Ein Vorspiel ist so eine Sache für sich. Zur Überbrückung eignet es sich ganz wunderbar und gleichzeitig sorgt es für den schönen Spannungsbogen. Manchmal jedoch wird die Spannung dabei so gesteigert, dass es für alle Beteiligten kaum noch auszuhalten ist, insbesondere wenn man das erste Mal noch vor sich hat. Wie dem auch sei: Letztendlich sind alle nur froh, wenn es zur Sache geht. Auch wenn es dabei zu bösen Überraschungen kommen kann.

Wenn Sie jetzt denken, ich hätte über etwas anderes als über die Formel 1 geredet, dann haben Sie eine schmutzige Fantasie. Denn im Albert Park zu Melbourne wurde heute das Vorspiel der Königsklasse des Motorsports offiziell beendet. Auch für vier Deutsche und einen Österreicher bedeutete dies: Hosen runter!

Daumen hoch: Nick Heidfeld wurde von seiner launischen F1.07 nicht im Stich gelassen., Foto: Sutton
Daumen hoch: Nick Heidfeld wurde von seiner launischen F1.07 nicht im Stich gelassen., Foto: Sutton

Als Platzhirsch entpuppte sich Nick Heidfeld, was nicht verwunderte angesichts des guten Eindrucks, den BMW Sauber schon während der Tests machte. Doch die Kombination Heidfeld/BMW hielt nicht nur, was sie versprach, sie fuhr mit dem dritten Startplatz auch noch das beste Qualifyingergebnis in der Geschichte des Teams ein. Damit hatte selbst Heidfeld nicht gerechnet. "Platz drei ist ein fantastisches Ergebnis für uns. Ich war sicher, dass wir es unter die ersten Zehn schaffen würden, hätte aber eher mit Platz fünf oder so etwas in der Gegend gerechnet".

Doch ob der BMW des Deutschen es wirklich ernst meint oder doch eher nach dem Lustprinzip vorgeht, wird sich erst morgen zeigen. Denn nur im Rennen können die leichten Zweifel an der Standfestigkeit des F1.07 ausgeräumt werden.

Zweifel ist zugleich ein gutes Stichwort für den zweitbesten Deutschen des Qualifyings. Denn dass dies ausgerechnet Ralf Schumacher mit seiner völlig missratenen Geliebten aus dem Hause Toyota sein würde, bezweifelte eigentlich jeder. Doch wie so häufig kam es ganz anders. Und das als hässliches Entlein auserkorene Team aus Köln Marsdorf überraschte nicht nur die anderen mit zwei Top Ten Platzierungen. "Unsere Leistung war gut, besser als erwartet", sagte Schumacher, der einen Platz hinter Teamkollege Trulli auf Platz 9 der Startaufstellung fuhr. Dabei gab er zu, dass er noch weiter vorne hätte landen können, wenn ihm im dritten Abschnitt des Qualifyings eine fehlerfreie Runde geglückt wäre. Die endgültige Verwandlung zum Traumpaar soll demnach morgen folgen.

Bei Liebeskummer hilft manchmal nur ein Frustessen. Das gilt auch für Nico Rosberg, Foto: Sutton
Bei Liebeskummer hilft manchmal nur ein Frustessen. Das gilt auch für Nico Rosberg, Foto: Sutton

Eine Enttäuschung erlebten hingegen Nico Rosberg und Alexander Wurz mit ihrem Williams. Dieser hatte ihnen über den Winter ein bisschen zu sehr den Kopf verdreht. Doch in der Stunde der Wahrheit hielt der FW29 nicht, was er zuvor vollmundig versprochen hatte. Doch eigentlich war es gar keine Stunde. Denn sowohl für Rosberg (Platz 12) als auch für Alexander Wurz (Platz 15) war die Qualifikation schon nach der zweiten Session beendet. Dabei schmerzte es vor allem, dass mit Toyota und Super Aguri gleich zwei Teams, die man eigentlich hinter sich wähnte, besser abschnitten.

In der Fehleranalyse entpuppte sich dann aber vor allem der Deutsche als ein wahrer Beziehungskenner. Ihm hätte schlicht das Vertrauen in sein Auto gefehlt. "Ich brauch nur Vertrauen. Dann fahr ich über alle Grenzen und komm in die Top Ten. Ich habe heute einfach kein Vertrauen gehabt." Bei Teamkollege Wurz war es hingegen eher der Glaube an sich selbst, der eine bessere Platzierung zunichte machte. Denn nach sechs Jahren als reiner Vorspieler bestritt der Österreicher erstmals wieder ein Qualifying. "Ich muss zugeben, das ist ganz schön brutal."

Ein waschechtes erstes Mal hatte hingegen Adrian Sutil. Und der letzte Deutsche im Bunde schlug sich dabei mehr als nur achtbar. Das belegt weniger die Tatsache, dass er mit seinem Spyker auf den vorletzten Platz fuhr, als vielmehr dass er Nebenbuhler Christijan Albers deutlich distanzieren konnte. Getriebeprobleme des Niederländers hin oder her – Sutil bestätigte damit einen Trend, der sich schon vor dem heutigen Tag abzeichnete.

Der deutsche Newcomer machte jedenfalls das Beste aus dem zur Zeit schwächsten Auto im Feld und hätte beinahe noch Tonio Liuzzi im Toro Rosso hinter sich gelassen, "aber in der letzten Kurve ist vor mir jemand ins Kiesbett gerutscht und hat viel Dreck auf die Strecke gebracht. Deshalb musste ich vorsichtiger fahren." An Sutils Zufriedenheit mit sich änderte das aber nichts, denn "ich habe heute keinen einzigen Fehler gemacht." Für ein erstes Mal ist das eine Menge wert.