Die größte Enttäuschung im Qualifying in Melbourne war ohne Zweifel Heikki Kovalainen. Von Flavio Briatore als der nächste Alonso gepriesen, von vielen als Geheimfavorit für die Saison 2007 gehandelt, landete der 25-jährige Finne abgeschlagen auf dem 13. Startplatz. Während der andere Rookie Lewis Hamilton dem Weltmeister Fernando Alonso in jeder Qualifyingsession das Leben schwer machte, versagte Kovalainen auf der ganzen Linie. Sein Abstand zu seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella betrug im zweiten Qualifying sogar eine ganze Sekunde. Und morgen früh in der Startaufstellung stehen sogar die beiden Super-Aguris vor ihm.

Weil Kovalainen sicher nicht das Fahren verlernt hat, muss seine schwache Leistung einen eindeutigen Grund haben. "Ich war einfach nicht gut genug", sagte Kovalainen selbstkritisch. "Es war mein persönliches Problem, denn das Auto hat mehr hergegeben, wie Giancarlos Leistung zeigt."

Kovalainen kann aber nicht genauer analysieren, wo er nicht gut genug war. "Ich wusste einfach nicht, wo ich mit den neuen Reifen bremsen sollte, da war ich unsicher", sagt er. "Ich habe zwar in den Tests nie neue Reifen fahren können, weil wir so viele Probleme hatten. Dennoch hätte ich auch mit einer schlechten Runde in die Top 10 kommen müssen. Ich konnte aber nicht so attackieren, wie ich es hätte machen sollen. In manchen Kurven ging das noch gut, aber ich hatte keine komplette Runde, wo alles zusammen gepasst hätte."

Kovalainen bestreitet, dass sein Problem etwas mit dem Druck zu tun hätte, den er als Nachfolger von Alonso hat. "Der Druck ist für mich kein Problem, das Resultat aber schon", sagt er. "Jetzt muss ich morgen wie ein Maniac kämpfen. Im Team haben sie mir natürlich nicht gerade den Kopf gestreichelt. Aber davon lasse ich mich nicht runter kriegen. Auch von Platz 13 kann man sich nach vorne arbeiten. Wenn ich einen guten Rhythmus finde, wer weiß, was dann passiert."

Der Finne gibt zu, dass es peinlich ist, hinter den beiden Super-Aguris zu stehen. "Aber hoffentlich stehen wir nach dem Rennen wieder vor ihnen", sagt Kovalainen. "Ich muss mich gleich beim Start durchboxen, so durch die erste Kurve kommen, dass ich noch alle Flügel dran habe und die Räder in die richtige Richtung zeigen. Ein Sieg ist hier zwar nicht drin, aber etwas Besseres als der 13. Rang muss sein."

Es wird schwer genug für ihn, sich nach oben zu arbeiten. "Die Strecke bietet hier nicht gerade viele Stellen zum Überholen, aber man muss sie alle nutzen", sagt Kovalainen. "Außerdem muss ich taktisch gut fahren, möglichst ohne Verkehr mein Tempo gehen, dann komme ich automatisch etwas weiter nach oben."

Das muss auch sein. Denn mit seinen Vorschusslorbeeren dauert es bei solcher Leistung wie heute nicht mehr lange, bevor Kovalainen kennen lernt, was es bedeutet, vom Hero zur Zero zu werden.