Wie sich Ross Brawn über seine Zukunftspläne entscheidet, ist nach wie vor ungeklärt. Klar ist bislang nur, dass er zuallererst mit Ferrari sprechen wird, bevor er eine definitive Entscheidung bekannt gibt. Doch auch mit Honda finden Gespräche statt, wenn man den letzten Aussagen von Nick Fry glauben darf. "Wir reden mit Ross Brawn. Bei Ferrari war er das klassische Beispiel eines Koordinators für technische Arbeit", sagte der Honda Teamchef gegenüber Autosprint.

Brawns Qualitäten liegen für Fry dabei auf der Hand. "Das Beste, was er bei Ferrari geleistet hat, war eine Gruppe zu schaffen, die zusammenarbeiten konnte, indem er alle in die gleiche Richtung arbeiten ließ. Das ist nicht einfach", meinte er. Denn in der Position, die Brawn bekleidet hat, bräuchte es keine Superstars oder auf sich selbst konzentrierte Genies, betonte Fry weiter. Deswegen wäre so eine Person wie Brawn für jedes Team wichtig. Bei Honda, das momentan um den Anschluss kämpft natürlich umso mehr. "Natürlich hätten wir Ross Brawn gerne, aber ist gibt andere Leute, die ihm ähnlich sind."

Die Aufgabe des zukünftigen Angestellten wäre es, zwei wichtige Ziele zu erreichen. So sollen zunächst die momentanen Probleme gelöst und dann die Zukunft des Teams geplant werden. "Klarerweise ist die Planung der Zukunft wichtiger als die Verbesserung des Autos für den nächsten Grand Prix in Monte Carlo", erklärte Fry. Vor allem so schwere Zeiten wie im Moment sollen vermeiden werden. Dass Brawn sich mit seiner Entscheidung aber noch etwas gedulden will, ist für Honda kein Problem. "Die Tatsache, dass Ross Brawn sich erst im Juli entscheidet, ist mit unseren Plänen perfekt vereinbar."

Rubens Barrichello und Jenson Button halten die Autos zumindest auf der Straße, Foto: Sutton
Rubens Barrichello und Jenson Button halten die Autos zumindest auf der Straße, Foto: Sutton

Denn für die Rennen in Spanien und auch in Monte Carlo erwartet sich Fry ohnehin keine besonderen Verbesserungen. "Wir kamen mit einigen Modifikationen an der Aerodynamik und der Mechanik zu diesen Tests. Vielleicht gewinnen wir zwei Zehntel, aber das Problem ist, dass die anderen genauso viel gewinnen werden." So erwartet er erst mittelfristig, etwa in vier Monaten, wirkliche Fortschritte - also zu einer Zeit, in der Brawn sich entschieden haben sollte.

Dass es überhaupt zu diesem Problem kam, sieht Fry nach wie vor daran, dass man die gute Basis des 2006er-Autos einfach zu dramatisch weiterentwickeln wollte. "Mit den diesjährigen Reifen ist die Aerodynamik unadäquat und ineffektiv, da gibt es kein Drumherum. Der einzige Trost, wenn man es so nennen kann, ist, dass Renault die gleichen Probleme zu haben scheint. Können wir das Problem bald lösen? Ich weiß es nicht. Die technischen, finanziellen und personaltechnischen Ressourcen fehlen uns sicher nicht, aber das sind komplizierte Probleme", meinte er.

Ein Lob beim Umgang damit sprach er seinen Fahrern aus, die zwar selbst nicht um Kritik verlegen sind, aber das Auto zumindest auf der Straße halten. "Unser 2007er-Auto ist so schwer zu fahren, es hat so viele Probleme, dass es mit weniger erfahrenen Piloten ein ernsthaftes Risiko gäbe, einen großen Unfall zu haben. Die jetzigen Fahrer tun ihr Bestes und ihre Erfahrung ist eine große Hilfe bei der Schadensminimierung." Der typische Enthusiasmus der jungen Piloten würde hingegen das Problem noch verstärken. So verfallen weder Rubens Barrichello noch Jenson Button in Panik. "Wenn wir es zumindest schaffen, die Rennen zu beenden, dann verdanken wir das zu einem großen Teil auch ihnen."