Schon mal gewundert, dass nach der Erklärung der FIA zum Thema flexible Unterböden und "Zylinder-Federsystem" in der vergangenen Woche bei den Teams relativ wenig Panik ausbrach? motorsport-magazin.com gelang es jetzt, einen Blick auf den Briefwechsel zwischen McLaren und Charlie Whiting zu werfen, der dann allen anderen Teams zur Klärung der neuen Situation übermittelt wurde - und jetzt wird einiges deutlich, was bisher im Detail nicht wirklich ans Licht kam.

Und damit wird auch klar, warum es auf einmal gar keinen Wirbel mehr um das Thema gab, weder im Vorfeld noch bei der technischen Abnahme in Sepang gestern. Charlie Whiting hatte nämlich den umstrittenen Zylinder samt Feder, der angeblich bei Ferrari die Unterboden-Frontendplatte mit dem Chassis verbinden soll, nur in dem Zusammenhang für illegal erklärt, dass er den Flexibilitätstest, den die FIA durchführt, beeinflusst.

Dabei wird die Verformung des Unterbodens nach oben gemessen, wenn von unten eine Kraft von 500 Newton wirkt. Wobei dann die Flexibilität eben nicht mehr als fünf Millimeter betragen darf. Seit Malaysia muss dieser Test nun ohne allfällige Hilfsmittel bestanden werden - sei es, dem geheimnisvollen Zylinder oder andere Fixierungssysteme bzw. Verstrebungen, die ja auch einige andere Teams außer Ferrari benutzen. Was wohl dazu führte, dass zumindest da und dort die Unterbodenversionen ein bisschen steifer ausfallen mussten als zuvor - dazu passend die Bemerkung von Felipe Massa, er sei ja schon "beim Testen mit der neuen Konfiguration" gefahren.

Jetzt aber kommt der Knackpunkt: Gegen den zweiten Effekt der Feder, nämlich, einmal zusammengedrückt, ein zu schnelles und starkes Absinken des Unterbodens unter Belastung zu verhindern, hat Whiting nichts einzuwenden. Das heißt im Klartext: Ist der Test einmal ohne das "Hilfsmittel" bestanden, darf es dann wieder eingebaut werden. Und mit dieser Information werden mit Sicherheit solche 'Zylinder' jetzt ganz schnell bei allen Teams auftauchen - allen voran natürlich bei McLaren, wo man ja die offizielle Anfrage an Whiting schon mit der Begründung startete, so ein System ebenfalls einführen zu wollen... Dazu passt die Bemerkung von Fernando Alonso: "Es ist gut, dass die Regeln jetzt für alle gleich sind..."

An dem eigentlich unscheinbaren Objekt namens "Teebrett" oder "Lätzchen", wie das Endstück im englischen F1-Jargon heißt, treffen zwei sich widersprechende Interessen der Aerodynamiker aufeinander: Einerseits wünscht man sich das Teil so flexibel wie möglich, um damit ohne Probleme und allfällige Beschädigungen etwa über Randsteine rumpeln zu können. Andererseits darf es sich bei höheren Geschwindigkeiten und Belastungen nicht stark nach unten verformen, um das Auto von Anfang an so tief wie möglich legen zu können, was eine kontinuierlich erhöhte aerodynamische Effizienz bedeutet. Die Klarstellung der FIA sorgt wohl jetzt zumindest einmal dafür, dass eine der typischen Grauzonen im Reglement von allen auf die gleiche Weise genutzt werden kann.