nur wenn es das Wetter oder andere äußere Umstände verlangten, wollte man da nicht mit einem Freitagstester agieren.

Jetzt ist es damit vorbei. "Wir haben uns in Hinwil zusammengesetzt, die Daten analysiert und eine schnelle Entscheidung getroffen. Allerdings war es auch eine harte Entscheidung." Theissen wollte Vettel so viel Erfahrung wie möglich im Auto und auf den verschiedenen Strecken geben. "Aber es wurde schwieriger als erwartet, weil wir so wenige Testtage haben." Die Analyse erbrachte sogar, dass man in Malaysia mit Heidfeld im zweiten Auto besser gefahren wäre. "Das war das Hauptargument", gesteht er. Trotzdem sei die Saison für Vettel noch nicht gelaufen. "Wir werden es von Rennen zu Rennen entscheiden."

Nur wenn Vettel in der World Series by Renault im Einsatz ist, wird er logischerweise nicht in Frage kommen. Sein Ruf wird unter der Entscheidung nicht leiden. "Im Gegenteil: Wir haben ihm eine Chance gegeben, über das hinaus, was alle anderen Testfahrer in der F1 bekommen." Aus Sicht von Theissen ist es für Vettel momentan ohnehin wichtiger sich in der World Series durchzusetzen. "Es ist für ihn wichtig, dass er in der World Series in diesem Jahr richtig zuschlägt." Formel 1 und World Series lasse sich eben nicht perfekt miteinander vereinbaren. "Das ist eine Frage der Konzentration, nicht unbedingt der körperlichen Verfassung."

Unter diesen Umständen wäre es fast sinnvoller gewesen, Vettel in der GP2 fahren zu lassen. "Das ist schwer zu sagen", dribbelt Theissen um das Thema herum. "Er ist jetzt immerhin zweimal in der F1 am Freitag gefahren." Das hätte er aber auch so gekonnt, da die GP2 in Australien und Malaysia nicht am Start war. "Aber die World Series ist schon eine interessante Serie. Ich finde es gar nicht so schlecht." Überzeugend klingt das nicht.

Ganz anders bei Theissens Einschätzung der aktuellen Testregelung. "Es gibt nicht genügend Möglichkeiten jungen Fahrer den Einstieg zu ermöglichen", kritisiert er. "Sie haben nicht genügend Zeit auf der Strecke. Derzeit ist der Freitagsplan fix und ich sehe keine Chance auf mehr Tests am Freitag." Bislang sei darüber noch nicht einmal diskutiert worden. Das will Theissen bei einem der nächsten Teamchefmeetings aber ändern. Für Vettel bedeutet die Testlimitierung wenige Chancen auf Testeinsätze zwischen den Rennen. "Wir tun, was wir können, aber wir haben nur sehr wenige Tests abseits der Rennen und nur mit einem Auto." Ein Testfahrerproblem hat BMW Sauber mit Vettel und Glock deshalb nicht. "Im letzten Jahr hatten wir durch den Fahrerwechsel plötzlich zu wenig Fahrer, insofern kann man nicht sagen, dass wir zu viele Leute an Bord hätten."