Die Zeit des Testens ist vorbei. Es geht endlich wieder los. Herr Haug, wie beurteilen Sie die Vorbereitung von McLaren Mercedes?
Norbert Haug: Wir sind mit dem neuen MP4-22 seit 17. Januar über 13.000 km in Valencia, Jerez, Barcelona und Bahrain gefahren. Wir haben dabei pro Testtag und Fahrzeug im Schnitt deutlich über eine Grand Prix-Distanz absolviert und waren dabei meist sehr zuverlässig und durchaus schnell. Wie schnell, das wird sich erstmals beim ersten Grand Prix des Jahres am kommenden Wochenende in Melbourne zeigen.

Fernando Alonso wird immer wieder ein spezieller Fahrstil attestiert. Wie gut passt dieser zum MP4-22 bzw. musste er seinen Stil für das neue Auto umstellen?
Norbert Haug: Die neuen Einheitsreifen Bridgestone Potenza verlangen Anpassungen von allen Fahrern. Fernando hat sich nicht über Umgewöhnungsprobleme beklagt.

Ab dieser Saison sind die Motoren "eingefroren" und die Reifen stammen von nur noch einem Hersteller. Wird dadurch der Anteil der Aerodynamik am Gesamterfolg noch größer? Wie wichtig sind die Bestandteile des Fahrer-Chassis-Motor-Reifen-Pakets?
Norbert Haug: Die Motoren werden nach wie vor leichte Unterschiede in ihren Charakteristika wie Spitzenleistung, Fahrbarkeit und Drehmomentverlauf haben und auch die Reifen werden von verschiedenen Autos verschieden genutzt werden. Der Einfluss von Fahrwerk und Aerodynamik war neben dem der Reifen schon immer der größte im Gesamtpaket eines Formel 1-Rennwagens. 2007 wird dieser noch größer. Ganz entscheidend ist der Fahrer gerade dann, wenn die technischen Voraussetzungen vieler Autos eng beieinander liegen - wer mit gleichem Material in jeder Runde zwei Zehntel schneller als sein Teamkollege fahren kann, liegt am Ende 14 Sekunden vorne und es ist durchaus möglich, dass ein solcher Abstand nach 300 Kilometern über Sieg und einen Rang ohne Punkte entscheiden kann.

Die Saison 2007 verspricht jede Menge Spannung, neue Fahrer/Team-Konstellationen, enge Zeitabstände - worauf freuen Sie sich am meisten? Wer oder was wird die Überraschung des Jahres?
Norbert Haug: Es sind alleine sechs Werksteams mit insgesamt 12 Autos am Start. Dazu ein Traditionsrennstall wie Williams, der zu den Top-Drei in der Formel 1-Erfolgsliste der letzten 25 Jahre gehört. Vergleichsweise neue Mannschaften wie Red Bull und Toro Rosso bauen auf erfahrene Teams auf und haben sich viel vorgenommen. Alleine diese Aufzählung bringt 18 Rennautos zusammen, die prinzipiell podiumsfähig sein müssen. Und ich würde mich nicht wundern, wenn die restlichen beiden Teams, Aguri Suzuki und Spyker, gut genug aufgestellt sind, um für Überraschungen zu sorgen. Ohne das Engagement der Automobilhersteller wäre diese Dichte nicht vorstellbar.

Die Formel 1-Teams unternehmen immer mehr für die Fans: Events, Auftritte der Fahrer, der BMW Pit Lane Park, Demonstrationsfahrten wie zuletzt in Abu Dhabi... Der McLaren Mercedes Launch in Valencia stand ebenfalls ganz im Zeichen der Fannähe. Was können die Teams und speziell McLaren Mercedes noch tun, um den Fans etwas zurückzugeben?
Norbert Haug: Es stand für uns immer im Mittelpunkt, Besuchern bei Formel 1-Rennen einen kostenlosen Mehrwert zu schaffen und wir haben diese Leistungen seit über zehn Jahren fortlaufend weiterentwickelt. Bei unseren Heim-Grand Prix in Hockenheim und am Nürburgring gab es beispielsweise ein kostenloses Tribünenradio für alle Besucher mit eigenen Reportagen bei Qualifying und Rennen mit unseren Rennfahrern als Kommentatoren. Wir organisieren Probefahrt- und Mitfahrtmöglichkeiten bis hin zum DTM-Rennauto, dazu Live-Interviews mit unseren Fahrern, günstige Preise für Essen und Trinken etc. An einem Grand Prix-Wochenende zum Beispiel am Hockenheimring hatten wir insgesamt über 25.000 Gäste auf den Aktionsflächen rund um die Mercedes-Benz-Tribüne und wir haben eigens Bus-Shuttles eingerichtet, um allen interessierten Besuchern diese Visite und ihre kostenlosen Leistungen möglich zu machen. Dieses Programm werden wir fortsetzen, auch wenn die Grand Prix fortan im Wechsel zwischen Hockenheim und Nürburgring stattfinden werden.