Adrian Sutil gesteht, dass er schon immer süchtig war - nach Action. "Beim Klavier spielen hat mir die Action gefehlt." Beim Motorsport hat er hingegen alles, was ihm zum Glück fehlt: "Perfektion, die ich ausüben kann, totale Action, Adrenalin, Speed - alles ist da." Dagegen kann selbst sein frührer Traumberuf Stuntman nicht mithalten. Dem Spyker-Rookie gefällt es eben, etwas Verrücktes zu machen.

Ganz im Gegensatz dazu steht seine Liebe zur Musik. Adrian spielt nicht nur Klavier, er liebt Musik im Allgemeinen. Er hört gerne Jazz, ruhige Filmmusik, nicht unbedingt Klassik, aber entspannende Töne. Diese Playlist weisen wohl nur die wenigsten MP3-Player von Rennfahrern und Adrenalin-Junkies auf.

Die Entspannung hat Adrian aber bitter nötig. "Ich habe zuletzt hart trainiert und war abends sehr müde. Da ist man froh, wenn man ins Bett fallen kann. Nach einem harten Tag bin ich einfach platt." Aufregung und Anspannung sind vor seinem GP-Debüt natürlich vorhanden, aber nur in vertretbaren Maßen. Zudem ist es eine positive Anspannung. "Ich freue mich und hoffe, dass alles gut geht", sagt er. "Aber ich bin mir meiner Sache auch sicher."

Das ist ein weiterer Charakterzug des Neulings. Er ist selbstbewusst. Er weiß, was er kann. Und er traut sich auch, dieses Wissen nach außen zu tragen. "Das letzte Jahr in Japan hat mir sehr geholfen. Ich bin konstant geworden und habe keine Probleme mehr. Ich bin bereit für den großen Schritt, für mein erstes Rennen."

Selbst Regen schreckt ihn nicht ab. "Ich bin gewappnet", gibt er sich überzeugt. "Ich bin schon immer gerne im Regen gefahren, das sollte auch in der F1 so sein", zeigt er sein Selbstvertrauen. Er glaubt sogar, dass er im Regen viel eher ein Zeichen setzen kann als unter trockenen Bedingungen. Also genau wie bei seiner ersten Regenfahrt in einem F1-Boliden am Freitag des Japan GP.

"Da lief es sehr gut, ich war extrem schnell", erinnert er sich. "Aber mit den ganzen Fahrhilfen ist es schwer, als Fahrer einen Unterschied zu machen." Dank der Traktionskontrolle steige man eben voll oder gar nicht aufs Gas. "Den großen Vorteil wie früher kann man nicht mehr rausholen." Entsprechend war sein Debüt im Regen einfacher als er gedacht hat. "Es ist sehr komfortabel mit der Traktionskontrolle im Regen zu fahren, es ist quasi die halbe Miete." Trotzdem ist es für den Fahrer immer schwierig, das letzte Limit aus dem Auto herauszuholen. "Ganz besonders im Regen." Aber der selbstbewusste Adrian zittert weder vor dem Wettergott noch vor der berühmten Konkurrenz. "Es gibt viele nette Fahrer, das ist schön so - bis die Ampel auf grün schaltet."