Denis, mit welchen Zielsetzungen gingen Sie in die Wintertests?
Denis Chevrier: Grundsätzlich dreht es sich immer darum, das neue Auto kennen zu lernen. In diesem Jahr hatten wir auch das neue Motorenreglement und die Umstellung auf einen anderen Reifenpartner zu beachten. Auf der Motorenseite lautete unser erstes Ziel, die auf dem Prüfstand bereits freigegebenen Modifikationen gegenüber dem RS26 auf der Strecke zu testen und sicherzustellen, dass alle Systeme auch im Auto ordnungsgemäß funktionierten. Danach fuhren wir so viele Kilometer wie möglich und nutzten die Testtage, um unser Paket mit jeder Session zu verbessern.

Probleme am Auto wurden erkannt und ausgemerzt, Foto: Patching/Sutton
Probleme am Auto wurden erkannt und ausgemerzt, Foto: Patching/Sutton

Und wie liefen die Wintertests für das ING Renault F1 Team?
Denis Chevrier: Testfahrten dienen dazu, möglichst viel zu lernen, die eigenen Stärken und Schwächen aufzudecken. Auf dieser Basis definieren wir die Entwicklungsrichtungen für weitere Verbesserungen. Wir haben intensiv an der Zuverlässigkeit gearbeitet und dabei immens viel gelernt. Es gab ein paar kleinere mechanische Probleme, aber dass es da und dort mal klemmt, ist ganz normal. Entscheidend ist, dass wir jedes Mal erkannt haben, woher das Problem rührte und danach stets besser waren als zuvor. Das ist es, worum es beim Testen geht. Dann arbeiteten wir an der Leistungsfähigkeit. Der letzte Test in Bahrain endete in dieser Hinsicht ja sehr ermutigend. Insgesamt haben wir unser vorgesehenes Wintertestprogramm komplett geschafft. Das Team hat sehr hart gearbeitet, und wir haben unser Paket bis an die äußersten Limits geführt, um es weiter zu verbessern.

Ist das Team demnach bereit für den ersten Grand Prix des Jahres?
Denis Chevrier: Wir gehören zu den Teams, die in diesem Winter die meisten Runden gefahren sind. Wir spulten mehr als 13.300 Kilometer ab, und das ist fast genauso viel wie vergangenes Jahr zur selben Zeit. Von Jerez bis Bahrain sind wir auf sehr unterschiedlichen Streckentypen gefahren, was uns erlaubte, das Gesamtpaket auf verschiedene Layouts abzustimmen. Wir haben aus jeder Testsession das Optimum herausgeholt – akzeptables Wetter vorausgesetzt – und bestimmt keine Zeit an der Strecke verschwendet. Wie 2006 haben wir hart gearbeitet, und ich denke, wir dürfen uns als gut vorbereitet bezeichnen. Wir kennen unser Paket; wir kennen seine Vor- und Nachteile, und wir kennen die Bereiche, an denen wir noch weiter arbeiten müssen. Deshalb halte ich die Wintertests für außerordentlich ergiebig.

Wie steht es mit den Motorenlieferungen an Red Bull?
Denis Chevrier: Während die grundsätzlichen Abläufe beim Testen die gleichen sind, stehen wir als Motorenpartner vor ganz anderen Aufgabenstellungen. Das Team ist eine eingespielte Einheit mit klar definierten Arbeitsmethoden und Vorgehensweisen. Red Bull Racing ist noch in einer Art Findungsphase. Die Partnerschaft ist noch sehr jung. Beide Seiten geben ihr Bestes, um die optimalen Ergebnisse herauszuholen, und die Testergebnisse waren in vielen Bereichen ermutigend. Vor allem müssen wir lernen, wie wir am besten zusammenarbeiten und dann gegenseitig unsere Effizienz verbessern. Darauf haben wir uns in den vergangenen Wochen konzentriert. Das Team in Viry konnte dank des zweiten Rennstalls in diesem Winter mehr Kilometer abspulen und auf diese Weise noch tiefere Einblicke in das allgemeine Verhalten des Motors gewinnen - das wird beiden Teams zugute kommen.

Die Zusammenarbeit mit Red Bull ist noch in der Aufbauphase, Foto: Sutton
Die Zusammenarbeit mit Red Bull ist noch in der Aufbauphase, Foto: Sutton

Wie sehen Sie den Saisonstart und das Kräfteverhältnis zwischen den Teams?
Denis Chevrier: Jeden Winter gibt es die Testweltmeister, die dann oft Probleme haben, in der Saison ihre Leistung zu bestätigen. Es lassen sich kaum Vorhersagen machen. Nach den ersten drei Grands Prix werden wir sehen, wie die Dinge stehen und können eine brauchbare Analyse treffen. Aber wir erwarten keine größeren Umwälzungen der Kräfteverhältnisse - die bekannten drei Topteams werden wieder vorne sein. Ferrari macht einen besonders guten Eindruck und scheint einen kleinen Vorsprung gegenüber den anderen zu haben. BMW könnte sich zum Herausforderer der Top-Drei aufschwingen, aber auch das müssen wir abwarten.

Wie ist jetzt - kurz vor dem Abflug nach Melbourne - die Stimmung im Team?
Denis Chevrier: Einige wichtige Teammitglieder haben andere Aufgaben übernommen, und die, die sie ersetzt haben, sind besonders motiviert, etwas aufzubauen und einen Beitrag zum Gesamterfolg zu leisten. Sowohl in Viry als auch in Enstone spürst du die riesige Motivation und eine sehr positive Dynamik; obwohl jeder sich im Klaren ist, dass es eine sehr harte Saison wird. Wir sind uns vollkommen bewusst, dass wir vom ersten Training an sehr hart kämpfen müssen und uns niemals auch nur einen einzigen WM-Punkt unnötig entgehen lassen dürfen.