Pat, seit dem ersten Saisonlauf in Melbourne sind nun einige Tage vergangen. Welche Schlüsse haben Sie aus dem Auftakt gezogen?
Pat Symonds: Die größte Überraschung aus meiner Sicht ist, dass der Abstand zu McLaren und BMW viel größer ist, als wir nach der zweiten Testwoche in Bahrain erwartet hatten. Wir wussten im Vorfeld, dass wir nicht so stark sind, wie wir uns das gewünscht hätten - und dass Ferrari deutlich vor dem Rest des Feldes liegt. Allerdings gingen wir davon aus, mit BMW kämpfen zu können und im Rennen von den Rundenzeiten nicht weit hinter McLaren zu liegen. Der Grand Prix zeigte jedoch, dass wir sowohl von der Qualifying- als auch von der Renn-Performance hinterherhinken.

Heikki Kovalainen wird seine Fehler laut Pat Symonds nicht noch einmal machen, Foto: Sutton
Heikki Kovalainen wird seine Fehler laut Pat Symonds nicht noch einmal machen, Foto: Sutton

Giancarlo fuhr ein starkes Rennen und wurde Fünfter. Wie bewerten Sie seine Leistung?
Pat Symonds: Giancarlo erlebte ein ziemlich übersichtliches Rennen - und er leistete exakt das, was wir uns für den Sonntag von ihm gewünscht hatten. In seinem zweiten Turn hatte er Pech beim Überrunden, so dass er den Anschluss an die beiden BMW verlor. Aber er fuhr in den richtigen Momenten aggressiv, besonders bei seinem Kampf mit Trulli, als er nach dem ersten Boxenstopp auf die Strecke zurückkehrte. Auch gegen Massa verteidigte er seinen Platz wirkungsvoll. Nach meinem Dafürhalten zeigte er großen Kampfgeist und fuhr unser Auto auf den Rang, der technisch möglich war.

Heikkis Formel 1-Debüt verlief nicht so glatt...
Pat Symonds: Dazu muss ich vorausschicken, dass er vom ersten Training an nicht das optimale Paket besaß. Die technischen Probleme im zweiten und dritten Training kosteten ihn wertvolle Zeit auf einer Strecke, auf der er nie zuvor gefahren war. Das erklärt größtenteils seine enttäuschende Qualifying-Position. Und wenn du dann von so weit hinten startest, steckst du den größten Teil des Rennens im Verkehr fest - ich glaube, einige seiner Fehler gingen auf die Frustration wegen dieser Ausgangslage zurück. Aber als wir Heikki verpflichteten, wussten und akzeptierten wir, dass er als Neuling in seinem ersten Jahr Fehler machen würde. Einige davon haben wir in Melbourne gesehen. Einige der vielen Gründe, warum wir an ihn glauben, sind jedoch sein Realismus, seine Ehrlichkeit und seine Intelligenz. Er wird ohne Zweifel seine Lehren aus diesem Rennsonntag ziehen - und ich glaube nicht, dass wir eine Wiederholung erleben werden.

Wie wird das Team auf die Ergebnisse von Melbourne reagieren?
Pat Symonds: Gewissermaßen gar nicht. Das erste Rennen mag unseren Zeitrückstand aufgedeckt haben, aber dass wir nicht die Allerschnellsten sind, war uns vorher klar. Deswegen konzentrieren wir uns schon seit einigen Wochen auf jene Bereiche, in denen wir die Ursache für den Rückstand vermuten. Wir sprechen hier nicht von grundlegenden Problemen mit dem Handling, denn beide Piloten bezeichneten den Renault R27 als gut ausbalanciert. Unser Fokus liegt vielmehr darauf, wie wir das Optimum aus den Reifen herausholen können, und auf einem aggressiven Entwicklungsprogramm der Aerodynamik.

Vor zwölf Monaten belegte Renault in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft den Platz an der Sonne. Jetzt ist das Team Vierter. Ändert das etwas an der Herangehensweise für die nächsten Rennen?
Pat Symonds: In den vergangenen Jahren war Renault extrem erfolgreich, indem wir bestimmte Prinzipien angewendet haben, nach denen wir unser Auto entwickelten und an Rennwochenenden vorgingen. Dazu gehören Ehrlichkeit und Selbstkritik. Jetzt ist sicherlich der Moment für schonungslose Offenheit gekommen. Aber wir werden genauso unsere technischen Fähigkeiten einbringen. Wir besitzen genug Zuversicht in unsere Arbeitsweise, die uns in der Vergangenheit so erfolgreich machte, um auch in dieser schwierigen Phase nicht davon abzuweichen. Wenn wir an unsere Prinzipien glauben und sie umsetzen, werden wir unsere Gegner einholen.

Kommende Woche steht ein dreitägiger Test auf der Grand Prix-Strecke von Malaysia an. Welche Bedeutung besitzt dieser Test für das Team?
Pat Symonds: Ich denke, er ist genauso wichtig wie jeder Test unter den derzeitigen Testbeschränkungen. Diese drei Tage entsprechen 12,5 Prozent, also einem Achtel unserer erlaubten Testtage während der Saison. Folglich müssen wir diese Zeit voll ausnutzen. Wir wissen, dass wir nicht so schnell sind, wie wir sein sollten. Die Herausforderung besteht jetzt darin, weiterzuarbeiten und sich zu verbessern.