Der Saisonauftakt erwies sich für Renault als schwierig. Wie betrachten Sie die Situation aus der Sicht eines Ingenieurs?
Denis Chevrier: Es stimmt, die ersten drei Rennen zur Saison 2007 waren hart umkämpft und für das Team schwierig. Was die Motoren betrifft, können wir mit der Zuverlässigkeit sehr zufrieden sein. Wir mussten zwar kleinere Probleme lösen, erlebten aber keine Dramen – und unsere zwei Autos überquerten bei allen drei Läufen beide die Ziellinie. Das zumindest stellt uns zufrieden.

Wo sehen Sie das Team momentan im Vergleich zu den Mitstreitern?
Denis Chevrier: Der Konkurrenzkampf ist dieses Jahr besonders eng. Wir befinden uns auf jeden Fall in der Rolle des Verfolgers. Im Moment fällt es uns schwer, aus eigener Kraft das Podium zu erreichen, deswegen wollen wir mit beiden Autos so viele Punkte wie möglich einfahren. In Bahrain haben wir gesehen, wie gering die Abstände im Qualifikationstraining ausfallen. In der aktuellen Situation können wir es uns einfach nicht erlauben, ein oder zwei Zehntelsekunden zu verlieren, weil wir dann den Sprung ins Top-Ten-Qualifying verpassen. Es stellt einen großen Unterschied dar, ob du von Position sechs oder sieben ins Rennen gehst oder von Platz elf aus.

Hat sich Ihre Arbeit aufgrund der aktuellen Situation verändert?
Denis Chevrier: Nicht wirklich. Unsere Arbeitsmethoden bleiben bestehen – egal, ob wir um den Titel kämpfen, oder wie im Moment eine schwierige Phase durchmachen. Wir arbeiten weiterhin in der bewährten Art und Weise, setzen unseren Zeitplan nach dem gewohntem Muster um und bauen auf die gleichen Leute. Wir müssen nur verstehen, wie wir unter den aktuellen Umständen mehr aus unserem Paket herausholen.

Welche Stimmung herrscht in Viry-Châtillon nach den Ergebnissen der ersten drei Rennen?
Denis Chevrier: Wir waren den Winter über sehr beschäftigt. Während der Testfahrten haben alle Mitarbeiter in Viry und Enstone hart gearbeitet und konnten den Saisonstart kaum erwarten. 2006 sammelten wir bei den ersten drei Rennen 46 Punkte, jetzt haben wir neun Zähler auf dem Konto. Wir haben uns vom Favoriten zum Außenseiter entwickelt. Das zu akzeptieren, fällt uns natürlich schwer. Aber wir alle haben Benzin im Blut, außerdem zeigt sich erst in schwierigen Situationen der wahre Charakter eines Teams. Wir sind fest entschlossen zu kämpfen und wissen, dass sich unsere Mühe am Ende auszahlen wird.

Wie geht die Mannschaft in Viry mit dem aktuellen Leistungsdefizit um? ?
Denis Chevrier: Jeder weiß, wie komplex es ist, das richtige Paket aus Auto, Motor, Fahrer und Reifen zu schnüren, denn vielen Teams gelingt dies nie. Unsere Enttäuschung liegt aber nicht nur an den Ergebnissen des Teams, sondern auch am Regelwerk. Es hat uns als Ingenieuren viele Möglichkeiten geraubt, in die Entwicklung einzugreifen. In der Vergangenheit konnten wir stark dazu beitragen, einen Leistungsrückstand aufzuholen. Seit dieser Saison sind uns die Hände gebunden. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Bei uns gibt es keine Spur von Resignation und kein Problem mit der Moral. Im Gegenteil: Unsere Entschlossenheit hat sogar weiter zugenommen.

Zu einem anderen Thema: Welches Zwischenfazit ziehen Sie über die Partnerschaft mit Red Bull nach drei Rennen?
Denis Chevrier: Das Team ist noch sehr jung, deswegen steht uns noch viel Arbeit bevor. Aber wir verbessern uns Schritt für Schritt. Momentan müssen wir noch ein paar Probleme beheben, damit beide Autos im Rennen die Zielflagge sehen. Doch die Performance – speziell in Bahrain – stimmt die Teammitglieder äußerst zuversichtlich. Die für Red Bull zuständigen Renault Mitarbeiter haben diesen Winter über hart gearbeitet und fühlen sich in ihrem "neuen" Team sehr glücklich. Bisher hat sich die Zusammenarbeit zwischen Renault und Red Bull gelohnt. Jeder gibt sein Bestes, um erfolgreicher zu sein. Wir hoffen, dass die Partnerschaft bald Früchte trägt.