Wenn Sie wissen wollen, wie es einem Formel 1-Fahrer auf dem Sepang International Circuit geht, dann setzen Sie sich einmal an einem heißen Sommertag mit einem feuerfesten Rennanzug samt Unterwäsche und einem Helm in Ihr Auto und schalten die Heizung ein. Gehören Sie zu den ganz Hartgesottenen, dann können Sie noch eineinhalb Stunden Freunde von links und rechts an sich herumzerren lassen und versuchen, deren Kräften entgegen zu wirken.

Sollten Sie das ohne Kollaps durchgestanden haben, dürfen Sie sich zur Belohnung eine Magnum-Flasche Sekt oder Champagner aufmachen und einen ordentlichen Schluck trinken. Über alles weitere dürfte sich dann der Nebel des Triumphes über die Hitze legen.

Sollten am Ende der langen Geraden hinter der Tribüne keine Flugzeuge im Weg sein, ist Überholen möglich, Foto: Sepang Circuit
Sollten am Ende der langen Geraden hinter der Tribüne keine Flugzeuge im Weg sein, ist Überholen möglich, Foto: Sepang Circuit

Der Sepang International Circuit ist seit seinem ersten Erscheinen im Formel 1-Rennkalender einfach ein wandelndes Klischee. Es ist heiß, so heiß, dass Autos und Fahrer ganz besonders leiden. Die Strecke in Malaysia hat nicht erst seit Einführung der Regel, dass ein Motor zwei Wochenenden halten muss einen Ruf als Motorenfresser. Eine gute Motorkühlung ist hier fast alles, nur eine gute Kühlung gepaart mit einer nach wie vor guten Aerodynamik ist noch besser.

Doch nicht nur das heiße Wetter kann für die eine oder andere Überraschung sorgen. Auch der Regen kann einigen Strategien einen Strich durch die Rechnung machen. So hat es bei den Testfahrten geregnet und auch für das kommende Wochenende sind Schauer vorhergesagt. Wie stark sich die Schauer in Sepang entwickeln können, sah man bei der MotoGP im vergangenen Jahr. Damals mussten die Zweiradpiloten das Qualifying streichen, da aufgrund der sintflutartigen Regenfälle kein sicheres Fahren möglich gewesen wäre.

Das Streckenlayout

Doch neben dem Wetter ist natürlich auch der Kurs an sich nicht uninteressant. Zwar stammt er aus der Feder des nicht unbedingt überall beliebten Hermann Tilke, bietet aber einen guten Mix aus langsamen und schnellen Passagen, was wieder einmal besondere Anforderungen an das Setup stellt. Denn neben Abtrieb für die Kurven ist auch wieder Kraft und Windschlüpfrigkeit auf den Geraden gefragt. Diesmal kommt dazu eben auch noch die Notwendigkeit der ausreichenden Kühlung.

Auch der Regen ist im Glutofen nicht fern, Foto: Hartley/Sutton
Auch der Regen ist im Glutofen nicht fern, Foto: Hartley/Sutton

Die beste Möglichkeit, Luft in den Motor zu schaufeln, ist auf den Geraden vor und hinter der Haupttribüne, wo das Aggregat allerdings auch am meisten Speed herauskitzeln muss. Bis zu 320 km/h werden die Autos hier schnell. Die Haarnadel, die zwischen den beiden Geradeausstücken liegt, nimmt etwas den Rhythmus aus der zuvor recht rhythmischen Runde. Aufgrund der harten Bremsmanöver, die bei der Anfahrt auf die enge letzte Kurve des Kurses gemacht werden, ist sie aber auch einer der besseren Überholpunkte auf der Strecke.

Sie ist aber nicht der einzige potentielle Ort, an dem es außerhalb der Boxengasse vielleicht zu Überholmanövern kommen kann. Zwar sind nicht alle der 15 Kurven dazu geeignet, aber ein paar Stellen gibt es schon. So liegt genau am Ende der Start-Ziel-Geraden, die mit der Haarnadel-Kurve beginnt, auch die Kombination aus Kurve eins und zwei, die einem etwas größer dimensionierten S gleich kommt. Auch hier ist in der Anbremszone auf die erste Kurve mit etwas Mut einiges drin. Was es aber noch interessanter macht, auf dem Weg in Kurve zwei könnte dann der gerade Überholte noch einmal zurückschlagen.

Sollte man beim Setup allerdings daneben gegriffen haben, dann wird es ohnehin nichts mit dem Überholen. Denn nur guter Speed auf der Geraden und eine mutige Bremse helfen gar nichts, wenn es in die flüssig entworfenen Kurvenpassagen im ersten und zweiten Drittel der Runde geht. Jedes km/h Top Speed wird dort mit schlechterer Straßenlage teuer erkauft. Wer es richtig hinbekommt, wird schnell durch die Kurven kommen und auf den Geraden nicht aussehen, als säße er auf einem Traktor. Danach darf er sich dann einen Champagner gönnen, der wahrscheinlich den Nebel des Triumphes über die Hitze legen wird.