Der Samstagmorgen in Melbourne begann wie immer: mit wenig Fahrbetrieb. Das lag vor allem an zwei Dingen. Zunächst einmal der Tatsache, dass die Teams am Freitag ohne Motorenlaufzeitbeschränkung drei Stunden lang testen durften, zum anderen daran, dass es leicht nieselte. Die Schlussfolgerung liegt klar auf der Hand: Gestern lernten wir, dass die Formel 1 auch ohne Michael Schumacher noch lebt, heute lernten wir, dass auch der Rundengeiz den Rücktritt des Deutschen überlebt hat.

Fisichella meldete Ansprüche auf eine gute Startposition an., Foto: Sutton
Fisichella meldete Ansprüche auf eine gute Startposition an., Foto: Sutton

Nach dem langen Warten begann zur Sessionmitte die übliche Samstagszeitenjagd. Die Fahrer schossen sich auf das Qualifying ein, zunächst noch mit mehr Sprit und den harten Reifen, gegen Ende dann mit vermeintlich weniger Sprit und der weichen Reifenmischung. Die Kennzeichnung der verschiedenen Bridgestone-Spezifikationen war leider, nicht wie im Reglement vorgeschrieben, während der Fahrt zu erkennen. Am Kennzeichnungssystem mit dem weißen Kreis muss also noch gearbeitet werden.

Spannung gab es trotzdem. Zunächst weil sich die beiden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa ein enges Duell um die Bestzeit lieferten. Danach weil auch alle anderen in den Schlussminuten noch einmal kräftig Gas gaben. Nur Nico Rosberg musste dem munteren Treiben der Schlussviertelstunde von außen zuschauen. Der Williams-Pilot blieb mit einem technischen Problem am Streckenrand stehen.

Besser machte es Giancarlo Fisichella, der das erste deutliche Lebenszeichen von Renault setzte und hinter dem überlegenen Kimi Räikkönen auf Platz 2 fuhr. Sein Teamkollege Heikki Kovalainen wurde immerhin 8. Platz 3 ging an Lewis Hamilton, der das gesamte Training unter den Top-Positionen anzutreffen war. Für eine Überschreitung des Boxengassenspeedlimits erhielt er jedoch 200 Dollar Strafe. Fernando Alonso fiel gegen Ende zurück und belegte schlussendlich Rang 7. McLaren scheint dennoch der heißeste Gegner von Ferrari zu sein.

Anthony Davidson ließ seine alte Werkstruppe weit hinter sich., Foto: Sutton
Anthony Davidson ließ seine alte Werkstruppe weit hinter sich., Foto: Sutton

Die große Überraschung des Samstagmorgens ist jedoch Anthony Davidson. Der Super Aguri-Pilot brachte die Japaner mit der viertbesten Zeit zum Jubeln! Damit war er sogar schneller als Felipe Massa, der am Ende aber nicht mehr auf Zeitenjagd ging, sondern sein Programm abspulte. Noch dramatischer: Beide als Super Aguri getarnte Vorjahres-Honda waren schneller als die Werksautos! Barrichello und Button landeten nur auf den Rängen 15 und 17.

Zwischen Massa und Alonso quetschte sich der beste BMW Sauber-Pilot Nick Heidfeld. Robert Kubica belegte nur Rang 12, brach seine schnellste Runde aber vorzeitig ab. Auch mit BMW Sauber muss im Qualifying also gerechnet werden. Die Top10 komplettierten Takuma Sato und Alexander Wurz. Knapp außerhalb der besten Zehn landete Ralf Schumacher auf Platz 13. Adrian Sutil ging im 3. Freien Training mit 3:0 gegen seinen Teamkollegen Christijan Albers in Führung. Er belegte den 21. und vorletzten Platz.