Wie beurteilst Du die Lage nach dem Freitagstraining?
Hans-Joachim Stuck: Ferrari ist wie erwartet relativ stark, überraschend war Williams. Jetzt kann man keine Reifenspielchen mehr treiben, jeder weiß, was Sache ist. Bei Renault müssen wir noch abwarten. Richtig interessant ist der Kampf zwischen Alonso und Hamilton, das wird sicher ein hartes Duell. Das gleiche gilt für den Kampf zwischen Heidfeld und Kubica. Das wird auch spannend.

BMW Sauber sieht aber noch nicht so stark aus wie in Australien...
Hans-Joachim Stuck: BMW ist dafür bekannt, dass sie im 1. Training relativ konservativ mit der Spritmenge verfahren. Also würde ich einmal abwarten. Natürlich kenne ich die Spritmenge nicht, aber aus Erfahrung kann ich sagen: die waren heute relativ schwer.

Alle reden über die Hitze. Ist das wirklich so schlimm?
Hans-Joachim Stuck: Es ist für jeden Außenstehenden unvorstellbar, was das für eine physische Belastung darstellt. Ich habe das letzte Jahr beim GP Masters in Katar selbst erlebt. So lange du fährst, geht es. Sobald du aber in die Box fährst und das Auto steht, ist es, als ob im Körper einer den Wasserhahn aufdreht. Der Körper explodiert, du schwitzt wie es gar nicht sein kann. Hinzu kommen die lange Renndistanz und die hohe Konzentration, das ist Leistungssport pur.

Siehst Du unterschiedliche körperliche Verfassung bei den Fahrern?
Hans-Joachim Stuck: Natürlich, keine Frage. Michael Schumacher war immer dafür bekannt. Heute kann ihm wohl am ehesten Takuma Sato das Wasser reichen. Er ist unheimlich fit und trainiert sehr viel. Das zahlt sich im Rennen aus. Denn Kondition und Konzentration liegen ganz nah beieinander. Wenn du nach 20 Runden jede Kurve 50 Meter früher anbremsen musst, fehlt dir am Ende eine halbe Sekunde. Eine gleich bleibende hohe Konzentration bei dieser Hitze kann nur ein austrainierter Körper durchhalten. Da ist Fitness die Grundlage.

Wen zählst Du sonst noch zu den fittesten Fahrern?
Hans-Joachim Stuck: Wurz, Coulthard, der viel mit Erfahrung kompensieren kann. Auch die ganzen Jungen wie Alonso, Hamilton, Davidson und vielleicht Räikkönen. Wenn ein Fahrer stark schwitzt, bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass er nicht fit ist. Eine Schwäche kann sich unterschiedlich äußern. Wenn man sich die Körperspannung ansieht, dann ist beispielsweise ein Ralf Schumacher nicht der fitteste im Fahrerlager.