Toyota und Honda sind zur Zeit nicht gerade Kandidaten für die Sieger- Pressekonferenzen am Wochenende. Dennoch gibt es bei den japanischen Teams derzeit viel Gesprächsbedarf. Und so zeigte sich die FIA heute von ihrer großzügigen Seite und lud Honda-Teamchef Nick Fry mit seinem Fahrer Jenson Button sowie Toyota-Direktor John Howett und Ralf Schumacher zur kostenlosen Gruppentherapie.

Aufgrund des stärker ausgeprägten Krankheitsbildes durfte die Honda-Fraktion anfangen, ihr Leiden zu schildern. "Es ist ziemlich einfach, wir sind nicht schnell genug", brachte Jenson Button die Schmerzen auf den Punkt. "Wir erzeugen zu wenig Grip. Auf den Geraden sind wir durchaus schnell, aber das Auto ist sehr schwer zu fahren, und so können wir keine Kurve im Rennen zweimal auf die gleiche Art durchqueren. Wir können den Abtrieb erhöhen, aber das würde uns noch langsamer machen", wurde der Brite genauer. "Wir kommen nicht weiter, und das ist für das ganze Team frustrierend."

 Jenson Button hat schon bessere Tage als Honda-Fahrer erlebt., Foto: Sutton
Jenson Button hat schon bessere Tage als Honda-Fahrer erlebt., Foto: Sutton

Insbesondere in den Qualifyings konnte Honda nicht überzeugen, während zumindest das Rennen in Malaysia den Umständen entsprechend gut lief. Dennoch wirkt sich das umfassende Krankheitsbild des RA107 nach Meinung von Button in der Qualifikation nicht so stark aus wie im Rennen, allerdings aus einem eher unvorteilhaften Grund. "Da musst du ja nur eine Runde drehen."

Honda-Rennfahrer scheint zurzeit eher eine Zumutung als ein Job zu sein. Doch wo muss man den Hebel ansetzen, damit sich das in Zukunft ändert? "Es sieht so aus als würde alles nicht richtig funktionieren. Das ganze Paket ist im Moment nicht gut. Aber sobald wir mehr Grip und Abtrieb bei gleicher Geschwindigkeit gefunden haben, glaube ich dass alle Probleme auf einmal verschwinden werden", lässt sich Patient Button seinen Optimismus nicht nehmen.

Dafür wird allerdings eine umfassende Behandlung nötig sein, wie Teamchef Nick Fry bestätigte. "Es ist grundsätzlich ein aerodynamisches Problem, aber wir werden trotzdem auch ein paar mechanische Sachen ändern." In Barcelona werden wir viele Aerodynamik-Teile austauschen und dann noch mehr in Kanada. Es gibt also eine Serie von mehreren Veränderungen anstatt nur einen, um das Problem zu beheben", so Fry.

Eine Absage erteilte der Honda-Teamchef bei der Gelegenheit den Gerüchten um Verhandlungen mit Ross Brawn auch wenn er zugab, dass er nichts gegen eine Verpflichtung des ehemaligen "Ferrari-Gehirns" hätte. "Da ist nichts dran. Ich habe einen Kommentar in Malaysia gemacht, dass ich sicher bin, dass eine Menge Leute an einer Verpflichtung von Ross interessiert sind. Ich habe auch gesagt, dass Ferrari sicher ein Arrangement mit ihm hat", stellte Fry klar. Allerdings habe man aufgrund der Situation mit einigen Technik-Spezialisten über eine Verpflichtung gesprochen.

Während der eine japanische Patient also erst am Anfang der Behandlung steht, scheint Toyota, der andere Patient schon einige Fortschritte bei der Genesung gemacht zu haben. Das sieht auch Ralf Schumacher so, obwohl in Malaysia für ihn nicht so gut lief. "Wir hatten einen guten Saisonstart. In beiden Rennen konnten wir in die Punkte fahren. Für mich war es in Malaysia schwierig, aber abgesehen davon, sind wir nicht unglücklich mit dem, was wir erreicht haben", fasste der Deutsche zusammen. Auch die vielen Probleme vor der Saison mit der Standfestigkeit, dem Handling und dem Getriebe wollte Schumacher nicht zu hoch bewerten. "Wir hatten ein paar kleine Zuverlässigkeitsprobleme, die aber, glaube ich, jeder am Anfang der Saison hat. Ansonsten war alles nicht viel anders als sonst im Winter."

Ralf Schumacher ist im Großen und Ganzen mit dem Saisonstart zufrieden., Foto: Sutton
Ralf Schumacher ist im Großen und Ganzen mit dem Saisonstart zufrieden., Foto: Sutton

Dass jedoch auch bei Toyota noch nicht alles rosig ist, bestätigte John Howett. Denn nach seiner Meinung gehörte man letztes Jahr vom reinen Speed gesehen schon zu den Topteams, allerdings war die Zuverlässigkeit schlecht. Deshalb war das Ziel, in dieser Saison schnell und konkurrenzfähig zu sein. "Dafür sind wir noch nicht so weit, wie wir sein wollen." Allerdings sei man besser, als viele Leute angenommen hätten. "Wir sind sicher nah dran. Sepang hat uns gelegen und wir waren wesentlich näher als in Melbourne", sagte Howett, der den Abstand zu den nächsten Rivalen auf circa eine halbe Sekunde einschätzt.

Einer dieser Rivalen ist Williams, das Kundenteam von Toyota. Da stellt sich die Frage nach der Kooperation der beiden Teams fast automatisch. "In den Bereichen, in denen wir zusammenarbeiten, ist die Kooperation sehr eng", versicherte Howett. "Aber abgesehen davon, sind wir leidenschaftliche Konkurrenten, und wir sind eng beieinander - sehr, sehr eng. Ich glaube es ist gut für uns. Das macht uns Beine." Damit war die Gesprächstherapie auch beendet. Doch die nächste Sitzung findet gleich morgen statt.