"Ein Rennfahrerleben besteht nicht nur daraus, Rennen zu fahren." Diese Erkenntnis trifft junge Nachwuchsfahrer spätestens dann, wenn sie in den Formelsport einsteigen und der Sport nicht mehr aus der Geldbörse der Eltern finanzierbar ist. Viele neue Facetten kommen dazu, wie Sponsorensuche und damit einhergehend auch die Suche nach medialer Aufmerksamkeit. Denn wo keine öffentliche Wahrnehmung, da auch kein oder nur wenig Sponsoreninteresse.

Deswegen achtet der Formel 1 Club Austria bei seinem Casting 2007 auch darauf, dass es eben nicht nur darum geht, schnell um den Kurs zu kommen. Der Sieger, der die Chance erhält, 2008 an einer internationalen Formel 3 Meisterschaft teilzunehmen, muss auch zeigen, dass er Abseits der Rennstrecke mit den nötigen Pflichten als Rennfahrer zurecht kommt. "Jeder Teilnehmer, der die erste Runde übersteht, wird nach einem bestimmten Zeitplan Kurse in Englisch, Rhetorik, Sportmedizin, Ausdauer, Marketing und Pressearbeit durchlaufen", sagt Robert Wagner vom Formel 1 Club Austria.

In Runde eins geht es zuvor aber doch um die wesentliche Ingredienz, die ein Rennfahrer mitbringen muss: fahrerisches Talent. Die medizinische Tauglichkeit vorausgesetzt, wird bei Auswahlterminen auf dem Pannonia-Ring überprüft, wie die Casting Teilnehmer mit einem Formelboliden umgehen können. Da der Materialeinsatz dafür recht hoch ist, kommen alle Rennbegierigen allerdings nicht um einen Unkostenbeitrag von 510 Euro herum. Im Vergleich zu ähnlichen Angeboten, sind die Kosten aber recht gering. Vorherige Erfahrungen in einem Monoposto sind für das Auswahlverfahren sogar eher unerwünscht, da es darum geht, neue Talente zu entdecken und nicht darum, Laufbahnen wiederzubeleben.

Deswegen gibt es auch gewisse Altersgrenzen für das Casting selbst. So sollte man mindestens 15 Jahre alt sein und nicht älter als maximal 26 oder 27. "Nach oben hin gibt es eigentlich kein wirkliches Limit, sondern das Limit der Vernunft. Aber wenn man ein seriöses Renncasting abhält, dann kann man einem 34-Jährigen nicht sagen, dass er die große Formel 1-Karriere machen wird", erklärt Wagner. Mitmachen dürfe man aber auch im Alter jenseits der 30, wenn man das Erlebnis Formelsport einmal genießen will, sagt Wagner dazu. Dann ist man allerdings außer Konkurrenz dabei.

All jene, die in der Konkurrenz dabei sind und auch bleiben, erwarten die zuvor genannten Kurse und ein Punktesystem, mit dem sie für ihre jeweiligen Leistungen belohnt werden. Dort wird beispielsweise auch berücksichtigt, ob sie es geschafft haben, in den Medien Platz zu finden oder Sponsoren aufzutreiben. "Die blauäugige Herangehensweise, wo jemand glaubt, er ist morgen der nächste Superstar, ist vielleicht ganz sympathisch. Aber diese Illusion muss man den Leuten nehmen, sonst fallen sie beinhart auf die Schnauze", sagt Wagner, der es als seine Pflicht sieht, junge Fahrer früh darauf hinzuweisen, dass die Welt des Rennsports aus harter Arbeit besteht.

Wer die Hürden alle gut meistert, wird sich im Herbst möglicherweise unter den fünf Finalisten wiederfinden, unter denen dann der Sieger des Casting 2007 ermittelt wird. Zwar sorgen die Fahrer mit ihren Leistungen bereits dafür, ob sie gut oder schlecht dastehen, aber ein großes Finale sorgt einfach für breiteres Interesse. Und Robert Wagner weiß, wie wichtig das für junge Fahrer ist.