Zwei Freie Trainings, zwei Bestzeiten, ein Fahrer - Felipe Massa war am Freitag nicht zu stoppen. "Es lief alles gut", sagte der Brasilianer, "aber das war ja am Freitag in Australien auch so." Am Samstag kamen dann die Probleme. Zwei Getriebeschäden, der Motorwechsel und der Start von ganz hinten verhinderten einen Kampf gegen seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen. Dabei wäre es um nichts weniger als den Sieg gegangen. Die Neuauflage könnte es an diesem Wochenende geben. "Wir dürfen gegeneinander um den Sieg kämpfen", enthüllte er, "Ferrari erwartet nur, dass wir uns nicht gegenseitig von der Strecke schießen."

Ein solches Missgeschick sehen viele Experten als die einzige Gefahr für die Roten an. "Ferrari ist noch weiter vorne als in Melbourne", analysiert Ex-GP-Fahrer Christian Danner. "Sie haben das Feld fest im Griff, der Ferrari ist das beste Auto, das kommt auf so einer Strecke deutlicher zum Tragen als auf einem Stadtkurs wie in Melbourne." Dieser Meinung schloss sich auch Marc Surer an. "Ferrari ist überlegen - das ist offensichtlich."

Nur der Motor von Kimi Räikkönen bereitet den Tifosi noch ein paar Sorgenfalten. Nach dem Auftaktrennen hieß es, dass ein Wasserleck vielleicht einen Schaden verursacht haben könnte. Bei einem Motorwechsel droht dem Finnen eine Strafversetzung um zehn Startplätze. Doch heute gab er erst einmal Entwarnung: "Wir werden ihn behalten, es gibt keinen Grund, ihn zu wechseln." Am Donnerstag hatte er sich noch weniger deutlich ausgedrückt: "Wenn wir den Motor wechseln müssen, dann werden wir es machen, wenn nicht, dann nicht", lautete Kimis unspektakuläre Erkenntnis.

Die Konkurrenz nimmt das Possenspiel um Kimis Motor gelassen hin. "Es wurde sowieso mehr in der Presse darüber spekuliert", sagte Fernando Alonso. "Wir selbst haben uns da weniger Gedanken gemacht." Ein bisschen psychologische Kriegsführung muss aber doch erlaubt sein. "Wer weiß, vielleicht ist er ja doch ein bisschen angeschlagen und vielleicht überlegen sie es sich morgen ja auch noch mal anders..." Alonso hat jedenfalls ein klares Ziel: "Wir werden auf jeden Fall alles tun, im Qualifying unter die ersten Fünf zu kommen, aber Priorität hat das Rennen, nicht das Qualifying."

Beides verspricht nicht nur an der Spitze spannend zu werden. "Im Mittelfeld scheint sich einiges zu tun", will Surer erkannt haben. "Williams ist hier stärker, Renault hat offensichtlich einen Teil der Schwäche überwunden, auch BMW wird sich anstrengen müssen. Das Feld hinter Ferrari ist enger zusammengerückt." Für eine genaue Analyse ist es laut Christian Danner aber noch zu früh. Ganz besonders, weil dank des neuen Reglements zwar die Reifenmischungen bekannt sind, aber nicht die Spritmengen, mit denen die Fahrer ihre Bestzeiten gefahren sind.

Deshalb möchte Mario Theissen sich auch noch nicht über die Konkurrenz von Renault äußern, die am Freitag überraschend gut unterwegs war. "Das wahre Bild sehen wir erst morgen Mittag", betonte Theissen. Die Bestätigung dafür lieferte Renault in Person von Pat Symonds. "Es ist ziemlich offensichtlich", so Symonds, "dass wir zur richtigen Zeit mit neuen Reifen und weniger Sprit gefahren sind." Sprich: die Renault sind ihre Spitzenzeiten mit neuen Reifen der weichen Mischung und ausgepumptem Tank gefahren. Hans Joachim Stuck glaubt hingegen, dass die BMW Sauber nie leicht unterwegs waren. "Natürlich kenne ich die Spritmenge nicht, aber aus Erfahrung kann ich sagen: die waren heute relativ schwer." Der Kampf zwischen Renault und BMW Sauber um den dritten Rang ist dennoch voll entbrannt. Symonds schränkt jedoch ein: "Im Rennsport gibt es keine Wunder." Damit beruhigt er nicht nur die direkte Konkurrenz, sondern auch Ferrari. Denn nur ein Wunder scheint deren zweiten Saisonsieg am Sonntag verhindern zu können - oder einer der berüchtigten Regenschauer.