Die letzten werden die ersten sein. Ja, Sprichworte bekommen in der ihnen nicht angestammten Umgebung eine ganz eigene Bedeutung. Oder wie wäre es, wenn Adrian Sutil am Rennsonntag ganz plötzlich ganz vorne auftaucht. Okay, da war wieder der Wunsch der Vater des Gedanken, womit wir auch schon beim nächsten blöden Sprichwort wären, aber so ist das eben in der F1 Welt. Sie ist vollgestopft mit Floskeln, die man so, oder so ähnlich, schon das eine oder andere Mal gehört hat.

Die erste genrespezifische Worthülse lieferte am Samstag in Bahrain Nick Heidfeld ab. "Man sollte aufpassen, dass man seinen Teamkollegen in der ersten Kurve nicht zu hart attackiert, was beim letzten Rennen passiert ist", sagte er und sprach damit eine so allgemeingültige Wahrheit an, dass es Juan Pablo Montoya wahrscheinlich noch in Kolumbien hallen hören würde. Quick Nick sollte aber auch wirklich aufpassen, steht er doch direkt vor und neben Robert Kubica.

Doch Heidfeld überraschte auch, packte er doch einen Stehsatz aus, den normalerweise eher außenstehende Beobachter oder Kommentatoren verwenden. Doch er hatte die Härte und brachte die Fakten offen auf den Tisch: "Eine Verbesserung der Position im Rennen ist im Grunde nur möglich, wenn entweder ein Ferrari oder McLaren heute extrem leicht war oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert."

Derlei Offenbarungseid konnte Nico Rosberg nicht abgerungen werden. Der Williams-Pilot hielt sich eher an einen Klassiker, der einiges erwarten lässt. "Ich wäre gerne etwas weiter vorne gewesen, aber als Zehnter ist alles möglich. Von der Strategie her sieht es für das Rennen gut aus", sagte er. Und noch so eine F1-Weisheit kam ihm über die Lippen: "Beim Rennspeed sind wir sowieso recht stark im Vergleich zum Qualifying."

Alex Wurz geht hin und wieder auch andere Wege, Foto: Sutton
Alex Wurz geht hin und wieder auch andere Wege, Foto: Sutton

Alex Wurz ist von jeher einer, der andere Wege geht. Seine Formel 1-Karriere verlief in eigenen Bahnen und auch was die Sprüche betrifft, betritt der Österreicher gerne Neuland. Doch auch er konnte mit bekannten Floskeln aufwarten. So meinte er beispielsweise zu seinem elften Startplatz: "Dass ich ganz knapp nicht in die Top Ten gekommen bin, davor brauch ich mich nicht zu verstecken." Doch er hatte das Entwaffnende nicht verloren, mit dem er immer wieder aufwarten kann. So brachte er auf die Punktechancen von sich selbst und auch Rosberg angesprochen folgendes heraus: "Das wird für meinen Teamkollegen und mich eine sehr harte Geschichte."

Aber harte Geschichten kennt die Formel 1 auch zur Genüge. Ralf Schumacher hatte so eine auf Lager und die erzählte vom Untersteuern. Ihr Klang war aber auch wohlbekannt, denn gehört hat man die Mär ja doch schon aus den verschiedensten Ecken. "Wir haben das ganze Wochenende die Balance am Auto nicht so hinbekommen, wie ich das wollte und dementsprechend hatten wir auch im Qualifying Probleme", sagte Schumacher. Im Anschluss hielt er es mit dem rosbergschen Idiom von den besseren Aussichten im Rennen auch wenn er nicht ganz so weit nach vorne blicken wollte, wie sein Landsmann. "Wir stehen an diesem Wochenende nicht da, wo wir hin wollten", meinte er, die nächste wohlbekannte Redensart bemühend.

Um die Wertung auf drei von fünf zu stellen, sprach auch Adrian Sutil davon, sich im Rennen weiter verbessern zu können. Der Spyker-Pilot stellte seine persönliche Prognosen-Bilanz in dieser Saison damit übrigens auf 3:0, denn bislang prophezeite er noch jedes Mal ein gutes Rennen. Doch er hatte noch einen Spruch auf Lager, der in Formel 1-Kreisen auch immer wieder gerne ausgepackt wird: "Es war schwierig, eine perfekte Runde hinzubekommen, aber ich bin zufrieden mit meiner Leistung."

So viel Weisheit, so wenig Neues, eigentlich ist es doch immer dasselbe. Um zu zeigen, dass auch wir das können, zum Abschluss noch eine Kostprobe in völlig sinnfreier Floskelklauberei: Auch wenn es morgen nicht das Rennen des Jahrhunderts wird, so steht uns doch ein Kracher bevor, an den wir noch lange denken werden. Alle Fans können sich schon warm anziehen, denn es wird bis zum letzten Meter beinhart Rad an Rad gekämpft, weil alle in die Punkte wollen. Der beste wird gewinnen und der Jubel ist ihm garantiert. Wir hätten damit genug leere Phrasen für den Rest des Jahres verschossen, wie es bei den Fahrern aussieht, lässt sich leider nur schwer beurteilen.