1. - S wie Startaufstellung

Wieder führt ein Ferrari die Startaufstellung an. Bislang war die Siegquote der Roten von der Pole in dieser Saison 50%. In Melbourne siegte Kimi Räikkönen unangefochten, in Sepang verlor Felipe Massa das Duell gegen McLaren. Nun nimmt er nur eine Woche später Anlauf zur Revanche. "Ich hoffe auf einen anderen Rennausgang", sagte er. "Hoffentlich verläuft das Rennen genauso wie das Qualifying."

In diesem war Lewis Hamilton sein härtester Gegner im Kampf um die Pole. Fernando Alonso sagte hingegen: "Die zweite Startreihe war heute das bestmögliche Ergebnis für mich, aber wir haben eine gute Ausgangslage und können um einen Podiumsplatz kämpfen." Auch Kimi Räikkönen war mit seinem 3. Startplatz zufrieden. "Ich hatte nicht damit gerechnet, hier zu sein", sagte er. Sowohl Alonso als auch Räikkönen gelten als heiße Anwärter auf ein schweres Auto. Hinter Rot und Silber stehen die beiden Weiß-Blauen in Reihe 3. Dabei konnte Nick Heidfeld abermals seinen Teamkollegen Robert Kubica hinter sich lassen.

2. - S wie Start

Der Start ist immer ein entscheidender Moment. Fernando Alonso erläutert seine Herangehensweise: "Es gibt keine Geheimnisse, man braucht nur Glück, gute Reflexe - und man muss die richtigen Stellen finden", so der Champion. "Dazu muss man die Starts aus den früheren Jahren studieren, den heutigen in der GP2 ebenso, und dann die Stelle aussuchen, wo man am liebsten in die erste Kurve fährt. Ob die anderen das zulassen, ist aber fraglich, denn meistens zwingen sie dich, eine Linie zu fahren, die du nicht selber ausgesucht hast."

Der BIC ist bereit für die große Show., Foto: Sutton
Der BIC ist bereit für die große Show., Foto: Sutton

Gleichzeitig muss Alonso aber auch in den Rückspiegel schauen. "Wenn wir Alonso am Start überholen können", sagt beispielsweise Robert Kubica, "können wir vielleicht gegen sie kämpfen. Nick konnte sich in Malaysia auch vor Massa halten." Apropos Massa: Der Brasilianer hat angekündigt bei diesem Start aggressiver mit Lewis Hamilton zu Werke zu gehen als vor einer Woche in Sepang. "Das schüchtert mich nicht ein", bleibt der Rookie gelassen. "Er spielt sicher ein Spielchen, aber ich fahre die erste Kurve so aggressiv wie immer. Allerdings werde ich darauf achten, dass er nicht zu aggressiv ist und mir oder Fernando Probleme bereitet."

Alex Wurz und sein Williams Team befassen sich erst am Sonntag vor dem Rennen mit der Strategie, aber auch er will aggressiv zu Werke gehen. "Ich will gleich mit der Brechstange Trulli und Webber überholen", kündigte er an. "Das kann gut gehen oder aber total in die Hose gehen, aber was hab ich zu verlieren?" Nur Nick Heidfeld gab eines zu bedenken: "Man sollte aufpassen, seinen Teamkollegen nicht zu hart zu attackieren, was beim letzten Rennen passiert ist", erinnerte er an die Beinahe-Kollision mit Kubica. "Ich hoffe, es geht diesmal unfallfrei durch."

Bevor es in die erste Kurve geht, heißt es gut wegzukommen. "In Malaysia war nicht ganz klar, welche Seite besser ist", sagt Marc Surer. "Hier ist es eindeutig so: McLaren steht auf der schlechteren Seite, der rechten. Allerdings ist die erste Kurve eine Rechtskurve. Dort könnte man den Innenvorteil nutzen und den anderen abdrängen." Bei den Silbernen bleibt man deshalb zuversichtlich. "Wie erwartet kämpfen wir mit den Ferrari, die beide auf der sauberen Seite der Strecke stehen", sagt Alonso, "so dass sie beim Start einen kleinen Vorteil haben. Aber wir werden attackieren."

Robert Kubica sieht die rechte Seite gar nicht so stark im Vorteil. "Vielleicht macht das einen Unterschied, aber meine Starts in Australien und Malaysia waren sehr gut. Ich hatte eine gute Reaktionszeit. Es könnte einen kleinen Unterschied zwischen den Seiten geben, aber durch das GP2-Rennen sollte da mehr Gummi liegen. Es dürfte morgen besser werden." Nico Rosberg ist das mittlerweile ohnehin egal. Er lacht: "Ich scheine eh immer auf der falschen Seite zu starten. Das ist nicht problematisch."

Hamilton gab alles auf seiner vergeblichen Jagd nach der Pole., Foto: Sutton
Hamilton gab alles auf seiner vergeblichen Jagd nach der Pole., Foto: Sutton

3. - S wie Strecke

Der Bahrain International Circuit besteht vor allem aus vier Geraden, darunter die sehr lange Start-Ziel-Passage, und drei Hochgeschwindigkeitskurven. Sie verbindet eine Abfolge langsamer und mittelschneller Kurven, die ein hohes Abtriebsniveau erfordern.

Zugleich fordert der BIC auch die Triebwerke und Bremsen überdurchschnittlich stark, weil eine Reihe von langsamen Kurven harte Brems- und Beschleunigungsmanöver erfordert. Eine weitere Besonderheit: Beim Start wird es ein interessantes Beschleunigungsduell entlang der langen Startgeraden geben, bevor sich die 20 Autos ins Nadelöhr der ersten Rechtskurve einfädeln.

4. - S wie Setup

Mit 70 Prozent Vollgasanteil gehört die Strecke zu den fünf anspruchsvollsten der Saison. Aber nicht nur die Motoren leiden in Sakhir. Auch die Bremsen werden übermäßig stark gefordert - die Strecke ist nach Kanada der härteste Kurs zu den Bremsen. Drei Mal pro Runde verzögern die Fahrer aus über 300 km/h bis in den ersten oder zweiten Gang. Überdies folgen zwischen den Kurven 4 und 13 die Richtungswechsel extrem schnell aufeinander, so dass die Bremsen kaum Zeit bekommen abzukühlen. Dies kann zur Oxidation der Bremsscheiben führen. Um das zu verhindern, werden in Bahrain die größten Kühllufteinlässe der gesamten Saison gefahren.

Um beim Beschleunigen am Ausgang der langsamen Kurven ein Übersteuern zu vermeiden, muss das Auto gut ausbalanciert sein. Dasselbe gilt für die Stabilität in Bremszonen, besonders beim Anbremsen der Kurven 10 und 13, wo die Piloten noch während des Bremsens einlenken. Die Herausforderung besteht darin, beim Setup einen Kompromiss zu finden zwischen stabiler Balance in schnellen Kurven und tendenziell "weicher" Aufhängung in den langsamen Abschnitten, wo mechanischer Grip gefragt ist. Um dies zu erreichen, werden Gummiblöcke verwendet, die den Einfederweg des Autos begrenzen. Bei hohen Geschwindigkeiten - wenn der aerodynamische Abtrieb das Auto herunterdrückt - "sitzt" das Chassis fest auf diesen Gummis. Bei geringeren Geschwindigkeiten hat die Aufhängung dagegen genügend Spielraum zum Arbeiten.

5. - S wie Strategie

Normalerweise sind die Teams extrem zugeknüpft und zurückhaltend mit ihren Aussagen, erst recht, wenn es um ihre Strategie geht und ganz besonders, wenn das Team McLaren Mercedes heißt. Fernando Alonso war nach dem Qualifying aber ganz offen. "Meine Strategie ist anders als wir vor dem Wochenende dachten", sagte Alonso. "Man hat ja immer die Runde vorprogrammiert, in der man den ersten Boxenstopp macht. Aber nachher muss man es entweder nach vorne oder nach hinten korrigieren. Hier haben wir es nach hinten verlegt."

Wie viel Sprit ist in den Tanks?, Foto: GEPA
Wie viel Sprit ist in den Tanks?, Foto: GEPA

Damit gesteht er indirekt ein, dass sein Auto eines der schwersten unter den Top-Piloten ist. Deshalb war er auch mit seinem 4. Startplatz zufrieden und konnte die Pole nicht attackieren. "Ich glaube, dass das die richtige Strategie ist", sagt er. "Wenn man den Unterschied zwischen den weichen und harten Reifen sieht, denke ich, dass es desto besser ist für das Resultat je weniger Runden man mit den harten fährt." Aber: "Wenn man den ersten Stopp sehr früh macht, wird der Stint mit den harten zwangsläufig etwas länger als normalerweise." Somit dürfte Alonso einen langen ersten Stint mit weichen Reifen fahren, bevor er für den Mittelteil auf die harte Mischung wechselt und dann für den Schlussstint noch einmal die vermeintlich besseren weichen Pneus aufziehen lässt. So weit eine möglich Theorie.

Strategische Husarenritte sind nicht zu erwarten. "Es gibt keine wirklich verrückten Strategien", betont Alex Wurz. "Es gibt hier nicht viele Möglichkeiten und Varianten - nur eine Zweistoppstrategie." Das gilt auch für Kimi Räikkönen, der aber vermutlich wie Alonso ein schwereres Auto besitzt. "Er war sehr schnell das ganze Wochenende", analysierte sein Rivale Alonso. "Im Qualifying ist er aber etwas zurückgefallen. Deswegen denke ich, dass er auch etwas später den ersten Boxenstopp machen wird."

Das ist auch die einzige Erklärung, die Marc Surer für die Abstände von Räikkönen und Alonso zu ihren jeweiligen Teamkollegen fand. "Ich kann mir nur vorstellen, dass beide Teams auf unterschiedliche Strategien gesetzt haben. Wir sehen also zwei Zweikämpfe: Massa und Hamilton mit vielleicht leichteren Autos und Räikkönen und Alonso, die mit schwereren Autos um den Sieg kämpfen."

6. - S wie Sonntagswetter

Sonne, bis zu 28 Grad und ein Niederschlagsrisiko von 0 Prozent - so lautet die Wettervorhersage für den Rennsonntag in Bahrain. Also ganz normal für ein Wüstenrennen. Allerdings ist das Wetter in Bahrain genauso wenig normal wie in Sepang. Auch hier kann sich schnell einmal ein Sturm zusammenbrauen. Am Freitagabend musste das Fahrerlager sogar evakuiert werden...

7. - S wie Spannung

Spannend ist es momentan überall. An der Spitze, im Mittelfeld und am Ende des Feldes. Gerade der Kampf um die letzten Punkteränge wird ein hartes Gefecht zwischen Williams, Toyota, Renault und Red Bull. An der Spitze liegen Ferrari und McLaren noch weit vor BMW Sauber. Mario Theissen möchte aber trotzdem zur Stelle sein, sollte sich im Rennen vielleicht die Chance auf ein Podium ergeben.

Ferrari stapelt derweil tief. "Wir haben ein sehr konkurrenzfähiges Auto - auf einer Runde und über die Distanz", ist Massa sicher. Aber Sepang und die Niederlage gegen Alonso und Hamilton ist noch nicht vergessen. Und auch Alonso glaubt: "Wir waren auf unseren Long Runs immer gut, deshalb bin ich optimistisch." Für die Zuschauer zählt beim Großen Preis von Bahrain sowieso nur eins: "Auf dieser Strecke gibt es reichlich Gelegenheiten zum Überholen", weiß Alonso, "das ermöglicht viele Zweikämpfe." Mögen die Spiele beginnen.