Es ist keine zwei Wochen her, da mutmaßte eine große deutsche Boulevardzeitung, dass Fernando Alonso der lachende Dritte des Ferrari-internen Zweikampfes zwischen Kimi Räikkönen und Felipe Massa sein könnte. Das Zutreffen dieser Prognose ist mit dem Australien Grand Prix unwahrscheinlicher geworden. Allerdings nicht, weil sich die Stallorder bei den Italienern zugunsten Räikkönens entschieden hätte, sondern weil nun auch der Weltmeister höchstselbst mit Lewis Hamilton Konkurrenz im eigenen Lager fürchten muss.

Der starke Auftritt des Briten, der bei seinem Debüt gleich aufs Podium fuhr, beeindruckte die McLaren-Verantwortlichen jedenfalls so sehr, dass Martin Whitmarsh verkündete, dass man auf eine Vorzugsbehandlung Alonsos vorerst verzichten wolle. "Sie sind dieses Wochenende beide stark gefahren und unsere Philsophie ist bekannt. Wenn du einen Fahrer konstant einschränkst, dann nimmt ihm das die Motivation", erklärte Whitmarsh. "Wir müssen im Verlaufe des Jahres nur beobachten, was passiert." Solange also Lewis Hamilton seinen Teamkollegen unter Druck setzt wie in Melbourne, wird sich am Status Quo bei McLaren nichts ändern.

Selbiges gilt weiterhin für Ferrari, trotz Kimi Räikkönens überlegenen Sieges im ersten Rennen. "Es gibt keine Nummer 1 oder Nummer 2", stellte Jean Todt gestern klar. "Wir warten ab, wie sich die Saison entwickelt, aber momentan sind wir glücklich, egal was passiert und wer vorne liegt." Zwar ist das im Moment logischerweise der Finne, aber bis zu seinem Getriebeschaden war Felipe Massa konstant schneller als Räikkönen. Ohne diesen Defekt wäre der Kampf um den Sieg in Melbourne nach Ansicht des Brasilianers wesentlich spannender gewesen. "Ich weiß, dass wir unter normalen Umständen auf 1 und 2 hätten sein können. Das hätte dann einen harten Kampf um den Sieg bedeutet."

Und für BMW Sauber, das zur Zeit drittstärkste Team, gilt nicht erst seit dieser Saison der Grundsatz der absoluten Gleichbehandlung. Diese wurde dieses Jahr zusätzlich auf Testfahrer Sebastian Vettel ausgedehnt, der im Freitagstraining abwechselnd in eines der Stammfahrer-Cockpits schlüpft. Es scheint, als wäre nicht nur Michael Schumacher der Formel 1 entschwunden, sondern gleichzeitig der Status der uneingeschränkten Nummer 1. Der Spannung wird dies fürs erste guttun. Doch im Gegensatz zu einem Comeback des Rekordmannes ist eine Rückkehr der Stallorder nicht unwahrscheinlich.