Die Lehre von der Hitze

Mittlerweile sollte es sich herumgesprochen haben, dass Malaysia das heißeste Rennen des Jahres ist. Hans Joachim Stuck beschrieb uns das so: "Wenn man aus dem Auto aussteigt, ist es, als ob jemand einen Wasserhahn aufdreht - der Körper explodiert." Einige Unverbesserliche gibt es aber immer, zum Beispiel Ralf Schumacher. "Ich habe gestern versucht, mich zu sonnen, aber nach 15 Minuten habe ich es abgebrochen - es war zu heiß." Stuck hätte ihm das vorher sagen können: "Wenn man die Körperspannung ansieht, dann sieht Ralf beispielsweise nicht wie einer der fittesten Fahrer im Paddock aus..."

Die Lehre vom Tattoo

Das ist ein Tattoo. Darauf wären sie nie gekommen, richtig?, Foto: Sutton
Das ist ein Tattoo. Darauf wären sie nie gekommen, richtig?, Foto: Sutton

Melbourne-Sieger Kimi Räikkönen sorgte auf andere Weise für Aufsehen. "Kimi, du hast ein sexy Tatto auf dem Arm - was ist das?", fragte unsere Kollegin Tanja Bauer. "Es ist ein Tattoo." Danke Kimi, jetzt wissen wir es. Und was bedeutet das Tattoo? "Nichts, gar nichts." Und ist es permanent? "Das weiß ich nicht." An dieser Stelle könnte man böse Witze machen, warum er es nicht mehr weiß... "Ihr werdet sehen, was passiert." Teamchef Jean Todt hielt sich aus dem Thema heraus. "Wenn er ein Tattoo auf dem Gesicht wollte, würde ich ihm raten, es lieber woanders hinzumachen."

Die Lehre vom Dschungel

Der Malaysia GP ist traditionell das Heimrennen von (BMW) Sauber. Für die Fahrer galt es deshalb vielen Verpflichtungen nachzukommen. Eine davon waren Demonstrationsfahrten, die BMW zwei Stunden Autofahrt (in dichtem Verkehr auch mal drei) in Malakka abhielt. "Auf dem Weg dorthin ging es durch den Dschungel", berichtete Sebastian. "Rechts und links gab es dort gar nichts - nur Palmen und Bäume. Dort möchte ich nicht ausgesetzt werden." Hilfe, ich bin ein F1-Testfahrer - holt mich hier raus!

Die Lehre vom Speed

Felipe Massa hat verdammt viel Speed. Das bewies er mit der Pole und etlichen Trainingsbestzeiten. Im 1. Training war er nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Box am schnellsten. Die Belohnung dafür waren 4.800 Dollar Strafe. Sebastian Vettel durfte in Melbourne ungestraft Gas geben. Er trat bei einem Speedvergleich mit einem V8-Supercar, einem F1-Boliden und einem Straßenfahrzeug an. "Ich stand noch auf der Startgeraden, die Mechaniker warteten noch mit dem Anfeuern des Motors, den haben wir erst 10 Sekunden bevor ich losgefahren bin eingeschaltet, und die anderen beiden Autos waren schon lange weg - da dachte ich nur: die bekomme ich ja nie wieder." Am Ende hat er es doch einmal geschafft. Der Ehrgeiz eines Rennfahrers scheint aber auch bei solchen Promoaktionen durch: "Ich glaube der Pkw-Fahrer (der zweimal gewonnen hat) hat bei den Referenzrunden etwas geschummelt..."

Die Lehre von den Gerüchten

Und noch mal Sebastian Vettel: Hatte er schon Angebote von anderen Teams? "Über so etwas spricht man nicht", blockte er ab. Angesichts der aktuellen Spekulationen über die Zukunft von Ralf Schumacher und Nick Heidfeld kommt in der Presserunde schnell die Meinung auf: "Das überlässt man den Managern anderer Fahrer..." Sebastian kann das nicht passieren. Er lachte nur: "Ich habe keinen Manager."

Die Lehre vom Freitag

Perfektes Outfit: Und jetzt ab in die U-Bahn., Foto: Sutton
Perfektes Outfit: Und jetzt ab in die U-Bahn., Foto: Sutton

Einen halben Vettel haben wir noch: Sebastian durfte im 1. Freien Training zum zweiten Mal in dieser Saison für einen der Stammfahrer testen. Das gleiche Schicksal ereilte diesmal Alex Wurz, er musste im 1. Training für Kazuki Nakajima aussetzen. Der Österreicher nahm das gelassen hin: "Am Karfreitag darf man eh nicht so viel arbeiten."

Die Lehre von der eigenen Welt

Die Formel 1 ist ihre eigene kleine Welt - und in diese darf nicht jeder eindringen. Manchmal müssen die F1-Hoheiten aber ihr hermetisch abgeriegeltes Fahrerlager verlassen und in die reale Welt zurückkehren. So zum Beispiel am Freitagabend, als Bernie Ecclestone alle Teamchefs zum Grand Prix Gala Dinner orderte. Weil die Straßen verstopft waren, mussten sie mit der superschnellen Flughafen-Bahn anreisen. Alles kein Problem, bis die Teamchefs für den letzten Abschnitt in die Metro umsteigen mussten; die mit Menschen überfüllte Metro. Wer also am Freitagabend in einem stickigen Zugabteilung glaubte, dass ihn gerade Bernie Ecclestone, Flavio Briatore oder Nick Fry angerempelt haben, hatte wahrscheinlich recht...

Die Lehre vom Alter

Das Generationenduell ist in der Formel 1 allgegenwärtig. Auch bei der Pressekonferenz. Da saß Nico Rosberg direkt neben David Coulthard. Und das führte zu einigen interessanten Wortwechseln. "Der Test letzte Woche war schön, besonders weil es etwas langweilig wird, immer nur auf den gleichen Strecken in Spanien zu testen", klagte Nico und rief Verwunderung beim erfahrenen Graubart DC hervor. "Das ist lustig, weil Nico gerade einmal ein paar Jahre in der F1 ist. Stell dir mal vor wie ich mich fühle!" Im Vergleich mit Mark Webber dürfte sich DC manchmal ziemlich alt fühlen...

Die Lehre von den Deutschen

Nico Rosberg war nach den Freitagstrainings der bestplatzierte Deutsche. "Dafür gebe ich mir heute Abend einen aus", sagte er grinsend. "Nein im Ernst, das bedeutet mir herzlich wenig." Jedenfalls am Freitag, am Sonntag hätte er sicher nichts dagegen gehabt - wahrscheinlich wäre ihm auch die Rolle des zweitbesten Deutschen recht gewesen. Dann wäre er nämlich nicht ausgefallen.

Die Lehre vom Funk

Was ist momentan mit dem Funk los? Räikkönen, Alonso, Kubica - alle bekamen irgendwann während der ersten beiden Rennen bestenfalls Rauschen auf die Ohren. Das F1-Funkloch ruft aber noch ganz andere Kuriositäten hervor: "Ich höre jemanden italienisch sprechen", funkte Scott Speed im Freien Training an die Box, "aber ich verstehe das nicht."

Die F1 im Funklock. Ein Fall für die X-Akten?, Foto: Hartley/Sutton
Die F1 im Funklock. Ein Fall für die X-Akten?, Foto: Hartley/Sutton

Die Lehre vom Startplatz

Wir sind immer gerne Überbringer guter Nachrichten. Nach seinem Getriebeproblem im Qualifying war Alex Wurz verständlicherweise nicht besonders glücklich. "So aus dem Qualifying zu scheiden, tut weht", klagte er. "Vom 20. Startplatz werde ich keine Bäume ausreißen können..." Auftritt motorsport-magazin.com: "Alex, Barrichello musste den Motor wechseln lassen, also startest Du von Platz 19." Damit ging die Sonne wieder auf: "Na super!", lachte Alex. Wir sorgen eben immer für bessere Stimmung bei den Fahrern...

Die Lehre von den PRs

Pressemitteilungen sind immer so eine Sache. Sie sind ein unvermeidliches Übel, aber meistens steht doch nichts Sinnvolles drin. Manchmal liegt aber etwas Sinnvolles bei: Red Bull Racing reichte am Donnerstag mit seinem Pressezettel ein Erfrischungstuch, am Freitag faltete man ihn zu einem Fächer, am Samstag schnitzte man Lüftungslöcher hinein und am Sonntag packte man sogar ein leckeres Eis bei.

Beim Schwesterteam Toro Rosso legte man unterdessen Wert auf Legalität: "Die Scuderia Toro Rosso bestätigt, dass das Papier für dieses Press Release auf demselben Computer designt wurde, wie das Press Release Papier von Red Bull Racing." Sollte das Spyker noch nicht zufrieden gestellt haben: "Nachdem wir über Nacht ein zehnköpfiges Anwaltsteam aus Österreich, England und Italien eingeflogen haben, können wir bestätigen, dass unser Papier absolut mit dem Reglement für Pressepapier und dem Industriestandard 'British Universal Length Layer Size Height Interface Template' (B.U.L.L.S.H.I.T.) übereinstimmt."

Nachdem das klargestellt war, erklärte man am Sonntag wieder die Gerüchteköche zum Feind: "Wer kauft uns heute?", fragte das Team in seinem Renn-PR. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, dass Michael Schumacher beziehungsweise HWA das Team kaufen wollten. Wer kommt also als nächstes? "Heute: Der Osterhase. In einigen Monaten: Ein Konsortium von Marsianern. Nach dem US GP: Paul Newman. Im Spätsommer: Der Sultan von Brunei. Nach dem China GP: Ein koreanischer Golfausstattungsmillionär." Und wir dachten, dass nur unsere Kristallkugel von Zeit zu Zeit beschlagen wäre...

Die Lehre vom großen Schatten

Da musste Jean Todt über sich selbst lachen..., Foto: Sutton
Da musste Jean Todt über sich selbst lachen..., Foto: Sutton

Große Namen haben große Schatten. Das mussten auch Flavio Briatore und Jean Todt auf ihrer ersten FIA-Pressekonferenz des neuen Zeitalters erleben. "Wir müssen die Seite umblättern und unser Bestes geben. Alle sind motiviert ihr Bestes für Fernando und Heikki zu geben." Bamm. Schon war es passiert. "Sorry, ich meine natürlich Giancarlo." Ja ja, die Geister aus der Vergangenheit. Und direkt daneben sitzt der verdutzte Fahrer der Gegenwart...

Todt erging es nicht besser. "Das gesamte Gerücht [um einen Motorwechsel bei Räikkönen] entstand aus Spekulationen. Es ist richtig, dass es gegen Ende des Australien GP in den letzten Runden ein Problem an Michaels..." Auto gegeben hat. Das wäre der korrekte Abschluss für diesen falschen Satz gewesen. "Seht ihr, ich bin nicht der einzige!", warf Briatore zufrieden ein. Die Geister der beiden Weltmeister werden wohl noch länger über Renault und Ferrari schweben.

Die Lehre von der Umwelt

Auf der Rennstrecke ist Honda weit von der Spitze entfernt. Bei den Umweltkampagnen sind sie allerdings führend. Fahren die Piloten auch im Privatleben mit einer Weltkugel herum? "Ich fahre ein Hybridauto, das fast kein Benzin mehr braucht", verriet uns Christian Klien. Im Stadtverkehr sei das ganz lässig, auf der Autobahn jedoch ziemlich mühselig. Bis 160 km/h kann er seinen Hybrid-Honda aber schon befeuern, "wenn ich ganz durchdrücke." Und was ist fast kein Benzin? "Wenn man ganz vorsichtig fährt unter vier Liter", sagt Christian. "Vorher hatte ich einen Range Rover, der hat 20 Liter gebraucht." Verglichen damit sind vier Liter wahrlich fast kein Benzin...

Die Lehre vom Sieg

Für seinen ersten GP-Sieg brauchte Jenson Button 113 Anläufe. Für seinen ersten Triumph im Jahr 2007 nur zwei Rennen. Allerdings war das kein GP-Sieg, für diesen sieht es momentan eher so aus wie in den ersten 113 Rennen seiner Karriere. Dafür holte er in Malaysia einen Sieg ganz anderer Güteklasse: "Ich hatte einen schlimmen ersten Stint und Gripprobleme. Aber vor den Toro Rosso und Super Aguri zu landen, ist ein Schritt vorwärts." Die Deutung seines folgenden Lachers überlassen wir jedem selbst...

Die Lehre von den Omen

Ein bisschen Aberglaube gehört in der Formel 1 dazu. Also konnte nicht viel schief gehen, nachdem Fernando Alonsos Funk in den ersten 10 Runden streikte. Immerhin gewann Kimi Räikkönen das erste Saisonrennen auch ohne Funkverkehr. Aber ein gutes Omen schien den Silbernen nicht zu reichen. Auf dem Weg zur Strecke blieb Ron Dennis am Sonntagmorgen liegen. "Ich hatte einen schleichenden Plattfuß", lachte er. "Es war aber nur ein kurzer Boxenstopp." Gleich zwei gute Omen; McLaren ließ der Konkurrenz aber auch gar keine Chance.