Erfolge haben bekanntlich viele Väter. Der des BMW-Sauber-Teams, schon im zweiten Jahr seiner Geschichte in die absolute Spitze der Formel 1 vorgestoßen zu sein, sicher auch. Einer der wichtigsten Garanten für diesen Quantensprung in der Entwicklung war freilich nicht mit in Melbourne - er stand wie immer ganz still zu Hause im Werk in Hinwil in der Schweiz. Er heißt Albert.

Albert ist ein Superhirn, das Superhirn hinter der BMW-Erfolgsstory. Aber Albert ist nicht etwa ein besonders begabter Designer oder Chefkonstrukteur. Auch wenn Nick Heidfeld schon mal erzählt, er habe in diesem Winter Albert ein paar Mal besucht, "und es ist wirklich verblüffend, was er alles kann" - Albert ist kein Mensch. Albert ist ein Computer. Aber nicht irgendeiner, sondern der schnellste derzeit in Europa industriell genutzte Großrechner überhaupt.

Wo andere experimentieren - Albert rechnet und simuliert. Wegen Albert verzichtet BMW auch darauf, wie so viele andere Top-Teams einen zweiten Windkanal zu bauen. "Wir haben einen, der optimal funktioniert, der jetzt auch im Drei-Schicht-Betrieb läuft - und das reicht", sagt BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen. Denn anstatt hunderte minimale aerodynamische Veränderungen am Modell im Windkanal auszuprobieren, nur um dann 99 davon doch wieder zu verwerfen, lässt man bei BMW diese 100 verschiedenen Versionen von Albert bis ins kleinste durchrechnen - der spuckt dann gleich die optimale Lösung etwa für ein neues Flügelprofil aus.

Etwa drei Millionen Euro teuer ist Albert - aber die Hardware allein macht es auch nicht. "Das Equipment ist gar nicht so sehr das Entscheidende", betont Theissen. "Das Entscheidende ist, dass man täglich damit arbeitet und dadurch die entsprechende Anwendungserfahrung mit diesen komplexen Simulationsprogrammen hat. Denn es ist keineswegs so, dass man da einfach irgendwelche Zahlen reinschiebt und hinten kommt was Gescheites raus. Man muss noch mehr Wissen und mehr Verstand als bei der Arbeit im Windkanal einsetzen, um dieses Werkzeug richtig nutzen zu können."

Ein Risiko sah der gelernte Maschinenbau-Ingenieur in diesem Weg nicht: "Ich komme aus der Berechnung - und ich habe sehr viel Vertrauen, dass das der Weg der Zukunft ist. Natürlich nie allein, man muss immer wieder auch durch Experimente absichern und es gibt sicher auch einige Bereiche, wo man mit dem Experiment noch immer schneller zum Ziel kommt. Aber man braucht die Ergänzung. Aus der Simulation bekommt man nicht nur einen Liftwiderstands- oder Abtriebsbeiwert, sondern auch die gesamte Physik dahinter, wie sie zustande kommt. Und damit kann man den nächsten Entwicklungsschritt zielgerichtet platzieren. Da muss das kein "trial-and-error-Prinzip" mehr sein, sondern man kann wirklich systematisch vorgehen." Der Erfolg gibt ihm recht: In nur wenigen Monaten von Platz fünf in der Hierarchie der Formel 1 auf Platz drei - das ist ein Quantensprung!