Aus der Saison 2006 ist Kimi Räikkönen vor allem wegen einer Situation in Erinnerung geblieben: Er war der letzte Fahrer, den Michael Schumacher bei seinem Abschiedsrennen wenige Runden vor dem Karriereende überholte. Das war natürlich besonders brisant, weil eben dieser Kimi Räikkönen danach zum letzten Mal aus einem Silberpfeil stieg und an diesem Wochenende erstmals in den Nachfolger jenes roten Renners kletterte, mit dem ihn Schumacher in Brasilien spektakulär ausbremste.

Ein ruhiger Start

Der erste Start der neuen Saison verlief unspektakulär, zumindest im Vergleich zu den Vorjahren, in denen es oft schon in der ersten Runde mächtig krachte. Die erste Kollision des neuen F1-Jahres gab es trotzdem schon kurz nach dem Start. Anthony Davidson kam nur schlecht weg, verlor viele Plätze und wurde in der ersten Kurve von Adrian Sutil angeschoben. Der Brite absolvierte in Folge dessen eine kleine Flugeinlage, der Deutsche drehte sich einmal um die eigene Achse. Das sollte aber nicht das letzte Problem des Debütanten bleiben. Für das Aufhalten von Lewis Hamilton bei blauer Flagge und das Überfahren der weißen Linie erhielt er jeweils eine Durchfahrtsstrafe.

An der Spitze profitierte Kimi Räikkönen vom Mehrkampf seiner Verfolger. Während der Ferrari ungefährdet durch die ersten Kurven sauste, beschleunigte Nick Heidfeld den vor ihm startenden Fernando Alonso aus und schnappte sich Platz 2. Damit ist die Frage beantwortet, ob BMW Sauber auch in dieser Saison noch einen Startvorteil hat. Alonso fiel sogar noch hinter seinen Teamkollegen Lewis Hamilton zurück. Alle anderen dahinter hielten ihre Positionen.

Eine rote Spazierfahrt

Kimi Räikkönen ließ sich von all dem nicht beeinträchtigen. Er fuhr schnellste Rennrunden am laufenden Band und erweiterte seinen Vorsprung kontinuierlich. Bis zu seinem ersten Boxenstopp in Runde 18 hatte er sich über 15 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Nach dem Stopp übernahm kurz Lewis Hamilton die Führung, bevor Räikkönen sich diese nach den Stopps der McLaren zurückholte. Danach das gleiche Spiel: Räikkönen baute seine Führung konstant aus, vor seinem zweiten Stopp in Runde 42 hatte er fast 20 Sekunden Vorsprung auf das silberne Verfolgerduo Hamilton und Alonso. Das reichte zwar nicht zur Verteidigung der Führung, aber nach den jeweiligen Stopps der McLaren konnte er ungefährdet seinem ersten Sieg in Rot entgegenfahren. Die einzige Schrecksekunde erlebte er als er sich 12 Runden vor dem Ende verbremste.

Felipe Massas Aufholjagd vom Ende des Feldes verlief nicht so erfolgreich. Der Brasilianer war im zweiten Qualifying ausgefallen und startete nach einem Motorwechsel vom Ende des Feldes. Richtig in Schwung kam er aber nie. Im ersten Renndrittel hing er lange hinter den beiden Honda-Weltkugeln, in Runde 37 wurde er sogar von seinem Teamkollegen Räikkönen überrundet. Erst in den Schlussrunden machte Massa wieder von sich hören. Er schloss schnell auf den Fünften Fisichella auf, kam an diesem aber nicht mehr vorbei. Mehr als drei Punkte für Platz 6 gab es demnach nicht.

Ein starkes und ein schwaches Debüt

Das Duell um Platz 2 wurde beim letzten Boxenstopp eines der Toppiloten entschieden. In Runde 45 stoppte Alonso zwei Runden nach Hamilton und kam so an seinem Teamkollegen vorbei. Dennoch lieferte der junge Brite bei seinem GP-Debüt ein starkes Rennen. Er lag lange vor seinem Teampartner, machte keine entscheidenden Fehler und fuhr auf Anhieb auf das Podest.

Ganz anders verlief das erste Rennen des zweiten Rookies in einem Top-Team. Heikki Kovalainen ließ einem enttäuschenden Qualifying ein noch schlimmeres Rennen folgen. Statt mit der angekündigten aggressiven Aufholjagd fiel er nur durch mehrere Ausritte und einen Dreher auf. Einen solchen lieferte übrigens auch Lokalmatador Mark Webber, und zwar eingangs der Boxeneinfahrt - haarscharf an der Mauer vorbei.

Richtig gekracht hat es 8 Runden vor dem Ende zwischen zwei der am meisten erfahrenen Piloten. David Coulthard wollte sich innen an Alexander Wurz vorbeibremsen und nutzte die Seite des Williams als Sprungschanze. Der Schotte flog sofort ins Kiesbett ab, Wurz schleppte den havarierten Williams noch ein paar Meter weiter. Nico Rosberg machte das besser, er passierte Ralf Schumacher einige Runden zuvor mit einem harten Manöver, bei dem Ralf allerdings brav zurücksteckte. Auf diese Weise schnappte Rosberg seinem Landsmann den 7. Platz weg.

Der erste Grand Prix des Jahres sah somit drei Deutsche in den Punkterängen. Gute 10 Sekunden hinter den drei Podestbesuchern Räikkönen, Alonso und Hamilton fuhr Nick Heidfeld auf Platz 4 - einen Rang hinter seiner Startposition. Die Plätze 5 und 6 machten Fisichella und Massa unter sich aus. Für Rosberg und Schumacher blieben somit die letzten Pünktchen für die Plätze 7 und 8. Adrian Sutil landete bei seinem Debüt auf Platz 17. Nach einem schwierigen Rennen kann er zumindest damit zufrieden sein, sein Debütrennen beendet zu haben.