Wie werden die Motoren in der Zeit zwischen zwei Grand Prix überprüft und einsatzbereit gehalten?
Norbert Haug: Die Motoren sind dem Reglement entsprechend von der FIA versiegelt. Zur äußeren Inspektion werden zwischen den Rennen jeweils alle Anbauteile wie Airbox, Hydraulikset, Kabel etc. entfernt und überprüft. Außerdem wird eine Dichtigkeitsüberprüfung und eine Ölanalyse vorgenommen. Die Brennräume werden mittels eines so genannten Borescopes überprüft, eine Art Endoskop, das über das Zündkerzenloch in den Motor eingeführt wird und mit dem Ventile, Kolben und die Laufspuren auf den Zylinderlaufbüchsen betrachtet werden können. Danach werden die Motoren bis zum Einsatz am Samstag des nächsten Grand Prix in ihren Motorkisten gelagert.

Welche Anforderungen stellt die Rennstrecke in Barcelona an die Motoren?
Norbert Haug: Barcelona ist nicht nur für Fahrer und Fahrzeug sehr anspruchvoll, sondern auch sehr hart für die Motoren. Der Grund dafür sind sehr schnelle Kurven mit hohem Volllastanteil und die 1000 Meter lange Start-und-Ziel-Gerade, auf der knapp 13 Sekunden Vollgas gefahren wird. Der gesamte Volllastanteil einer Runde liegt bei rund 70 Prozent.

Wie viele Motorentechniker arbeiten bei jedem Grand Prix und welche Aufgaben haben sie?
Norbert Haug: Insgesamt arbeiten zwölf Mercedes-Benz Techniker an der Rennstrecke, sechs Mechaniker, zwei Renningenieure, ein Ingenieur für die Motor-Thermodynamik, ein Truckfahrer, der sich auch um die Logistik kümmert, ein Elektronik/IT-Spezialist und der Leiter des Technikerteams an der Rennstrecke.

Wo können während der Saison am Motor überhaupt noch Verbesserungen vorgenommen werden?
Norbert Haug: Verbesserungsmöglichkeiten bestehen nach der Festschreibung des Motorenreglements und aller verbauten Teile an der Peripherie des Motors, beispielsweise im Bereich der Airbox mit dem Einspritz- und Ansaugsystem, der Wasser- und Ölpumpen sowie bei der Entwicklung der Kraft- und Schmierstoffe.

Welchen Beitrag leisten die Schmierstoffe bei der Weiterentwicklung der Motoren?
Norbert Haug: Durch die Restriktionen des neuen Motorenregelements hat die Bedeutung der Schmier- und Kraftstoffe für die Leistungsverbesserung der Motoren weiter zugenommen. In Zusammenarbeit mit unserem Partner ExxonMobil konzentrieren wir uns bei der Entwicklung immer leistungsfähigerer Schmierstoffe vor allem auf die weitere Reduzierung der Reibleistung und beim Kraftstoff auf die Optimierung der Verbrennung. Wie überall in der Formel 1 bewegen wir uns da in einem technischen Grenzbereich. Durch die ständige Weiterentwicklung der Schmier- und Kraftstoffe haben wir Leistungsverbesserungen des Motors von bis zu drei Prozent erzielt. Dies sind Ergebnisse, die mittelfristig auch der Entwicklung von Serienmotoren und damit dem Autofahrer zugute kommen.