Die Formel 1 erlebte zwischen den Großen Preisen von Bahrain und Spanien eine ungewöhnlich lange Pause. Was hat das Renault Team in diesen vier Wochen unternommen?
Pat Symonds: Als wir von Bahrain abreisten, gingen wir davon aus, dass die folgende "Pause" nur auf dem Papier stand – und genauso kam es auch. Wir haben immens viele Analysen und Simulationen durchgeführt, um die Gründe für unser bescheidenes Abschneiden zu finden. Parallel dazu trieben wir unser normales Entwicklungsprogramm voran und testeten neue Teile für die nächsten Rennen.

Auf welche Bereiche konzentriert ihr euch bei der Problemsuche?
Pat Symonds: Am wichtigsten war, direkt auf der Strecke Informationen zu sammeln. Dazu haben wir das Auto mit einer Reihe von Messinstrumenten versehen, die wir an Rennwochenenden natürlich nicht einsetzen können. Wir haben zig Gigabytes an Daten gesammelt und sie detailliert analysiert. In dieser ersten Phase geht es maßgeblich darum, Fehlerquellen auszuschließen. Wir schauen uns jede mögliche Ursache für die Probleme an, haken sie nacheinander ab und identifizieren so jene Bereiche, die wir genauer untersuchen müssen. Das ist eine aufreibende und aufwändige Arbeit, aber wir haben damit seit dem Rennen in Bahrain gute Fortschritte erzielt.

Werden sich diese Fortschritte schon in Barcelona in verbesserter Leistungsfähigkeit auf der Strecke niederschlagen?
Pat Symonds: In den vergangenen Wochen haben wir mehrfach betont, dass die Rückkehr auf unser gewohntes Leistungsniveau einige Zeit dauern wird. Das gilt nach wie vor. Mit unseren Analysen und unserem Verständnis vom Renault R27 kommen wir gut voran. Einen großen Sprung im Vergleich zu unseren Gegnern erwarten wir an diesem Wochenende jedoch nicht. Wir stehen vor einem schwierigen Grand Prix und werden um jeden Punkt kämpfen müssen.

Das Testwetter war zwar nicht berauschend, aber die Tests ergiebig, Foto: Sutton
Das Testwetter war zwar nicht berauschend, aber die Tests ergiebig, Foto: Sutton

Welche positiven Ergebnisse können sie aus dem schwierigen Saisonstart mitnehmen?
Pat Symonds: Das Positive ist nicht so offensichtlich wie in den vorigen Jahren. Doch das bedeutet nicht, dass es nichts gäbe. Das Team hat während der Wintertests – darunter der anstrengende Test in Malaysia – und bei den drei Überseerennen unermüdlich gearbeitet. Alle Teammitglieder haben eindrucksvoll gezeigt, warum wir zweimal Weltmeister wurden: Unsere Zuverlässigkeit im Rennen war vorbildlich, und Details wie Boxenstopps klappten vorzüglich. Die Arbeit in den Workshops geschieht dagegen abseits der Öffentlichkeit, aber sie ist genauso intensiv. Dort lief Analyse um Analyse, wir haben Lösungen gesucht und ausprobiert. Jeder arbeitete über das normale Maß hinaus. Alle im Team gehen mit der aktuellen Situation vorbildlich um.

Sprechen wir von den Piloten, zunächst Giancarlo Fisichella. Wie hat er sich aus Ihrer sicht in den ersten drei Rennen geschlagen?
Pat Symonds: Giancarlo hat mich bislang sehr beeindruckt. Unsere Wertschätzung für ihn geht auch auf die Saison 2001 zurück, als er mit viel Einsatz aus einem schwierigen Auto viel herausholte. Etwas Ähnliches erleben wir jetzt. Der R27 lässt sich anscheinend kaum konstant fahren, aber trotzdem zeigte Fisi sehr konstante Rennen. Er fährt das Auto am Limit dessen, was es in der momentanen Verfassung zulässt, und trägt in jeder Hinsicht zur Lösung unserer Probleme bei. Wir könnten uns nicht mehr wünschen.

Heikki Kovalainen erlebte ein schwieriges Debütrennen, steigerte sich aber seitdem deutlich. Wie bewerten Sie seinen Start in die Formel 1-Karriere?
Pat Symonds: Einem Neuling musst du eigentlich ein Auto hinstellen, dem er voll vertrauen kann. Es sollte konstant funktionieren, und dem Fahrer erlauben, die Fehler zu korrigieren, die ein Rookie unweigerlich begeht. Im Moment können wir Heikki diese Art Auto nicht geben, das war vor allem in Melbourne offensichtlich. Seitdem hat er durch seine intelligente Arbeitsweise gelernt, mit dem R27 innerhalb der Limits des Autos umzugehen. Genau wie Giancarlo arbeitet er pausenlos, um die Ingenieure bei der Lösung unserer Probleme zu unterstützen. Er hat bewiesen, dass er ein echter Teamplayer und in der Lage ist, unsere Leute zu motivieren.

Wie wird sich der Renault R27 am kommenden Wochenende in Barcelona schlagen?
Pat Symonds: Wie unsere Gegner auch, haben wir auf dieser Strecke sehr viel getestet. Wir wissen, dass sich hier die Spreu vom Weizen trennt. Obwohl sich die Charakteristik des Kurses durch den Umbau der letzten Passage etwas gewandelt hat, erwarten wir ein sehr ausgeglichenes Feld. Vergangenes Jahr lagen zwischen den Plätzen fünf und neun im Qualifying bloß 0,13 Sekunden, und dieses Jahr sind die Abstände im Mittelfeld eher noch knapper. Das heißt: Es wird nicht einfach, den dritten Qualifying-Durchgang zu erreichen – was bei den bisherigen Grands Prix schon kein Zuckerschlecken war. Aber wir werden unser Bestes geben, um es zu schaffen.

Es fielen viele Daten an, Foto: Sutton
Es fielen viele Daten an, Foto: Sutton

Wird es neue Teile am Auto geben?
Pat Symonds: Ja. Es ist ungemein wichtig, dass wir neben der Suche nach den Ursachen für unsere Schwierigkeiten auch unser Entwicklungsprogramm ständig weiter vorantreiben. Wir werden in Barcelona sowohl aerodynamische als auch mechanische Verbesserungen am Auto präsentieren. Es versteht sich von selbst, dass wir ebenfalls hart dafür arbeiten, unsere bisher 100-prozentige Zuverlässigkeit aufrechtzuerhalten.

Schauen Sie angesichts des ernüchternden Saisonstarts manchmal auf die Tabelle der beiden Vorjahre, als Renault jeweils als führender Hersteller in Spanien antrat?
Pat Symonds: Im Motorsport schauen wir nur nach vorn. Nostalgie bringt keinen weiter. Wir befinden uns jetzt in einer weniger komfortablen Situation als in den beiden vergangenen Jahren, und wir werden für mindestens gleich harte Arbeit weniger offensichtlich belohnt. Es zeugt von Charakterstärke, dass das Team aus der Arbeit trotzdem Befriedigung zieht – daraus, dass wir aus dem vorhandenen Material das technisch Mögliche herausholen und dass wir methodisch weiterarbeiten, um die Probleme zu überwinden. Diese Einstellung kennzeichnet das Renault Team seit jeher, und deswegen bin ich optimistisch, dass wir nicht vor der Frage stehen, ob wir uns zurückmelden können, sondern wann.